Tag des offenen Denkmals mit Kunst, Kultur und feinen Details
Im Rohrbacher Ortskern wird in einem Kleinod gefeiert. Auch weitere Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.
Sinsheim/Kraichgau. (RNZ) Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, öffnen mehrere Sehenswürdigkeiten in Sinsheim und Umgebung. Das Steinsfurter Lerchennest ist von 11.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Der Verein "Freunde des Lerchennests – Friedrich der Große Museum" bietet Führungen an, die über Leben und Wirken des Preußenkönigs informieren, der von 1712 bis 1786 lebte.
Die Sonderausstellung "Vom Klostergut zum Museumshof" dokumentiert die Geschichte des altfränkischen Kleinbauernhofs, der am 4./5. August 1730 Schauplatz des historischen Fluchtversuchs des damaligen Kronprinzen war. Das mehr als 400 Jahre alte Gebäude wurde 2014 als Denkmal von besonderer kultureller und geschichtlicher Bedeutung ausgezeichnet.
Die ehemalige Synagoge an der Dickwaldstraße, ebenfalls in Steinsfurt, ist von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Dort werden Führungen vom Verein Alte Synagoge Steinsfurt angeboten; um 15 Uhr erläutert Vorsitzende Jutta Stier das Motto des Tags des offenen Denkmals "Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte" anhand der Geschichte und der heutigen Bedeutung des Gebäudes, das 1893/94 erbaut wurde und dank der Veräußerung kurz vor der Reichspogromnacht 1938 an eine benachbarte Familie der Verwüstung entging. Seit 2007 erfolgte die aufwendige Sanierung.
Die Burg Steinsberg in Weiler ist mit ihrem achteckigen Bergfried eine der herausragenden Burganlagen im Kraichgau. Sie erlebte im Lauf der Jahrhunderte mehrere Adelsgeschlechter und wurde unter den Pfalzgrafen im Mittelalter weiter ausgebaut. Bei der Burgführung mit Marita Hesch als Burgfräulein Juliane erfahren Gäste von der wechselvollen Geschichte der Burg. Die Teilnahme kostet für Erwachsene vier Euro, für Kinder ab sechs Jahren zwei Euro.
In der Kernstadt beginnt eine Führung durch das Stift Sunnisheim mit Stadtführer Martin Sichelstiel um 14 Uhr. Gäste erfahren die wechselhafte Geschichte der ehemaligen Klosteranlage mit deren Verwobenheit in der Stadtgeschichte. Oberhalb der Stadt auf dem Michaelsberg wurde das Stift um das Jahr 1000 herum gegründet, um 1100 wurde die Anlage in ein Kloster der Benediktiner umgewandelt. Die Teilnahme an der Führung kostet für Erwachsene vier Euro, für Kinder ab sechs Jahren zwei Euro. Treffpunkt ist das alte Eingangstor in der Stiftstraße 15.
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Im Jahr 1450 wurde die Stadtkirche am Kirchplatz errichtet. Vieles über die Geschichte, die Nutzung als Simultankirche und die Renovierung ist bei Führungen zwischen 14 und 17 Uhr zu erfahren. Außerdem erklingt die erst kürzlich renovierte Steinmeyer-Orgel.
Kuriositäten, fragile und heikle Objekte warten um 14 Uhr im Depot des Stadtmuseums darauf, entdeckt zu werden. Bei der Führung geht es auch um die Frage "Ist das Geschichte oder kann das weg?" Die Depotführung ist nicht barrierefrei. Wegen der engen Platzverhältnisse ist eine Anmeldung per E-Mail an museum@sinsheim.de oder telefonisch unter 07261 / 404950 erforderlich. Bei hohem Andrang wird um 15.30 Uhr eine zweite Führung stattfinden.
Im Rohrbacher Ortskern wird in einem Kleinod gefeiert
Ein Ort voller Atmosphäre wird ab Freitag, 6. September, für drei Tage bis einschließlich 8. September erlebbar: Verborgen in zweiter Reihe in der Rohrbacher Ortsmitte liegt die ehemalige Synagoge, seit dem Jahr 2007 von zwei ausgewiesenen Profis zur Wohn- und Wirkstätte ausgebaut: Silke und Ralph Böttcher, Diplom-Restauratoren und Fachleute für Wandmalerei, Stein- und Holzobjekte, feiern auf diese Weise ihr 20. Firmenjubiläum rund um den Tag des offenen Denkmals. In besonderem Ambiente werden Gemälde von Jürgen Föller aus Eppingen-Adelshofen und Werke des Hilsbacher Bildhauers Wolfgang Schmitt gezeigt, neben Führungen und Einblicken in die Werkstatt.
Viel Gefühl für Stil und großes technisches Können strahlen das Wohnhaus im Denkmal, der Garten und die Werkstatt bis in den kleinsten Winkel aus. Über erlesenen Empire- und Biedermeier-Möbeln zieht sich ein Galeriegang um den offenen, hohen Innenraum, in dem gerade noch die letzten der großformatigen Werke Föllers gehängt und die Schmitts puristische Steinarbeiten gestellt wurden.
In einem der Räume wird das Goethezimmer zitiert, der hohe Schrank mit dem geriegelten Furnier stammt aus dem 18. Jahrhundert, stilistisch nimmt er Bauhaus vorweg genauso wie der Tisch, den ein alter Meister so gebaut hat, dass er eingeklappt zum Raumobjekt wird. Grober Stahl am Handlauf der Treppe, zeitlos, modern. Ein Refugium ist entstanden, mehr als drei Jahre wurde daran gearbeitet bis in winzige Details. Trotzdem: ein handfester Ort – zum Leben und Arbeiten: "Wir sind kein Museum."
Die Energie und der visuelle Zauber von Architektur, Kunst und Kultur und die Details des Feinen, darum soll es gehen, sagen die Böttchers – freitags von 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Zwei Führungen zu Möbelkunst, Design, Oberflächentechnik und Restaurierung mit Rundgang durch die Sammlung sowie zur Bau- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Synagoge im Wandel der Zeit sowie zu Restaurierungsarbeiten in den Bereichen Stein, Putz und Holz werden im Wechsel um 11, 15 und 17 Uhr angeboten.