Poldos Abenteuer endete auf der anderen Neckarseite
Vermisster Vierbeiner tauchte in Neckarsteinach wieder auf - Familie fütterte ihn an - Ihn einzufangen war aber nicht leicht

Lobbach/Neckarsteinach. (mare) "Oh mein Gott, das ist er." Doreen Thiele konnte ihr Glück kaum fassen. Als sie vor zwei Wochen das Bild eines Hundes sah, der eine Familie in ihrem Garten in Neckarsteinach regelmäßig besuchte, war die Freude groß: "Das ist Poldo." Der Mischling war seinen neuen Besitzern in Lobbach-Waldwimmersbach Anfang Juli ausgebüxt und wurde seitdem vermisst. Seit Mittwoch ist das Abenteuer des neunjährigen Vierbeiners aber zu Ende, er ist zurück in der Obhut des Vereins "Stray". Und die nächste freudige Nachricht: "Es geht ihm gut."
Aber von vorne: Nach holprigem Start ins Leben und langer Leidenszeit hatte der Hund aus Griechenland ein neues Zuhause gefunden. Doch er riss rasch aus. Doreen Thiele von "Stray", die Poldo vermittelt hatte, machte sich mit Flugblättern und Unterstützung der Tierrettung Odenwald auf die Suche nach dem scheuen und verängstigten Tier. Sie kam immer wieder von Düsseldorf hierher. "Wir haben vor allem in Lobbach und Spechbach gesucht", beschreibt sie. Doch aufgetaucht ist er auf der anderen Neckarseite.
Eine Familie in Neckarsteinach bekam nämlich in letzter Zeit öfters Besuch von einem Vierbeiner. Ihr Garten liegt offen zum Wald hin und von dort schnupperte der Hund immer wieder herein. Die Familie stellte ihm ein Körbchen und morgens und abends regelmäßig Futter hin - und der Hund biss im wahrsten Sinne des Wortes an. Aufmerksam geworden durch die Flugblätter und den Bericht in der RNZ, kontaktierten sie Doreen Thiele. Und tatsächlich: Es handelte sich um Poldo.
Doch noch stand bevor, den Vierbeiner einzufangen. Eine Lebendfalle schied aus. Also wurde ein professioneller Tiersicherer eingeschaltet, der Poldo per Distanznarkose betäuben sollte. "Alles in Absprache mit Tierarzt und Tierklinik", betont Doreen Thiele. Am Mittwoch war es dann soweit: Der Tiersicherer versteckte sich im Gartenhaus, Thiele und Mitglieder der Tierrettung bildeten "Streckenposten" in Autos. "Wenn das Tier getroffen ist, kann es noch bis zu 300 Metern rennen", erklärt sie. "Und es waren Bahnschienen in der Nähe."
Ganz so spektakulär ist die Aktion dann aber nicht abgelaufen. Zwar "wollten wir schon alles abblasen, da es dunkel wurde." Aber dann tauchte Poldo doch noch auf. Und nach dem Schuss lief er auch nur 20 Meter in den Wald, sodass er problemlos geschnappt, versorgt und anschließend in der Tierklinik untersucht werden konnte. Das Ergebnis: "Alles in Ordnung."
Abgemagert sei der Vierbeiner zwar, sagt Doreen Thiele. "Aber er ist gut drauf, frisst und trinkt." Und hat obendrein ein neues Zuhause bei einer Familie in Aussicht. "Jetzt wird er aber erst mal aufgepäppelt."
Doreen Thiele ist überglücklich, wie die Sache letztlich verlaufen ist. Auch wenn die letzten Wochen hart waren. "Es sind viele Tränen geflossen, tausende Kilometer wurden gefahren und es hat auch viel Geld gekostet." Das Happy End habe Poldo vor allem der Familie zu verdanken, bei sich der Hund seine Zuflucht quasi aussuchte. "Wir hatten so viel Glück mit der tollen Familie", freut sich Thiele. "Er fing sogar schon an, Leute anzubellen, die an ihrem Garten vorbeiliefen."