Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Von Heddesheim nach Leutershausen sind es schlappe sechs Kilometer. Frank Schmitt könnte die Strecke von seiner Haustür bis zur Heinrich-Beck-Halle mühelos mit dem Drahtesel zurücklegen, ja sogar zu Fuß würde sie den Trainer der Drittliga-Handballer der SG Leutershausen vor keine Probleme stellen. Schließlich ist Schmitt leidenschaftlicher Wanderer. So darf der 52-Jährige trotz der jüngsten 15-Kilometer-Corona-Beschränkungen theoretisch noch den Weg nach Hirschberg finden – praktisch macht es aktuell aber wenig Sinn. Nicht genug, dass das Training seit Dezember ruht, am Freitag gab der Traditionsverein auch noch bekannt, dass Schmitt und die Roten Teufel nach der laufenden Saison getrennte Wege gehen werden. Im RNZ-Gespräch spricht der Bänker über Erlebnisse, Entscheidungen und Erfahrungen.
Frank Schmitt, Ihr Vertrag läuft noch bis Sommer. Haben Sie aber Ihr Abschiedsspiel als Trainer der SG Leutershausen schon gespielt?
Puh, keine Ahnung – das ist schwierig zu sagen. Man hangelt sich ja von einem Lockdown zum nächsten. Nach der nächsten Sitzung des Deutschen Handball-Bundes wird man mehr wissen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Runde im Februar wieder aufgenommen wird. Viel wahrscheinlicher finde ich, dass die Pause noch mal verlängert wird. Das ist aber eine Entscheidung, die jetzt jeder Drittliga-Trainer gerne wüsste.
Aber Sie tendieren eher zu einem Abbruch der Saison.
Es spricht viel dafür. Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann geht es einfach nicht in die richtige Richtung. Mir fehlt der Glaube, dass man im März so Handball spielen kann, dass es noch für eine Halbserie reicht. Da lass ich mich einfach überraschen.
Wollten Sie denn Trainer bei der SG Leutershausen bleiben?
Das ist eine gute Frage. Man macht sich immer mal Gedanken, auch mal eine Pause zu machen. Die Entscheidung wurde mir aber abgenommen – da muss ich mich also nicht mehr mit beschäftigen.
Wie geht es Ihnen mit der Entscheidung?
Aktuell geht es mir gut. Das ist eben das Geschäft. Wenn sich der Verein Gedanken gemacht hat und zu dem Entschluss gekommen ist, dass ich für die nächste Zeit nicht mehr der richtige Trainer bin, dann akzeptiere ich das. Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Die Entscheidung ist für mich okay – es ist nichts Dramatisches.
Aus den ersten vier Spielen holte Ihre Mannschaft keinen Sieg. Welche Rolle spielte der missglückte Saisonstart?
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Klar ist aber, dass wir aus den vier Spielen nicht das Optimale herausgeholt haben. Es gab immer verschiedene Gründe, dann kam noch Pech dazu. Bei den Junglöwen hatten wir sicher einen Punkt verdient, gegen Balingen haben wir das Spiel über weite Strecken dominiert, dann eine fragwürdige Rote Karte bekommen und einen weiteren Punkt hergegeben. Hätten wir diese zwei Zähler mehr gehabt, wäre das Spiel gegen Schwetzingen vielleicht auch anders gelaufen. Das ist aber alles Konjunktiv und zudem müßig, sich darüber Gedanken zu machen. Es ist, wie es ist. Und so akzeptiere ich das.
Sollte der Trainingsbetrieb doch wieder aufgenommen werden dürfen – hört eine Mannschaft überhaupt noch auf einen Übungsleiter, der bald gar nicht mehr da ist?
Auch das ist eine Frage, die sich dann beantworten wird. Ich habe noch einen Job zu erfüllen – das werde ich mit maximalem Einsatz tun. Wenn der Verein dann der Meinung ist, dass es nicht funktioniert, dann muss er reagieren. Von meiner Seite gibt’s da aber keine Probleme.
Gibt es einen Moment in Ihrer Zeit bei der SG Leutershausen, der Ihnen besonders in Erinnerung bleibt?
In diesen zwei Spielzeiten gab es sicher Begegnungen, die besonders waren – im positiven und negativen Sinne. Ein Derby in Leutershausen mitzuerleben ist etwas ganz Außergewöhnliches. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt – die Erkenntnisse nehme ich gerne mit.
Welche sind das?
Für mich war es immer ein Wunsch, mal in der 3. Liga trainieren zu dürfen. Meiner Meinung nach habe ich gezeigt, dass ich das auch kann. Natürlich lernt man Sachen über Menschen und über Spieler – das ist aber unabhängig, ob man nun in der Badenliga oder der 3. Liga Trainer ist.
Die Roten Teufel waren Ihre erste Station als Drittliga-Trainer. War es auch Ihre letzte?
Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Eine neue Aufgabe muss mit meinem Job kompatibel sein – das muss gemeinsam funktionieren. Klar wird mir das hochklassige Training mit Drittliga-Spielern fehlen, das hat mir großen Spaß gemacht. Es ist jetzt nicht so, dass ich verzweifelt irgendwas suche – sollte sich aber etwas ergeben, werde ich mir das genau anschauen. Wenn ich dann der Meinung bin, dass ich das leisten kann, werde ich das auch tun. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm.
Ihre Arbeit als Bänker würde Sie also auch ohne den Handball erfüllen.
Die erfüllt mich definitiv. Seit ich 18 bin, bestand mein Leben bis auf wenige Wochen immer aus Handball und Beruf gleichzeitig. Die Corona-Unterbrechung war eigentlich die längste Pause, die ich je hatte. Aber auch da gewöhnt man sich dran. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mir nicht zwangsläufig noch beweisen muss, was ich kann.