Von Rainer Kundel
Mannheim. Fast zeitgleich zur Bekanntgabe der vorläufig einheitlichen 20-Prozent-Grenze bei der Zulassung von Zuschauern in Stadien und Sporthallen durch die Länder veröffentlichten die Adler Mannheim auf ihrer Homepage einen Newsletter, der bei ihren Anhängern nicht ohne Zündstoff bleiben wird. Der Hintergrund: Am 1. August informierte der Klub, dass beim Stand von 4100 Saisontickets aufgrund der unsicheren Situation der Dauerkartenverkauf gestoppt wurde.
Jetzt, sechs Wochen später, "beichten" die Adler in einer umfangreichen Stellungnahme, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits 6000 Karten verkauft waren. Begründet wird die Panne damit, dass die Meldung bereits vor Veröffentlichung verfasst, aber nicht mehr aktualisiert wurde. Wie es hieß, "passieren Fehler, wo Menschen arbeiten". Für eine Organisation wie die des achtfachen deutschen Meisters mit einer Vielzahl von Mitarbeitern, auch wenn viele davon seit Monaten in Kurzarbeit sind, ist das dennoch keine Ruhmestat.
Je nachdem, wie viele Zuschauer beim geplanten Saisonbeginn der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zugelassen sind, fallen somit etliche Stammkunden durch das Sieb. Der Klub teilt darüber hinaus Varianten mit, zu denen man die laufenden und weitere Reservierungen berücksichtigen will und kündigt an, dass er bereits für die übernächste Spielzeit 2021/22 die Tickets jener Kunden reserviert, die in der abgelaufenen Saison 2019/20 ein Abonnement hatten (8 100).
Die DEL will in einer weiteren Gesellschafterversammlung am kommenden Montag im Lindner-Kongresshotel in Frankfurt-Höchst offenbar endgültig über ihren Saisonbeginn entscheiden. Dabei wird die am Dienstag in einer Schaltkonferenz der Länder vorerst bis 31. Oktober geltende Kapazitätsgrenze von 20 Prozent allerdings nur ein Richtwert sein, da die Liga erst am 13. November beginnen will und bis dahin die Lage neu bewertet werden soll. Dennoch werden die Konsequenzen aus der Teilzulassung von Fans die Tagesordnung bestimmen.
Gernot Tripcke. Foto: dpa"Wir müssen diese Entscheidung der Politik erst mal sacken lassen und abwarten, wie die praktische Handhabung erfolgt. Die 20-Prozent-Grenze ist als Empfehlung formuliert, und die Abstandsregelungen verweisen auf das jeweilige Landesrecht", äußerte sich Liga-Chef Gernot Tripcke gegenüber der Deutschen Presse Agentur. Der Jurist fügte aber kritisch hinzu, dass "wir uns nach den Gesprächen der vergangenen Wochen deutlich mehr Unterstützung in diesem für uns wirtschaftlich so existenziellen Bereich erhofft haben".
Bezogen auf die SAP Arena, deren Fassungsvermögen beim Eishockey 13.600 Besucher beträgt, würde eine dauerhafte 20-Prozent-Hürde (2720 Zuschauer) noch nicht mal die Hälfte der verkauften Dauerkarten abdecken. Erst bei rund 40 Prozent, also knapp 5 500 Besucher, ist nach Informationen der RNZ eine Kostendeckung und zusätzlich eine kleine Marge erreichbar.
Das würde bedeuten, dass nach derzeitigem Stand ein kostendeckender Spielbetrieb nur im Falle eines Ausgleichs durch bisher zugesagte (80 Prozent des Umsatzausfalls, Höchstgrenze 800 000 Euro pro Klub) und darüber hinaus neu definierte Überbrückungshilfen aus Bundesmitteln möglich ist. Und inzwischen bekannt gewordene Hindernisse aus EU-Richtlinien (Kleinbetrieb-Definition, keine Überschuldung zum 31.12. des Vorjahres) aus dem Weg geräumt werden.