Nach der Saison ist vor der Saison
Ein Überblick über das, was sich im Eishockey zwischen den Spielzeiten alles so tut.

Von Rainer Kundel
Mannheim. Mit Ausnahme der National-Hockey-League (NHL) und ihrem Unterbau sind die Entscheidungen der Eishockey-Saison 2024/25 gefallen. Nach ihrem 2024 knapp verpassten Stanley-Cup wollen die Edmonton Oilers mit dem ehemaligen Mannheimer Jungadler Leon Draisaitl (29) ab Mittwoch bei der Neuauflage der Finalserie gegen die Florida Panthers erstmals seit 1993 wieder einen Titel nach Kanada holen. Dagegen ruht mit dem Abschluss der WM der Puck bis zu den Testspielen Anfang August in ganz Europa. Im Hintergrund werden aber beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und der DEL in den nächsten Wochen einige Weichenstellungen vorgenommen.
> Nationalmannschaft: Unabhängig vom Ergebnis der Analyse von Bundestrainer Harold Kreis und Sportdirektor Christian Künast herrscht nach dem verpassten WM-Viertelfinale in der Community die Einordnung als "herbe Enttäuschung" vor. Von einer Blamage wird nicht gesprochen. Künasts erste Aussage trifft es am besten: "Es gab Momente, in denen man vom Spielerischen weg und mehr auf das Dreckige vor dem Tor hätte gehen können." In der Weltrangliste ist die DEB-Auswahl auf Rang acht verblieben. Das Ranking weist Russland trotz des Ausschlusses auf Platz eins aus. Die Suspendierung des 27-fachen Weltmeisters hält für das Olympiaturnier 2026 an, für das der Internationale Eishockey-Verband vom IOC den Auftrag erhielt, einen Spielplan ohne Russland zu erstellen. Die DEB-Auswahl wird in Mailand in einer Gruppe mit den USA, Dänemark und Lettland erwartet.
> DEB: Der Verband mit einer neu gegründeten Veranstaltungs- und Marketinggesellschaft unter Leitung von Generalsekretär Claus Gröbner arbeitet an der Vorbereitung für die siebte Heim-WM 2027. Die Verträge mit der Mannheimer SAP Arena und dem Rather Dome in Düsseldorf sind geschlossen. Fast untergegangen wäre, dass die Ermittlungen gegen den bis 2022 amtierenden DEB-Präsidenten Franz Reindl (69) wegen des Verdachts der Untreue nach dreijährigen Ermittlungen durch die Münchner Staatsanwaltschaft "wegen mangelnden Tatnachweises" eingestellt wurden. Davon unabhängig stellt sich der Verband gemäß Beschluss der Mitgliederversammlung von 2024 neu auf und wird ab 1. Juli statt von einem Präsidium von drei hauptamtlichen (bezahlten) Vorständen geleitet, die von einem ehrenamtlichen sechsköpfigen Aufsichtsrat mit dem aktuellen Präsidenten Dr. Peter Merten (Heppenheim) kontrolliert werden. Über die Positionen wird an diesem Samstag in Ingolstadt entschieden.
> DEL: In der Deutschen Eishockey-Liga ist mit dem sportlichen Aufstieg der Dresdner Eislöwen die letzte Entscheidung gefallen. Die Sachsen gehen eigenen Angaben zufolge mit einem acht Millionen-Etat in die Saison und wollen sich mit erfahrenen Zugängen wie Julius Hudacek (37/Kölner Haie), Justin Brown (38/Straubing) und Trevor Parkes (34/München) Erstliga-tauglich machen. Über den Lizenzantrag des Neulings wird wie bei den übrigen 13 Klubs bis Anfang Juli entschieden. Parallel dazu veröffentlicht die Ligazentrale den Spielplan der neuen Saison, die am 12. September startet. Es wird eine Spielzeit mit mindestens zwölf Dienstag- und Mittwochterminen.
> Adler Mannheim: Mindestens drei der noch offenen vier Kader-Positionen werden mit Importspielern besetzt. Da "Trainager" Dallas Eakins dafür auch mit Spielern verhandelt, die ihre NHL-Hoffnungen noch nicht ganz aufgegeben haben, könnten die von den Fans sehnlichst erwarteten Namen noch etwas auf sich warten lassen. Der DEL-Mustervertrag enthält eine Ausstiegsklausel, die ein Spieler bei einem NHL-Angebot bis zum 30. Juni ziehen kann. Damit haben die Adler mehrmals ihre Erfahrungen gemacht, zuletzt bei Leon Gawanke (2023) und im Vorsommer bei Nicolas Mattinen. Um dieses Risiko nicht einzugehen, wird der Klub erst Namen präsentieren, wenn Vorbehalte ausgeschlossen sind. Womit sich trotz gravierender Unterschiede bei der Wirtschaftskraft der DEL und der NHL wieder einmal zeigt, dass Alles mit Allem zusammenhängt. Weil die autonome NHL über allem steht und ihren Meister erst kürt, wenn in Europa die Spieler am Strand liegen.