Voller Körpereinsatz: Kreisläufer Jannik Kohlbacher ist nur schwer zu stoppen. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Mannheim. Jannik Kohlbacher freut sich auf morgen. Ja, sehr sogar, wie ein kleines Kind. Und das ist schwer vorzustellen, denn Kohlbacher, 23, misst 1,93 Meter und bringt stolze 113 Kilogramm auf die Waage. Auch für ihn, einem gestandenen Mann, gehen noch Kindheitsträume in Erfüllung, der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen steht vor seinem ersten Champions-League-Spiel. Die Vorfreude ist groß, am morgigen Mittwoch ist es soweit.
"Ich bin natürlich sehr gespannt", sagt er. Denn am Mittwochabend (19 Uhr) trifft man zum Auftakt der Gruppenphase in der SAP Arena auf den großen FC Barcelona, ein klangvoller Name, der sicherlich viele Handballfans nach Mannheim lockten wird.
Kohlbacher hatte bereits nach seiner Verpflichtung aus Wetzlar betont, dass ihn gerade die Königsklasse reize. "Das war natürlich ein mitentscheidender Grund für meinen Wechsel, ich will in der Champions-League spielen." Da freue er sich ganz besonders drauf. Denn in diesem Jahr möchten die Löwen den nächsten Schritt machen, nicht im Achtelfinale ausscheiden.
Das war im vergangenen Jahr der Fall, auch wenn den Badenern beim Duell mit den Polen aus Kielce der EHF-Terminplan einen Strich durch die Rechnung machte. Die Geschichte ist bekannt: Man sollte zeitgleich in Bundesliga und Champions-League spielen, schickte die zweite Mannschaft nach Polen. Und schied aus.
Dass die Gruppe in diesem Jahr wieder sehr schwer sei, das betonte auch Chefcoach Nikolaj Jacobsen in den vergangenen Wochen immer wieder. Noch schwerer als zuletzt. Denn dort trifft man unter anderem auf den amtierenden Champion aus Montpellier, die starken Ungarn aus Veszprem und eben die Katalanen aus Barcelona. "Da muss man die Punkte erstmal holen", lacht Jacobsen, "dabei werden wir aber sehen, wie weit wir noch von der Weltspitze entfernt sind."
Für den dänischen Erfolgstrainer ist Barcelona ein klarer Mitfavorit auf die Teilnahme am Final-Four in Köln und damit auch auf den Titel. Dort spielen Weltstars wie der Isländer Aron Pálmarsson oder der Franzose Dika Mem, der für seine Wurfgewalt aus dem Rückraum gefürchtet ist. "Auf so ein Spiel freut man sich natürlich", sagte Roggisch, "Barcelona ist ein super Gegner, ich hoffe, dass viele Zuschauer kommen und uns unterstützen werden."
Auf die Löwen-Abwehr kommt also eine anspruchsvolle Aufgabe zu, Roggisch war mit der Defensiv-Arbeit seiner Mannschaft in den ersten Ligaspielen bisher zufrieden. "Man merkt, dass wir nun noch variabler im Innenblock sind", so der Sportliche Leiter. Und auch Kohlbacher mache bisher auf der Halbposition in der Abwehr eine gute Figur. Jesper Nielsen, ergänzt Trainer Jacobsen, sei zudem eine starke Alternative sowohl in der Defensive als auch im Angriff.
Zurück zu Debütant Kohlbacher. Er ist zwar jung, aber im Löwen-Rudel unumstritten der beste Angriffs-Kreisläufer. Er fühlt sich bereits wohl in der Umgebung, in der Mannschaft, mit den Fans - das betont er immer wieder in seinen Interviews.
Im Zusammenspiel mit Stratege Andy Schmid blüht der Nationalspieler immer mehr auf, Kohlbacher weiß seinen massiven Körper optimal einzusetzen. Der eine oder andere Pass, die clevere Finte oder ein dynamischen Abschluss hatten bereits Königsklassen-Niveau. Die Gegner waren aber noch keine Topmannschaften. Es wird sich also morgen zeigen, was man gegen Weltklasse-Teams leisten kann. Ob Sieg oder Niederlage, fest steht, dass Kohlbacher diesen Tag so schnell nicht vergessen wird…