Neugeborenes im Kleidercontainer entsorgt
Zwischen Müllsäcken lag ein totes Kleinkind - Spurensuche der Polizei konzentriert sich auf Sammelbehälter im Raum Sinsheim

In ein derartiges Sammelbehältnis für Altkleider und Schuhe wurde das Kleinkind geworfen. Ob es zu diesem Zeitpunkt noch lebte oder bereits tot war, ist nicht bekannt. Symbolfoto: dpa
Von Günther Keller
Schifferstadt/Sinsheim. Erst in den Altkleidercontainer geworfen, dann zusammen mit Plastiksäcken und alten Klamotten in der Sammelstelle ausgekippt. Das ist das Schicksal eines Säuglings, der am Samstag im pfälzischen Schifferstadt tot aufgefunden wurde. Zwei Mitarbeiter einer Spedition entdeckten die Babyleiche in einem Schiffscontainer, in dem eingesammelte Kleidung vor der Sortierung gelagert wird. Der leblose Körper befand sich in einem Müllsack zwischen Recyclingmaterial, das aus Sinsheim oder einer Umlandgemeinde stammte. Dort waren zuvor Altkleidercontainer geleert worden.
Ob das Kind noch lebte oder bereits gestorben war, als es in den Blechbehälter für Altkleider und Schuhe gesteckt wurde, ist unklar. "Es handelt sich um ein lebend geborenes männliches Neugeborenes, das kurz nach seiner Geburt verstarb", hieß es nach der Obduktion des Leichnams in der Rechtsmedizin in Mainz. Hinweise auf äußere Gewaltanwendungen seien nicht gefunden worden, Detaillierteres zur Todesursache oder zum genauen Todeszeitpunkt lasse sich derzeit nicht sagen, teilten die Ermittlungsbehörden mit. Damit ist auch unklar, wie lange das Kind in dem Container lag.
Die Polizei beschäftigt zunächst vor allem die Frage, von wo aus das Kind nach Schifferstadt gelangte. Die Spedition, die regelmäßig in mehrwöchigen Abständen die örtlichen Altkleidercontainer leert und den Inhalt in die Vorderpfalz zur weiteren Verwertung bringt, war zuletzt in Sinsheim und in Umlandgemeinden auf Tour gewesen. Bei einer dieser Abholungen war offenbar auch der Müllsack mit dem Baby entladen worden. Da Sammelgut aus bis zu 20 Behältnissen auf den Lkw kommt, ist die nachträgliche Zuordnung einzelner Säcke zur Aufladestelle schwierig. Kriminaltechniker nahmen gestern in Sinsheim Container unter die Lupe, um eventuell Spuren der Tat zu finden. Ergebnisse sind nicht bekannt.
Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise auf die Mutter des Kindes geben können oder an einem Altkleidercontainer im Raum Sinsheim Personen gesehen haben, die mit dem Fall etwas zu tun haben könnten, sich an die Kriminalpolizei in Ludwigshafen, Telefon 0621/9632773, zu wenden. Melden sollte sich auch, wer eine vormals schwangere Frau kennt, die nun ohne Kind ist.
Die gesuchte Mutter werde vermutlich einige Tage jeden Kontakt meiden und sich dann erst wieder Vertrauten zuwenden, so die Polizei.