Sulzfeld

Grabungen im Rentamt abgeschlossen

Archäologen sichern jahrhundertealte Vorgängerstrukturen. Die Besitzer feilen an Nutzungskonzept mit sozialen Komponenten.

02.07.2021 UPDATE: 04.07.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Das Luftbild zeigt den Gesamtkomplex mit freigelegten Mauerzügen aus dem 17. Jahrhundert. Foto: Archaeotask

Von Michael Fritz

Sulzfeld. Aufatmen bei Conny und Roland Szilvas. Die wochenlangen archäologischen Grabungen stehen kurz vor dem Abschluss. "Jetzt können wir endlich richtig loslegen", zeigt sich Roland Szilvas voller Tatendrang.

Aufgrund seines "grundherrschaftlichen Hintergrundes", so lautet die Begründung des Landesdenkmalamtes, wurde das Rentamt vor einer grundlegenden Veränderung "einer archäologischen Untersuchung zugeführt". Nach "ausgedehnten Prospektionsgrabungen" im vergangenen Herbst "ergab sich die Notwendigkeit umfangreicher Ausgrabungen". Diese begannen Anfang April.

Laut Auskunft des Landesdenkmalamtes wurden "vom Barock bis weit in das Mittelalter zurückreichende Vorgängerstrukturen – Erdkeller, Mauern, Brunnen, Abfall- und Mörtelmischgruben – aufgedeckt". Die Funde werden im Zentralarchiv des Archäologischen Landesmuseums in Rastatt gelagert, können auf Anfrage betrachtet und für etwaige Ausstellungen ausgeliehen werden. Ein erster Überblick über die Grabungsergebnisse wird im entsprechenden Band der "Archäologischen Ausgrabungen in Baden-Württemberg" publiziert, informierte die Behörde.

Conny und Roland Szilvas (links) haben ein durchdachtes Nutzungskonzept mit vielen unterschiedlichen Wohnformen entwickelt. Foto: Michael Fritz

Familie Szilvas war in der Zwischenzeit keineswegs untätig, sondern hat weiter am Nutzungskonzept für das 5000 Quadratmeter große Areal gefeilt. Im ehemaligen Verwaltergebäude und einem ergänzenden Neubau entlang der Hauptstraße entstehen sechs Kurzzeitpflegeplätze, die von der Diakonie Südlicher Kraichgau übernommen werden. In den beiden oberen Stockwerken ist ein Mix aus Zwei- bis Fünf-Zimmerwohnungen vorgesehen.

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Die historische Rentamt-Scheune bleibt erhalten und beheimatet künftig eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für junge Erwachsene. "Hier steht das eigenständige Leben der jungen Menschen im Vordergrund", betont Conny Szilvas. "Pflegerische oder pädagogische Betreuung erfolgt durch die Offene Hilfe Heilbronn. Daneben betreut die Diakonie eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz.

In den oberen Geschossen sind weitere Wohnungen geplant, darunter sechs Appartements für Singles oder Paare, die bei Bedarf Betreuung durch die Offene Hilfe Heilbronn in Anspruch nehmen können. Das vielfältige soziale Wohn- und Betreuungsangebot wird durch die Praxisgemeinschaft "Therapiescheune" ergänzt. Conny Szilvas verlegt ihre eigene Praxis für Logopädie ins Rentamt, gemeinsam mit einer Praxis für Physiotherapie. Beide Praxen legen ihren Schwerpunkt auf die Behandlung von Kindern.

Damit der historische Charakter des Rentamtes möglichst erhalten bleibt, soll der gesamte Innenhof autofrei bleiben und schön gestaltet werden. "Ich kann mir hier Hochbeete vorstellen", sagt Conny Szilvas. "Auch ein Brunnen wäre schön oder ein Barfußpark mit unterschiedlichen Untergründen für haptische Reize der Bewohner." Die Autos verschwinden in einer Tiefgarage, die auch Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge vorsieht. Außerdem wird es einen "Bike-Port" zum bequemen Einstellen von Fahrrädern geben.

Trotz aller Widrigkeiten und Verzögerungen bleibt Roland Szilvas zuversichtlich. "Wir sehen den langfristigen Aspekt unseres Projekts. Wir bauen hier etwas auf, das über unser eigenes Berufsleben hinaus Bestand haben wird. Unsere drei Söhne sind bereits voll involviert." Architekt Manuel Müller steht sowohl mit dem Landesdenkmalamt als auch mit der Baubehörde in engem Kontakt. "In Kürze werden wir das Baugesuch einreichen. Die Ausschreibungen laufen bereits parallel." Das Herzstück des Rentamts, das ehemalige Schloss, wird erst später in Angriff genommen.

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