Patrick Groetzki. Foto: dpa
Von Daniel Hund
Heidelberg. Es war ein Abend zum Vergessen. Ein Spiel, in dem die Rhein-Neckar Löwen so schlecht waren wie vielleicht noch nie zuvor. Die 25:30-Pleite in Lemgo wirkt nach. Denn bei den Ostwestfalen passte nichts: Keine Einstellung, keine Power, keine Emotionen. Es schien fast so, als würden sich die Gelben bereits Mitte der ersten Halbzeit ergeben, in ihr Schicksal fügen.
Der Auftritt in Lemgo war der negative Höhepunkt einer bis dahin ohnehin schon völlig verkorksten Saison. Da fiel es selbst einem wie Oliver Roggisch, der im Handball schon viel erlebt hat, schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Der Sportliche Leiter der Löwen war mächtig angefressen und fand auf der abschließenden Pressekonferenz deutliche Worte: "Dass wir in dieser Liga Auswärtsspiele verlieren können, ist klar. Aber die Art und Weise war erschreckend. Leidenschaft und Kampf haben in der ersten Halbzeit komplett gefehlt." Und weiter: "Jeder einzelne muss sich hinterfragen. Wir müssen uns jetzt um 180 Grad drehen."
Eine Reaktion muss her – und da kommt der kommende Gegner eigentlich gerade recht: Am Donnerstag ab 19 Uhr empfangen die Löwen die HSG Nordhorn-Lingen. Das Liga-Schlusslicht. Der für viele Experten bereits feststehende erste Absteiger. Doch leichte Spiele scheint es für die Löwen in dieser Saison nicht zu geben. Der zweifache Meister schafft es irgendwie Woche für Woche aufs Neue, die Gegner aufzubauen. Sie regelrecht zu Topleistungen zu pushen.
Aber auch Nordhorn? Eigentlich kaum vorstellbar: 17 Spiele, zwei Punkte – das ist sie die traurige Bilanz des Aufsteigers. Für Löwen, die sich nur halbwegs in Normalform befinden, müsste Nordhorn also ein gefundenes Fressen sein.
Oder anders: Ein Sieg ist Pflicht. Andernfalls nimmt der Gegenwind zu, wird zum Orkan. Ungemütlich ist es ja jetzt schon: Am Montag meldete sich auch Geschäftsführerin Jennifer Kettemann zu Wort. Die starke Frau im Löwen-Hintergrund sprach auf der vereinseigenen Homepage Klartext: "Das war ein Tiefpunkt, den wir so alle nicht mehr erleben wollen", blickte sie auf die Pleite in Lemgo zurück. "Wir verstehen uns als Spitzenklub – und als solcher müssen wir auch auftreten."
Themenwechsel: Es gibt nämlich auch Erfreuliches rings um die Löwen zu berichten. Urgestein Patrick Groetzki, 30, der Mann vom rechten Flügel, hat verlängert. Bis 2023. Seit 13 Jahren wirbelt er für die Löwen bereits übers Feld. "Es freut mich sehr, weiter bei dem Verein zu spielen, für den ich mein erstes Bundesligaspiel gemacht habe", grinste "Johnny". Bislang bringt er es auf 544 Löwen-Pflichtspiele und 1543 Tore.