Sinsheim

Wie schützt man sich vor Starkregen?

Ein Ingenieurbüro fertigte für drei Stadtteile Karten an. Die Eigenvorsorge und Bewirtschaftung der Äcker spielen eine Rolle.

28.05.2021 UPDATE: 30.05.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 59 Sekunden
Das Kanalnetz überlastet, die Straßen unter Wasser: So sah die Dührener Ortsdurchfahrt nach einem heftigen Wolkenbruch am 11. Mai 2009 aus. Seither gingen dort weitere Starkregen nieder, mit ähnlichen Auswirkungen. Archiv-Foto: Tim Kegel

Von Christian Beck

Sinsheim-Dühren/Eschelbach/Hoffenheim. Vor allem im Sommer kann es vorkommen, dass sich ganz punktuell die Schleusen des Himmels öffnen. Innerhalb von Minuten fallen solch große Regenmengen, dass jemand, der sich im Freien aufhält, den Eindruck hat, er steht unter der voll aufgedrehten Dusche. Wer am Feldrand in Hanglage wohnt, hat dann häufig Wasser und Schlamm im Keller. Und wer mit dem Auto unterwegs ist, kommt teilweise nicht mehr weiter, weil die Kanalisation überlastet ist und die Straßen unter Wasser stehen. Mehrfach ereignete sich solch ein Szenario beispielsweise in Dühren.

Wie können Orte vor den Folgen von Starkregenereignissen geschützt werden? Unter anderem dieser Frage widmen sich die Ergebnisse des Starkregenrisikomanagements. Für Dühren, Eschelbach und Hoffenheim liegen diese nun vor – die drei Stadtteile wurden als erstes untersucht, weil sie in der Vergangenheit besonders betroffen waren. Die Ergebnisse der Untersuchungen in den restlichen neun Stadtteilen sollen Anfang kommenden Jahres vorliegen.

Die Karten, die das Ingenieurbüro "Wald + Corbe" mit Hilfe von Computerberechnungen angefertigt hat, zeigen in den drei Orten, wo sich das Wasser sammeln würde. Große Teile der Ortsmittelpunkte wären jeweils abgesoffen. Des Weiteren wurden "kritische Objekte" aufgelistet, beispielsweise Tankstellen oder Schulen. Und es sind Vorschläge enthalten, wie diese geschützt werden könnten – beispielsweise, indem Wasser, das den Hang herabfließt, mit Hilfe von Mauern abgeleitet wird, oder Wassereinläufe in verdolten Bereichen verbessert werden.

Wann damit zu rechnen sei, dass die Stadt konkrete Maßnahmen in die Wege leitet, wollte Grünen-Sprecherin Anja Wirtherle wissen. Zunächst einmal gar nicht, antwortete Tiefbauamtsleiter Bernd Kippenhan: "Wir müssen erst einmal unsere Hausaufgaben beim Hochwasserschutz machen." Denn dort seien mehr Leute betroffen und die Schadenssummen seien größer. "Wir haben da Millionen vor der Brust", betonte Kippenhan und verwies damit auf geplante Baumaßnahmen an Hochwasserrückhaltebecken.

Auch interessant
Heidelberg: Schutz vor Starkregen
Bauplätze, Beleuchtung, Taubendreck: Was es im Sinsheimer Gemeinderat zu besprechen gab
Sinsheim: Dührens Sportplatz wurde überwässert
Sinsheim: Aufrüsten, bevor die Hochwasser-Flut kommt

Konkret etwas verbessern lässt sich aber auch, wenn Landwirte ihre Äcker anders bewirtschaften. Dass Wasser über die Felder in den Ort rauscht, geschieht beispielsweise, wenn dort Mais angebaut wird, da die Pflanzen in einigem Abstand zueinander stehen und somit große Teile des Bodens nicht bedeckt sind. Grünen-Stadtrat Karl-Heinz Schneckenberger warb für die "Durchwachsene Silphie", eine mehrjährige Pflanze, die unter anderem zur Verwendung für Biogasanlagen angebaut wird. Eschelbachs Ortsvorsteher Wolfgang Meier, selbst Landwirt, erklärte, dass die Wurzeln der Pflanze den Regen wie eine Drainage aufnehmen. "Wir wollen das Wasser auf dem Acker halten", betonte er. Um genau das zu erreichen, gibt es laut Oberbürgermeister Jörg Albrecht noch weitere Pflanzen und andere Möglichkeiten. So bringe es beispielsweise schon viel, wenn ein Feld nicht mehr längs, sondern quer bewirtschaftet wird, da das Wasser dann in eine andere Richtung gelenkt wird. Oder wenn der Mais nicht am Feldrand angebaut wird, dafür aber ein Grünstreifen oder Futterpflanzen mit tiefen Wurzeln. Mit einigen Landwirten habe man diesbezüglich gute Gespräche führen können, beispielsweise in Sinsheim-Ost.

Als weitere Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen, nennt die Stadtverwaltung die Eigenvorsorge. So verfügten viele Häuser nicht über eine Rückstausicherung, obwohl diese Pflicht sei. Und es könne sinnvoll sein, Lichtschächte einzufassen.

Info: Die Karten des Starkregenrisikomanagements sollen ab Mitte Juni unter www.sinsheim.de einsehbar sein.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.