Nach einem hart umkämpften Rugbymatch auf ungewohntem Hartplatz ließen sich die Mannschaften von Kumamoto (in Rot) und Heidelberg in Freundschaft vereint abbilden. Nun sparen die jungen Japaner für den Gegenbesuch im Juni 2020. Foto: privat
Von Norbert Schick
Kumamoto. Frankreich gegen Tonga - am Sonntag war das eine von zwei Begegnungen bei der IX. Rugby-Weltmeisterschaft in Japan. Mit 23:21 rettete sich die Equipe Tricolore im Kumamoto Stadium gerade noch über die Zeit. An diesem Sonntag, an dem die Gruppenphase zu Ende gehen wird, spielt dort Wales gegen Georgien. Dann wird feststehen, wer im Viertelfinale steht und welche zwölf Teams nach Hause fahren müssen.
Doch weit gefehlt, dass diese beiden Partien die einzigen internationalen Rugby-Treffen auf Japans südlicher Insel Kyushu sind. Der Rugby-Verband Baden-Württemberg (RBW) entsandte seine U16-Auswahl in Heidelbergs Partnerstadt Kumamoto. Ein offizielles Spiel gegen die Auswahl der Präfektur Kumamoto stand auf dem Programm, einen Tag danach der Besuch des WM-Spiels zwischen "Les Bleus" und den in weißen Trikots und roten Hosen angetretenen Tonganern, und schließlich am Montag eine gemeinsame Trainingseinheit mit abschließendem Spiel auf eine Stangenseite gegen ein Team der Kumamoto Technical High School.
Auf dem weitläufigen Sportgelände der High School übte hinter dem staubigen Rugby-Platz eine vielköpfige Blaskapelle ein Stück aus "Porgy and Bess", und auf der 100-m-Bahn trainierten Studierende den Stabwechsel beim Sprint.
"17:17 endete die erste Begegnung auf dem Kunstrasenplatz, zur Halbzeit haben wir mit 17:5 geführt", sagte RBW-Delegationsleiterin Stephanie Krüger am Montag, während sich die Jungs mit den Einheimischen auf dem Sandplatz der Technical High School austobten. "Unter unseren Spielern ist ein 13-Jähriger, die anderen sind 14 oder 15 Jahre alt. Die Japaner spielten im Prinzip mit einer U18-Auswahl." Es ist also aller Ehren wert, was die schwarz-gelbe RBW-Auswahl im Land des WM-Gastgebers bot. "Abends gab es ein gemeinsames Abendessen, dann ging es ins Hotel", sagte Krüger. Und dieses träg der herrlichen Namen "Peaceful". 23 Spieler und fünf Betreuer umfasste die Equipe aus "Doi tsu", aus Deutschland. Ein Akteur aus Pforzheim, einer aus Stuttgart und einer aus Karlsruhe, der Rest kam aus der Hochburg Heidelberg. "Es wurde guter Sport geboten, wir wurden gut aufgenommen", bestätigte Landestrainer Jan Ceselka in Kumamoto.
Ein Höhepunkt der sechstägigen Japan-Tour, die per Flugzeug von Frankfurt über Seoul und Fukuoka führte, war der Sonntag. Er begann mit einer Besichtigung der berühmten von 1601 bis 1607 erbauten Burg, die beim verheerenden Erdbeben von 2016 stark beschädigt wurde und derzeit wieder aufgebaut wird. Die vollständige Renovierung wird noch über zehn Jahre dauern. Nachmittags bei der Partie Frankreich gegen Tonga im wunderschönen Stadion, das in einem idyllischen Park, allerdings auch ein ganzes Stück von der Innenstadt entfernt liegt, saßen die RBW-Talente gemeinsam mit ihren Gegenspielern vom Vortag in einem Block und unterhielten sich mit Händen und Füßen. Denn viele Japaner sprechen kein oder nur wenig Englisch.
Geschenke gab es am Montag beim offiziellen Empfang des Oberbürgermeisters im Rathaus. Die deutsche Delegation erhielt einen Replica-Ball des Rugby World Cups, die Spieler Schlüsselanhänger. Mitgebracht hatten die Rugbymen and -woman aus der Kurpfalz eine große Kiste Wein aus der Winzergenossenschaft Schriesheim. Eine Flasche davon liegt mittlerweile im Keller oder Kühlschrank des Bürgermeisters, wenn sie mittlerweile nicht schon geleert wurde. Nach dem Besuch im Ehrensaal mit großen Sesseln und Mahagonitischen stand montags selbstredend noch Shopping auf dem Programm, anschließend eine Schiffsfahrt um einige küstennahe Inseln.
Nicht ohne Grund brachten die Gäste aus Deutschland ein Programmheft der SAS Heidelberg Juniors & Girls Sevens von diesem Sommer mit. Vielleicht - und das wäre eine tolle Sache bei der Veranstaltung zum 25. Jubiläum im Juni 2020 - kommt ein Team aus der Präfektur Kumamoto zum Gegenbesuch nach Heidelberg. Sehr gut möglich, dass die japanischen Gäste dann den knuddeligen "Kumamon" mitbringen. Ein goldiger Bär, der 2010 das Licht der Maskottchen-Welt erblickte und schon ein Jahr später den renommierten Yuru Chara Grand Prix gewonnen hat.
Eindrucksvoller Abschied: Am Montag warteten alle japanischen Spieler in ihren roten Trikots so lange, bis die Gäste aus Deutschland im Bus losgefahren sind - und bildeten rechts und links der Straße eine Klatschgasse. Sozusagen eine Busgasse. Am Dienstag hieß es: Sayonara!