Sinsheim/Angelbachtal

Hundefriseure dürfen wieder arbeiten

Waschen, Schneiden und Legen für Fiffi: Die Corona-Verordnung kommt auf den Hund.

29.01.2021 UPDATE: 31.01.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden
Viele langhaarige Hunderassen leiden unter der Corona-Frisur. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Sinsheim/Angelbachtal. Bello, Finchen und Rex sitzen beim Friseur im Wartezimmer und hecheln. Nichts Neues. Für die Hunde. Für deren Besitzer aber schon. Denn dass diese jetzt ihren Vierbeiner wieder zum Waschen, Schneiden und Föhnen schicken dürfen, kam letzte Woche überraschend – und war mit viel Jubel begleitet. Und viel Verwunderung. Und etwas Unverständnis. Friseursalons für Hunde dürfen öffnen. Die Corona-Landesverordnung gibt’s her. Es geht schließlich ums Tierwohl.

"Endlich!" scheinen Pudel und Bobtail, Collie, Malteser oder Puli, die besonders zottelige ungarische Hütehunde-Rasse zu jaulen. Seit Montag dürfen die Hundefriseure wieder ihrer Arbeit nachgehen. Als diese Nachricht kursierte, waren schon ab Samstag zuvor die Telefonleitungen mancher Hundesalons der Region permanent besetzt. Der Hundesalon "Dogabilly" in Hilsbach ist nun für die nächsten Wochen komplett ausgebucht. "Wir sind von frühmorgens bis spätabends am Arbeiten, weil wir ja alle Hunde seit Dezember nachholen müssen", sagt Inhaberin Chiara Epp. Aus der Presse habe sie von der Lockerung erfahren und dass die Landesregierung ihrer Zunft wieder grünes Licht gibt: "Das war ein sehr schöner Freitag", erinnert sie sich an vergangene Woche. Acht bis 15 Hunde schneidet sie jetzt pro Tag.

Viele ihrer Zunftkollegen sind zurzeit bis Februar mit Arbeit eingedeckt. Foto: Christiane Barth

"Wir leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitspflege des Hundes", ist sie überzeugt. Es gehe da viel weniger um Schönheit als darum, "dass der Hund gut sehen, laufen und sein Geschäft verrichten kann". Selbst zu Werke gingen Herrchen oder Frauchen eher nicht so gerne. "Viele haben die Hunde schon aus Versehen geschnitten und trauen sich daher nicht mehr", berichtet Epp, außerdem machten viele Vierbeiner "das Prozedere zu Hause einfach nicht mit".

Bei vielen Rassen sei es auch aus tiermedizinischen Gründen notwendig, das Fell regelmäßig zu schneiden. Oft führten Folgen von Überzüchtung dazu, dass diese Hunde nicht von selbst genügend Haare verlieren. Dies sei dem Trend geschuldet, keine Hundehaare in der Wohnung zu haben. Auch "Allergikerfreundlichkeit" sei ein solches Kriterium. Hunde, die kaum Haare verlieren – wie etwa Yorkshire-Terrier, Havaneser, Shi Tsu oder auch die moderne "Labradoodle"-Kreuzung – müssten mehrmals im Jahr zum Friseur; etwa alle sechs Wochen, raten die Friseure.

Augen müssten bei solchen Hunderassen freigeschnitten werden. Das Stutzen sei aber vor allem wichtig, damit das Tier auf saubere Art und Weise seine Notdurft verrichten kann. In Ländern etwa, in denen viele Hunde verwahrlosen, würden regelmäßig Hunde an totaler Verfilzung sterben, weil die Ausscheidung nicht mehr funktioniere, was Entzündungen und Sepsis mit sich bringen könne. Deutlich werde dies auch daran, dass in den Tierheimen "kaum Schneiderassen aus dem Ausland zu finden" seien, erläutert Epp: "Die sterben dann auf der Straße."

Auch die Krallen seien seit Mitte Dezember, seit dem Lockdown, enorm gewachsen. "Das wirkt sich auf das Gelenk des Hundes aus und er hat Schmerzen, wenn er auf den Krallen steht."

Hundefriseurin Chiara Epp aus Hilsbach. Foto: Christiane Barth

Auch im Angelbachtaler Hundesalon "Fellrevier" stand das Telefon am vergangenen Samstag nicht mehr still, und Geschäftsführerin Rita Brüggemann ist heilfroh, dass sie wieder öffnen darf. "Das ist ja meine Existenz", fügt sie hinzu. Der Ansturm der Kunden, die so schnell wie möglich einen Termin ausmachen wollten, sei "riesig" gewesen.

Sie sei ausgebucht bis Ende Februar. Alle, die bereits vor dem Lockdown einen Termin vereinbart hatten, kommen dran. Zu spüren sei eine große Erleichterung, sagt Brüggemann. Geht’s dem Hund gut, ist offenbar auch der Halter glücklich.

Zurück zu Chiara Epp, die den Salon mit Mutter und Bruder betreibt und die einer Hundedame gerade die Augen freischneidet. Das Tier hält still, zappelt nicht und ist völlig entspannt. "Wir sind ja wichtige Vertrauenspersonen, Stress kommt da selten auf", hat die Hundefriseurin beobachtet.

Um den Hygieneregeln gerecht zu werden, hat sie den Ablauf beim Bringen und Abholen geändert. Vor dem Salon wurde eine Schleuse aus Zaun und Tor eingerichtet. Dort wird der Hund abgegeben. Auch die Bezahlung wird in der Schleuse getätigt, das Geld wird in eine Dose gelegt. Der Kunde verlässt die Schleuse anschließend wieder, während Epp den Hund entgegennimmt und mit dem Kunden bespricht, was gemacht werden soll: neue Frisur, waschen, schneiden, legen und auch noch Pediküre? Der Informationsfluss funktioniert auch über den Abstand von drei Metern.

Ein solches Hundeleben hat was für sich: Nach etwa zwei bis drei Stunden holt der Kunde den frisch frisierten Vierbeiner wieder ab – und dürfte möglicherweise auch ein wenig neidisch werden, wenn Hundi duftend und deutlich besser frisiert als sein Besitzer hinaus spaziert. Friseure für Frauchen und Herrchen sind auf nicht absehbare Zeit geschlossen.

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