Das Auge über der Dr.-Sieber-Halle
Einer Videokamera zur Überwachung von Ein- und Ausgängen hat der Technikausschuss zugestimmt - "Keine Gäste überwachen"

Kameralinsen sind künftig auf Teile der Dr.-Sieber-Halle gerichtet. Eine Anlage zur Videoüberwachung werde aber nur während der "Auf- und Abbautage" genutzt. Weder Gäste, noch Angestellte müssten eine Überwachung befürchten. Symbolfoto: Tim Kegel
Von Tim Kegel
Sinsheim. Einige wundern sich, dass es sie künftig geben soll. Andere verwundert die Verwunderung darüber. Alle haben zugestimmt. Die Stadthalle und künftige Dr.-Sieber-Halle bekommt Überwachungskameras. Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat jetzt darüber beraten.
Das System kostet rund 20.000 zunächst nicht eingeplante Euro. Es wurde als einer von mehreren, durchweg weniger teuren Nachträgen bei der Elektroinstallation besprochen (wir berichten noch). Gremium und Verwaltungsspitze sind jedoch hin- und hergerissen, ob diese Technik am Ende auch all das tun soll, was sie tun kann. Die Antwort: ein klares Nein, zumindest vorerst.
Klar auch, dass man "keine Gäste überwachen" werde, obwohl die Kameralinsen im so genannten Foyerbereich installiert werden sollen. Baudezernent Tobias Schutz nahm es der Diskussion vorweg: "Es ist keine Kameraüberwachung im klassischen Sinn."
Die Objektive seien auf Ein- und Ausgangsbereiche gerichtet und würden erst dann aktiviert, wenn das Gebäude menschenleer sei. Zumindest fast menschenleer: "Es gibt Ab- und Aufbautage", sagte Schutz. Während diesen erhoffe man sich hauptsächlich einen Nutzen von dem System; dann, wenn über Hinter- und Seitentüren, aber auch über die Hauptzugänge, technische Ausrüstung, Requisite und Lebensmittel des Caterings angeliefert oder abtransportiert werden. Das dann in der Halle tätige Personal und vor allem die städtischen Hausmeister könnten Bewegungen und Vorgänge dann auf Bildschirmen einsehen.
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Dies diene dann, vermutet Schutz, "hauptsächlich der Verbesserung von Abläufen" logistischer Art, weniger der Verfolgung von Straftaten: "Das Personal kann dann besser steuern und sagen, was über den einen Zugang besser funktioniert als über den anderen", beschrieb Schutz dem Gremium.
Filmmaterial "aufzuzeichnen und auf einer Festplatte zu speichern ist möglich", stellte CDU-Ausschussmitglied Reiner Schock fest. Und Aktiv-für-Sinsheim-Rat Stefan Schubert schlug vor, die Anlage "mit einem Bewegungsmelder" zu koppeln. Nächtlichen Einbrechern könne man damit möglicherweise das Handwerk legen und müsse vorher "nur einen Warnhinweis zur Videoüberwachung" gut lesbar am Gebäude anbringen.
Dem Baudezernat ist dies zu heiß: Die geplante Videoüberwachung habe "nicht die Funktion einer Einbruch-Melde-Anlage", sie umzurüsten sei "aber theoretisch möglich". Man bewege sich dadurch jedoch, schilderte Schutz, auf rechtlich dünnem Eis.
Eine Überwachung mit laufenden Kameras zu Zeiten, in denen das Gebäude leer steht, sei aufwendiger als man meine, sagte Schutz. Um effizient zu sein, bedürfe es "einer Aufschaltung zu einem Sicherheitsdienst oder gleich zur Polizei". Die künftige Dr.-Sieber-Halle verfüge "sowieso über Alarmanlagen".
Eine Videoüberwachung sei "auch datenschutzrechtlich" bedenklich, sagte Schutz. Das Rathaus wolle sich auch "in keinem Fall" dem eventuellen Verdacht "der Mitarbeiter-Überwachung" aussetzen. Bei einer im Raum hängenden Kamera sei man, erläuterte der Dezernent, "trotzdem schnell bei der Frage, ob sie auch wirklich ausgeschaltet ist". Fraktionsübergreifend und ohne Enthaltung stimmte der Ausschuss der Planung zu.