Akrobatisch: Adler-Keeper Dennis Endras hatte alle Hände voll zu tun. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Dieser rasanten, von hartem Kampf und großem Einsatz geprägten Partie zwischen den beiden DEL-Schwergewichten fehlte nur eines: der angemessene äußere Rahmen. "Was wäre das für ein Spiel für die Zuschauer", wusste TV-Experte Christoph Ullmann schon vor dem Anpfiff zwischen den Adlern Mannheim und dem EHC München, das der Titelverteidiger verdient mit 3:2 (2:2, 0:0, 0:0, 1:0) nach Penaltyschießen für sich entscheiden konnte.
Damit bleiben die Adler nach drei Heimspielen weiter ungeschlagen. Für die vielen Fans, die das Spiel nur auf MagentaSport verfolgen konnten, boten die Titelfavoriten früh in der Saison einen "Kracher", der in vielen Szenen für die verbotenen Silvester-Böller entschädigte. Von einem Emotionsverlust auf dem Eis aufgrund der fehlenden Zuschauer war nicht ansatzweise etwas zu spüren.
Schon an diesem Montag reisen die Adler erstmals. Bei der Partie beim ERC Ingolstadt (20.30 Uhr) werden die am Samstag kurzfristig ausgefallenen Jason Bast und Brendan Shinnimin ebenso fehlen, wie Sinan Akdag, Cody Lampl und Andrewa Desjardins. "Realistisch ist, dass wir sie am Donnerstag gegen Schwenningen wieder dabei haben", hielt sich Pavel Gross über die Gründe (vermutlich fiebrige Erkältung) bedeckt.
Trotz "kurzer Bank" – vier Förderlizenzspieler sorgten dafür, dass sechs Verteidiger und elf Stürmer auf dem Eis standen – hielt der Trainer sein Versprechen, die ominöse Serie gegen die "Roten Bullen" zu beenden. Es war der erste Sieg unter der Regie des 52-Jährigen in einem Heimspiel gegen die Oberbayern außerhalb der Meister-Playoffs 2019.
"Jeder hat zehn Prozent mehr gegeben, um die Ausfälle auszugleichen", lobte Gross den großen Einsatz seines Teams. Es waren in der Tat die kämpferischen Tugenden, mit denen sich die Adler der zeitweisen Überlegenheit des Gegners entgegenstemmten, sich im Münchner Powerplay in die Schüsse warfen und nach dem schnellen Verlust der stark herausgespielten Führung wieder sortierten. "Hut ab vor der Kampfleistung jedes einzelnen Spielers. Aber genau das sind die Partien, die richtig Spaß machen", freute sich der viel beschäftigte Torhüter Dennis Endras, nachdem Matthias Plachta als einziger beim Penaltyschießen traf.
Nico Krämmer nach einem "Korkenzieher-Solo" von Joonas Lehtivuori und Marcus Eisenschmid per Rückhand nach Doppelpass mit Yannik Valenti schossen die Adler in Führung. Danach war Felix Schütz nicht der Glückliche. Der Center der ersten Reihe vergab nicht nur zweimal in aussichtsreicher Position. Ihn stach auch der Hafer, als er 52 Sekunden nach Rückkehr von der Strafbank erneut raus musste. Das war einmal zu viel, dazu verhalf ein riskanter Wechsel den Gästen zum Anschlusstreffer durch Voakes, 37 Sekunden später staubte Kossila ab.
Was die Qualität der Torchancen angeht, hatte München ein Plus, dennoch lag die volle Punktausbeute 25 Sekunden vor Verlängerung und Penaltyschießen auf der Kelle von Eisenschmid. Bereits in der 36. Minute unterlagen die Schiedsrichter einer Fehleinschätzung, als sie bei angezeigter Strafe gegen München zu früh abpfiffen, obwohl Torhüter Reich den Schuss von Katic nicht gesichert hatte und sich selbst über die Linie bugsierte.
Adler Mannheim – EHC München 3:2 n.P. (2:2, 0:0, 0:0, 0:0, 1:0)
Tore: 1:0 Krämmer (9.), 2:0 Eisenschmid (13.), 2:1 Voakes (17.), 2:2 Kossila (18.), 3:2 Plachta (65./ Penalty)
Schiedsrichter: Kopitz (Iserlohn), Schrader (Bochum)
Strafminuten: 12/8
Zuschauer: keine