Drohendes Saisonende: Wer spricht bei den Adlern Mannheim ein Machtwort?

Bereits am 6. März könnte die Saison für den amtierenden deutschen Meister zu Ende sein - Christopher Fischer wechselt nach Iserlohn

08.02.2016 UPDATE: 09.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden

Viel zu fehlerlastig: Verteidiger Sinan Akdag stürzt mit den Adlern ab. Foto: vaf

Von Rainer Kundel

Mannheim. Ein Dauerkartenbesitzer der Adler Mannheim verabschiedete sich am Sonntagabend von seinem Stammtisch vorsichtshalber schon mal "bis zur neuen Saison". Der 68-jährige fliegt vom 14. Februar an für drei Wochen in Urlaub und sieht deshalb keines der noch vier Heimspiele der Hauptrunde. Der feste Glaube, dass "sein" Klub ab 9. März zumindest noch die erste Playoff-Runde (Qualifikation zum Viertelfinale) spielen wird, fehlte ihm ebenso wie der Mehrzahl der Tischgenossen. Der deutsche Meister weist sieben Punkte Rückstand zu Platz sechs (berechtigt zur Viertelfinal-Teilnahme) auf, nur noch fünf sind es bis zum Elften ERC Ingolstadt. Für die Klubs unterhalb Platz zehn ist am 6. März Saisonende.

Nimmt man die Verfassung der "Greifvögel" in den letzten zwei Wochen mit fünf Niederlagen in Serie und den bereits zuvor eingetretenen schleichenden Abwärtstrend zum Maßstab, so ist die "worst case"-Situation nicht unrealistisch. Nach der Liga-Pause stehen ab 19. Februar noch acht Partien an: Heimspiele gegen Krefeld, Düsseldorf, Iserlohn und Straubing, auswärts geht es nach Schwenningen, Ingolstadt, Hamburg und Berlin. Die Luft wird dünner und es wird von den Anhängern mit Unverständnis registriert, dass die Mannschaft bis einschließlich Montag kommender Woche trainingsfrei erhielt. Das wird allgemein als Zeichen gewertet, man sei mit dem Saisonverlauf zufrieden.

"Die Spieler sollen vor dem Saisonendspurt vor allem die Köpfe frei bekommen und mal an etwas anderes als Eishockey denken", so die zwischen Trainer Greg Ireland und Manager Teal Fowler abgestimmte Begründung. Lediglich die zum Trainingscamp der Nationalmannschaft (8.-10.Februar) in Garmisch-Partenkirchen geladenen Cracks (Reul, N.Goc, Akdag, Hospelt, Kink, Ullmann) sind für drei Tage beschäftigt.

Zu beobachten war am Sonntag, dass nach einer Ansammlung unbefriedigender Heimspiele die Stimmung in der Arena kippte. Sie passte sich dem Gestochere auf dem Eis an, die Halle leerte sich in Windeseile, der vom Adler-Marketing ausgerufene Luftballontag geriet zum Flop und bei der Autogrammstunde herrschte am Fastnachtsonntag Leichenbitter-Stimmung. Die Fans sehnen sich nach Maßnahmen, um die Saison noch zu retten. Anders als in Hamburg, Wolfsburg oder Nürnberg, wo Stammkräfte auch mal auf die Tribüne gesetzt werden, vertröstet man sich bei den sportlichen Leitung und der Geschäftsführung und hofft Woche für Woche auf Besserung.

Es läuft schon lange einiges aus dem Ruder im Adlerhorst, aber kaum jemand erkennt den Imageverlust und den folgenden wirtschaftlichen Schaden. Mit Aussagen wie "Wir sind gierig wie ein Rudel Wölfe" (Greg Ireland vor dem Wolfsburg-Spiel) oder "Gegen uns will in den Play-offs niemand gern spielen" (Manager Teal Fowler) gibt man sich der Lächerlichkeit preis. Statt Stoff für die Fachpublikationen zu liefern, beherrschen private Probleme einiger noch in Meisternächten schwelgender Cracks in den Gerüchteküchen (un-) sozialer Netzwerke die Regenbogenwelt, wozu Repräsentanten des Klubs und seiner Sponsoren nicht unerhebliche Beiträge leisten.

Was ist aus den bis auf fünf Positionen unveränderten Meister-Adlern geworden? Kann die Mannschaft nach dem Erfolg der Vorsaison nicht mit den nach Niederlagen erhöhtem Druck umgehen? Hier ein Pass zu viel, dort ein Missverständnis, dazu ein unverträglicher Schuss Überheblichkeit, was man daran festmachen kann, dass die Leistungen umso schlechter werden, je niedriger der Gegner in der Tabelle angesiedelt ist. Es ist Einstellungssache und kein Pech, sondern Unvermögen, wenn Heimspiele gegen Augsburg und Straubing vergeigt werden und dabei das sperrangelweit offene Gehäuse des Gegners verfehlt wird.

Auffällig ist der eklatante Leistungsschwund eines Großteils jener deutschen Spieler, die vor oder während der Saison großzügig mit Vertragsverlängerungen zwischen drei und fünf Jahren belohnt wurden. Angeblich aufgrund des Ungleichgewichts bei der Angebots-Nachfrage-Situation (Wucherangebote der Konkurrenz).

Kapitän Marcus Kink und Martin Buchwieser verstecken sich seit Wochen und wollen in (Spielmacher) -Rollen aufgehen, die sie aufgrund ihrer limitierten Fähigkeiten nicht ausfüllen können.

Ein weiterer, Sinan Akdag scheint ein völlig übertriebenes Lob der "TV-Experten" Rick Goldmann und Florian Keller in den falschen Hals bekommen zu haben. Ende November, bei einer starken Vorstellung des Verteidigers in Iserlohn, überpuderten sie den Deutsch-Türken mit Lobeshymnen ("Zu stark für die Liga"). Seither übernimmt sich Akdag bei seinen Aufgaben, will zu viel und wird dadurch derart fehlerlastig, dass er Woche für Woche durch Tändeleien an der blauen Linie Breaks verursacht, die Ende Januar gegen Straubing und München zum Knockout führten.

Mit Christopher Fischer (28) wechselt dagegen nach Informationen der RNZ ein nicht mit einem neuen Vertrag bedachter Spieler, der aufgrund einer schweren Knie-Operation unverschuldet nicht an seine frühere Leistungsfähigkeit anknüpfen konnte, für die neue Saison zu den Iserlohn Roosters.

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