Die Sportler des Jahres: Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (l.) aus Oftersheim setzte sich bei den Frauen durch. Foto: dpa
Von Matthias Kehl
Baden-Baden. Malaika Mihambo strahlt übers ganze Gesicht als sie am Sonntagabend im gold funkelnden Kleid die Bühne betritt. Die Weitsprung-Weltmeisterin aus Oftersheim ist Deutschlands Sportlerin des Jahres. Unter tosendem Applaus wurde das Wahlergebnis der Sportjournalisten am Sonntagabend im Kurhaus Baden-Baden verkündet. Mihambo, deren Vorname Malaika im Arabischen mit "Engel" übersetzt wird, überflügelte dabei Triathlon-Siegerin Anne Haug (Platz 2) und Hindernis-Läuferin Gesa Felicitas Krause (Platz 3). Im Moment des Triumphes fühlt Mihambo "riesige Freude" wie sie sagt. "Eine außergewöhnliche Saison" liege hinter ihr.
Im Juni knackte die Kurpfälzerin in Rom erstmals die Siebenmetermarke. Zwei Monate später folgte ihr dritter deutscher Meistertitel in Berlin, mit 7,16 Metern die nächste persönliche Bestleistung inklusive. Als erste deutsche Weitspringerin gewinnt Mihambo im September auch noch die Diamond League in Brüssel. Damals ahnt sie noch nicht, dass das erst der Anlauf ist für ihren ganz großen Coup.
Den Mannschaftstitel sicherte sich das deutsche Skisprung-Team ((r.o.v.l.) Markus Eisenbichler, Stephan Leyhe, Karl Geiger und Richard Freitag. Foto: dpaSonntagabend, 6. Oktober, Doha: Nach zwei misslungenen Versuchen steht die 25-Jährige maximal unter Druck. Sie hält inne. Berät sich kurz mit Ralf Weber, ihrem Coach. Dann der letzte Versuch. Mihambo nimmt Fahrt auf, trifft das Brett und fliegt: 7,30 Meter, der Weltmeistertitel. Ihr Sprung an die Weltspitze. Der Blick auf die Anzeigetafel ist für die Kurpfälzerin "ein Gänsehautmoment", wie sie sich auch am Samstag beim Auftritt im Aktuellen Sportstudio erinnert.
Ihre weltmeisterliche Weite wollen die Moderatoren Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne im Kursaal Baden-Baden nochmal genau nachvollziehen. Dafür spannen sie ein Maßband 7,30 Meter durch den Saal, unter anderem über die Locken von Thomas Gottschalk, der die Gala in vorderste Reihe verfolgt. Die goldene Trophäe überreicht Mihambo Weitsprung-Olympia-Siegerin dann Heike Drechsler, die mit ihren 7,48 Meter aus dem Jahr 1998 den deutschen Rekord hält. "Ich bin dein größter Fan", würdigt Drechsler Mihambos Triumph. "Mit welcher Coolness du gewonnen hast ist unglaublich", so Drechsler, die Mihambo auch für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio die Daumen drückt.
Bei den Männern räumte der neue Zehnkampf-Star Niklas Kaul ab. Foto: dpaAuf der roten Tartanbahn ist es Mihambo gewohnt, abzuheben. Auf dem roten Teppich in Baden-Baden hingegen verliert Mihambo die Bodenhaftung nicht. Im Gegenteil. Die 25-Jährige gibt sich trotz der Lobpreisungen total geerdet. Das liegt vielleicht auch an ihren mental ausgleichenden Hobbies, denen Mihambo, die dieses Jahr ein Masterstudium für Umweltwissenschaften begann, nachgeht. Eines ist davon das Klavierspielen. Die Moderatoren machten ihr ein kleines "mobiles Klavier" zum Geschenk, auf dem die Weltmeisterin unter begeistertem Applaus des Publikums gleich spontan ein paar Töne anschlug.
Bei den Männern lag der erst 21 Jahre alte Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul vorne, vor Triathlet Jan Frodeno. Als "Mannschaft des Jahres" kamen die Skispringer auf 1764 Punkte. Auf Rang zwei landeten die Ruder-Weltmeister des Deutschland-Achters vor dem Tennis-Doppel Kevin Krawietz/Andreas Mies, das überraschend die French Open gewonnen hatte. Die "Sportler des Jahres" werden seit 1947 gekürt, Organisator ist die Internationale Sport-Korrespondenz (ISK). Der deutsche Fußball-Meister und -Pokalsieger FC Bayern München schaffte es 2019 nicht unter die besten Zehn.