Blau-Gelb gegen Gelb-Blau: Neuzugang Jonas Kupijai (2.v.r.) auf dem Weg zum Tor. Foto: vaf
Von Tillmann Bauer
Hirschberg. Gorazd Škof hatte Spaß. Der Bundesliga-Torwart der Eulen Ludwigshafen liebt Handball; und deshalb ließ er es sich am Samstagabend auch nicht nehmen, in der Sachsenhalle beim Drittliga-Auftakt des TV Germania Großsachsen vorbeizuschauen und seinen Kollegen Leon Hoblaj, der bei den Gelben spielt und bei den Eulen ein Zweitspielrecht besitzt, zu unterstützen. Škof – mittlerweile stolze 43 Jahre alt – war einer von 150 Zuschauern, die in die Halle kommen durften.
Er klatschte, er jubelte, man hatte das Gefühl, er wollte selbst mitspielen. Die slowenische Torwart-Legende blieb aber vorbildlich auf seinem Platz sitzen und hielt sich an alle Hygieneregeln – schließlich war das Ordnungsamt persönlich gekommen, um die Einhaltung der Maßnahmen zu überprüfen. Škof sah ein spannendes Auftaktspiel der "Saasemer" gegen den Aufsteiger SG Pforzheim/Eutingen, das mit 22:22 endete und somit ohne Sieger blieb.
Der gefühlte Gewinner des Tages war ebenfalls ein Torhüter. Und Überraschung, es war weder Leon Hoblaj noch Gorazd Škof. Gerade im ersten Abschnitt, als Großsachsen eine gute Leistung zeigte, wuchs ein anderer Schlussmann über sich hinaus: Fabian Lieb parierte insgesamt vier Siebenmeter – ein gelungener Einstand bei der TVG für den Neuzugang aus Nußloch. "Ich bin etwas heiser, meine Stimme ist weg", sagte er nach dem Schlusspfiff: "Ich musste anfangs etwas rumschreien." Weil der Mann mit den zerzausten schwarzen Haaren nicht nur die Strafwürfe parierte, sondern auch einige andere gute Einwurfmöglichkeiten vereitelte, wurde er zurecht als Spieler des Tages ausgezeichnet. Er lachte: "Wenn man die Siebenmeter hält, dann ist es auch nicht so schlimm, dass so viele gegen uns gepfiffen wurden." Insgesamt neun bekamen die Pforzheimer zugesprochen.
So scheiterte auch Tim Ganz vom Strich. Der Rechtsaußen lief noch im vergangenen Jahr in der Bundesliga für die Profis der Rhein-Neckar Löwen auf, nun ist er zurück in der Dritten Liga. Seine Qualitäten bewies er vor allem kurz nach der Pause, als die Gäste aus einem 8:12-Rückstand einen 12:12-Zwischenstand (34.) machten. "Saase" wurde in dieser Phase überrannt, verspielte den Vorsprung – und irgendwie auch das Spiel.
Weil sich bis zur letzten Minute aber kein Team mehr entscheidend absetzen konnte und die Zuschauer in der Sachsenhalle eine attraktive Begegnung mit ungewissem Ausgang zu sehen bekamen, waren letztendlich beide Parteien mit dem Punkt zufrieden. Großsachsen, weil es nicht verloren hatte und Pforzheim, weil es als Aufsteiger auswärts überraschen konnte. TVG-Trainer Stefan Pohl sagte: "Das war spannender als der Tatort am Sonntagabend. Gegen Ende haben wir uns wirklich sehr schwer getan, da können wir mit dem Unentschieden gut leben."
Das letzte Wort hatte aber – passenderweise – ein Torhüter. Als Fabian Lieb über die Stimmung in der Halle urteilen sollte, erinnerte er sich an seine persönliche Vergangenheit: "Mit Nußloch haben wir hier meist verloren, da war die Atmosphäre immer besonders. Jetzt ist es schön, auf der richtigen Seite zu stehen."
Großsachsen: Schüler 1, Hildebrandt 3, Meiser 2, Kadel 1, Hartz 2, Kehlenbach 5, Reisig 2, Buschsieper 6/3.