Ein "Sinsheimer" in Kalifornien
Auf der Fassade eines Restaurants in der Kleinstadt San Luis Obispo steht der Stadtname.

Sinsheim-Steinsfurt/San Luis Obispo. (ri) Nicht schlecht hat Joachim Eisenhuth über den digitalen Gruß gestaunt, den er dieser Tage aus den USA erhielt: Das Fassadenporträt eines Restaurants namens "Sinsheimer", aufgenommen in der Kleinstadt San Luis Obispo in Kalifornien, circa auf halbem Weg zwischen San Francisco und Los Angeles.
Absender war sein Verwandter Lukas Eiermann aus Fellbach, der beruflich in Kalifornien zu tun hat. Bei einer Ausflugsfahrt übers Land stieß dieser auf das "Sinsheimer-Restaurant", das ihn an den langjährigen Wirkungsort seines Großvaters Walter Eiermann erinnerte, des bis Anfang der 1970er-Jahre amtierenden Schulleiters des Wilhelmi-Gymnasiums Sinsheim, ein Onkel von Eisenhuth.
Der Familienname Sinsheimer lässt darauf schließen, dass die Vorfahren aus Sinsheim stammen und jüdischer Abstammung waren. Die Erbauer des Restaurants Sinsheimer waren um 1870 aus dem südhessischen Bürstadt eingewandert, konnte Eiermann in Erfahrung bringen.
Juden trugen bis weit in die Neuzeit meist nur einen einzigen Namen. Als sie im 18. und 19. Jahrhundert zur Annahme eines Nachnamens verpflichtet wurden, nahmen viele den Namen der Stadt an, in der sie wohnten. Noch heute sind die Familiennamen Frankfurter, Mannheimer oder Heidelberger zahlreich in vielen Ländern anzutreffen. Auch den Familiennamen Sinsheimer gibt es laut Internetrecherche noch dutzendweise.
Ein "Sinsheimer" hat es außerdem in die Online-Enzyklopädie Wikipedia geschafft: Hermann Sinsheimer. Der Jurist, Journalist, Theaterkritiker und Schriftsteller wurde 1883 in Freinsheim bei Bad Dürkheim geboren. Seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus Sinsheim.
Vor den Nationalsozialisten floh er nach London, wo er 1950 starb. Seine pfälzische Geburtsstadt hat ihm postum den Hermann-Sinsheimer-Preis und die Hermann-Sinsheimer-Plakette gewidmet, die jährlich für herausragendes literarisches Wirken vergeben werden. Bekannte Träger des Hermann-Sinsheimer-Preises sind Marcel Reich-Ranicki, Dieter Hildebrand und Konstantin Wecker.