Waibstadt soll zur Tempo-30-Zone werden
Umsetzung bis spätestens Anfang nächsten Jahres - Straßenverkehrsbehörde gibt keine Genehmigung für die Hauptstraße

Obwohl die Friedrich-Ebert-Straße eine Tempo-30-Zone ist, fahren die Autos laut einer Anwohnerin hier oft zu schnell. Es gibt viel Verkehr, da die Straße auch als Abkürzung genutzt wird, um auf die B 292 zu kommen. Foto: Anjoulih Pawelka
Von Anjoulih Pawelka
Waibstadt. "Das ist Wahnsinn was hier abgeht", sagt Annette Böhler und beginnt über den vielen Verkehr in der Friedrich-Ebert-Straße zu erzählen. Es müsse sich etwas ändern. Das dachte Böhler schon länger, der tragische Unfall letzte Woche, bei dem ein 15-Jähriger ums Leben kam, war für sie der ausschlaggebende Punkt, an die Öffentlichkeit zu gehen, mit allen Mitteln für eine verkehrsberuhigte Straße zu kämpfen.
Wenn Böhler redet, schwingt da kein Hass in ihrer Stimme mit. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, verliert keinen bösen Satz über die Verantwortlichen, hat sogar teilweise Verständnis. Betont, dass sie das Problem gar nicht auf Bürgermeister Joachim Locher abwälzen möchte. Es gäbe da sicherlich das ein oder andere, bei dem ihm die Hände gebunden seien. Trotzdem versteht Böhler nicht, warum keiner etwas gegen die Raserei macht. Sie sieht die Stadt in der Verantwortung.
Verkehrsprobleme gäbe es ja nicht nur in der Friedrich-Ebert-Straße, sondern auch beim Schwimmbad und in der Lange Straße. Das sei hier "wie auf der Autobahn", sagt Böhler. Man könne so viele Schilder aufstellen wie möglich, das würde alles nichts nützen, wenn keiner kontrolliert. Auch, dass die Friedrich-Ebert-Straße bereits eine Tempo-30-Zone sei, störe keinen. Lediglich die Pflanzenkübel, die auf Höhe der Schule zur Verkehrsberuhigung stünden, würden helfen. Daher möchte Böhler am liebsten, dass überall an der Straße Pflanzenkübel stehen, denn hinter den Kübeln würden die Autofahrer Gas geben. "Die brettern hier runter, das ist nicht normal."
Die Stadt sei an dem Thema dran, sagt Bürgermeister Joachim Locher. Immer mal wieder, alle drei bis sechs Monate, seien Bürger auf ihn zugekommen und hätten sich über unterschiedliche Stellen innerhalb der Stadt beschwert, dass dort zu schnell gefahren würde. Daher habe der Gemeinderat letztes Jahr einen Grundsatzbeschluss gefasst, dass die gesamte Gemeinde zur Tempo-30-Zone werden solle. Denn bei den unterschiedlichen Straßen "wo fängt man da an, wo hört man auf?", fragt Locher. Das Verfahren sei mittlerweile in die Wege geleitet.
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Entscheiden würde das aber die Straßenverkehrsbehörde. Wie alles, was mit dem Verkehr zusammenhängt. Jedes Straßenschild, jede Tempobeschränkung, einfach alles. Grundsätzlich sei die Behörde mit den Plänen der Stadt einverstanden. Lediglich bei drei Straßen hat die Straßenverkehrsbehörde Bedenken. Das sei die Epfenbacher Straße, teilweise die Daisbachtalstraße in Daisbach und vor allem die Waibstadter Hauptstraße. Letztere ist für Locher aber entscheidend. "Das ist die Hauptrennstrecke", findet er. Ohne sie mache es wenig Sinn, die anderen Straßen verkehrsberuhigt zu gestalten. Es liege wohl an der Breite der Straße und daran, dass dort eine Ampel steht. Laut Straßenverkehrsordnung können solche Straßen nicht verkehrsberuhigt sein. Locher möchte es trotzdem versuchen. Daher will der Bürgermeister noch einmal mit der Verkehrskommission sprechen, wenn diese im Oktober nach Waibstadt kommt. "Dafür wollen wir hart verhandeln", sagt er und "alle Hebel in Bewegung setzen". Wenn das nicht klappt, will er noch einmal im Gemeinderat besprechen, ob man das Projekt dann trotzdem, eben ohne die Hauptstraße, umsetze.
Was die Pflanzkübel betrifft, müsse das ebenfalls die Straßenverkehrsbehörde entscheiden, sagt Locher. Diese antwortet auf Anfrage der RNZ, dass das Aufstellen von Pflanzkübeln im Grunde Sache der Gemeinde sei. Die müssten aber auf markierten Sperrflächen stehen, welche von der Behörde genehmigt würden. Dann "erfolgt eine Abstimmung zwischen den Straßenbaulastträgern und der Straßenverkehrsbehörde unter Beteiligung der Polizei". Locher sieht ein weiteres Problem: Es könne ganz gefährlich sein, wenn dort nachts jemand drauffahre. Dann sei die Stadt daran Schuld.