Vier Hoffenheimer bei Löw

Sandro Wagner im DFB-Aufgebot - Aufregung um Kerem Demirbay

Hoffenheims Höhenflug schlägt sich auch in der Nationalmannschaft nieder: Im DFB-Aufgebot stehen gleich vier Profis aus dem Team von Trainer Julian Nagelsmann. Auch Kerem Demirbay, der bis zuletzt auch als Kandidat für die türkische Nationalmannschaft galt.

17.05.2017 UPDATE: 17.05.2017 17:22 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
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Sandro Wagner spielt beim Confed Cup für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Foto: Uwe Anspach

Von Ulrike John und Klaus Bergmann

Zuzenhausen/Frankfurt. Im Trainingszentrum von 1899 Hoffenheim in Zuzenhausen war am Mittwoch so etwas wie ein Feiertag. Mit Sebastian Rudy, Niklas Süle, Sandro Wagner und Kerem Demirbay hat Bundestrainer Joachim Löw gleich vier Profis aus dem Kader des Fußball-Bundesligisten für den Confederations Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) nominiert. Besonders die Berufung von Wagner, der sich einst selbst als den "mit Abstand" besten deutschen Stürmer bezeichnet hatte, sorgte für strahlende Gesichter bei der TSG. "Sandro Wagner ist völlig offen, ehrlich, korrekt. Ich freue mich auf ihn", sagte auch Löw. "Er bringe eine andere Note ins Spiel."

Für Aufregung in der Heimat seiner Familie sorgte die Beförderung von Demirbay. Der Mittelfeldspieler hatte einst für Junioren-Teams der Türkei gespielt. Nach Medienberichten hat sich der in Herten geborene Demirbay jetzt sogar um einen türkischen Pass bemüht, entschied sich aber kurzfristig für das DFB-Team.

"Für mich ist klar, dass ich der Einladung folge und für mich ein Traum in Erfüllung geht", sagte Demirbay in einer Mitteilung seines Clubs vom Mittwoch. "Ich habe mich entschieden, für Deutschland zu spielen, da ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin und mich auch mit der Deutschen Nationalmannschaft identifiziere."

Der türkische Verband TFF schrieb am Nachmittag auf seiner Webseite, dass er die Last-Minute-Entscheidung Demirbays "respektiert" und dem Spieler viel Erfolg für seine Karriere wünsche.

Zu einem vom TFF veröffentlichen Schreiben von Demirbay an den Fußball-Weltverband FIFA vom Montag, in dem er sich noch zu seinem Wunsch, für die Türkei zu spielen, bekannte, sagte sein Berater Tobias Sander der Deutschen Presse-Agentur: "Dieses Schreiben diente ausschließlich zum Zwecke der Prüfung, ob es überhaupt eine rechtliche Möglichkeit gibt, für die Türkei zu spielen, da eine doppelte Staatsbürgerschaft nicht möglich ist." Diese Prüfung habe der türkische Verband übernehmen wollen. Bei der U21-EM 2015 in Tschechien stand Demirbay schon im deutschen Aufgebot, war aber nicht zum Einsatz gekommen.

Die künftigen FC Bayern-Profis Rudy (14 Länderspiele) und Olympia-Teilnehmer Süle, der sein Debüt bei Löw im vergangenen August in Mönchengladbach gegen Finnland (2:0) gegeben hatte, gehören schon länger zum Kreis der Nationalmannschaft. Rudy machte unter Erfolgscoach Julian Nagelsmann in der fast abgelaufenen Saison ebenso große Fortschritte wie Demirbay und Wagner. Nagelsmann bezeichnete Demirbay als "feinen Fußballer". Manager Alexander Rosen sagte über Angreifer Wagner: "Sandro ist ein Typ, ein Charakterkopf, der auf dem Platz durch seine Spielweise polarisiert."

Der Ex-Darmstädter hatte jene selbstbewusste Einschätzung seiner eigenen Klasse bereits im vergangenen Jahr aufgestellt - und damit für so manches Kopfschütteln gesorgt. "Für die DFB-Elf zu spielen, ist immer einer meiner Träume gewesen", sagte Wagner nun nach seiner Beförderung. Ganz brav versprach der selbstbewusste und geradlinige Profi: "Ich werde mich auch im Nationalteam voll mit meinen Qualitäten einbringen und freue mich auf die Zeit mit der Mannschaft."

Wagners Nominierung zum jetzigen Zeitpunkt kam auch für die Hoffenheimer etwas überraschend. In der Rückrunde war der 29-Jährige (bisher elf Saisontore) nicht ganz so auffällig, beim Sieg in Bremen saß er zuletzt über eine Stunde auf der Bank. Seine Aussage hatte er im Dezember mit Blick auf seine Torquote 2016 gemacht. Da kämpfte allerdings Weltmeister Thomas Müller mit seiner Flaute, Mario Gomez war in Wolfsburg noch nicht richtig in Schwung gekommen - und Leipzigs Timo Werner hatte erst losgelegt.

Mit der Berufung des Quartetts würdigte Löw auch die starke Saison der Hoffenheimer, die als Tabelenvierter vor dem letzten Spieltag die Qualifikation zur Champions League sicher haben und im Fernduell mit Borussia Dortmund noch auf den direkten Sprung in die Königsklasse hoffen. Hoffenheims erste Nationalspieler waren übrigens 2008 und 2009 Marvin Compper, Andreas Beck und Tobias Weis.

Auch bei der U21-EM in Polen (16. bis 30. Juni) sind die Kraichgauer vertreten: DFB-Coach Stefan Kuntz nominierte Abwehrspieler Jeremy Toljan und Mittelfeldakteur Nadiem Amiri. Der 20-Jährige gilt derzeit als das größte Talent unter den "Nagelsmännern" und ist unter anderem bei RB Leipzig im Gespräch. Hoffenheim kämpft noch um eine vorzeitige Verlängerung von Amiris Vertrag, der 2018 ausläuft.

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