Burgsanierung Sinsheim: Steinmetzmeister warnt vor gravierenden Fehlern

"Chemie ist nicht der richtige Ansatz", sagt Kurt Abele, Steinmetzmeister und profunder Kenner des Weilerer Sandsteins

28.03.2017 UPDATE: 29.03.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 33 Sekunden

Die Burg Steinsberg ist das - sanierungsbedürftige - Wahrzeichen von Sinsheim. Foto: Kegel

Von Tim Kegel

Sinsheim-Weiler. Modernste Restaurierungsmethoden am Jahrhunderte alten Stein? Mit Stirnrunzeln haben Steinmetze auf die bei der Sanierung des Bergfrieds auf dem Steinsberg geplante Verfahrensweise reagiert. Einer von ihnen ist Kurt Abele, Steinmetzmeister und profunder Kenner des Weilerer Sandsteins. Der heute 80-Jährige arbeitete über 65 Jahre lang mit dem Material, übernahm mit 21 Jahren die Weilerer Steinbrüche und hat den speziellen Schilfsandstein unter anderem an der Fassade der Neuen Staatsgalerie und am Abgeordnetenhaus in Stuttgart verbaut. Abele - zwei Mal in der Woche kommt er auf den Steinsberg - sorgt sich, dass die verwitterten Buckelquader aus der Stauferzeit "mit künstlichen Materialen aufmodelliert" werden könnten und hielte das "für schlichtweg nicht vorstellbar.

"Chemie ist nicht der richtige Ansatz" - Abele plädiert dafür, schadhafte Stellen mit Weilerer Sandstein aufzumodellieren, der am Bergfried einen 800-jährigen Test der Zeit bestanden habe. Quader, die wegen ihres schlechten Zustand nicht zu erhalten sind, sollten komplett ausgetauscht werden, empfiehlt Abele. Bei solchen mit vorhandenen Fehlstellen sollten so genannte Vierungen eingesetzt werden - das sind Ersatzstücke aus Naturstein an historischen Bauten. "Nur eine solche Technik garantiert optimalen Erfolg", sagt der Steinmetzmeister. Auch von einer speziellen Form der Imprägnierung hält Abele nichts: "Das wäre einer der gravierendsten Fehler an dem Weichen Stein", sagt er, weil die dadurch entstehende härte Schicht - bis etwa drei Millimeter in den äußeren Gesteinsschichten - eine Art Außenhaut bilde, durch die der Stein nicht atmen könne. Folge könnte "nach relativ kurzer Zeit" Blasenbildung durch Witterungseinflüsse sein - und ein erneutes Abplatzen und Bröckeln an diesen Stellen. Dadurch sehe die verbleibende Fläche "wie sandgestrahlt aus" und es dauere, bis sich die natürliche Patina wieder bilde. Natürliche Patina sei jedoch "der beste Schutz für den Stein", schildert Kurt Abele. Selbst im Internet könne "jeder nachlesen, dass man Sandstein nicht imprägnieren soll."

Unpassende Materialien und krasse Härteunterschiede: Was durch unsachgemäße Sanierung passieren kann, habe sich bei vorangegangenen Sanierungen des Bergfrieds gezeigt, wo man die originale Fugenmasse herausklopfte und "durch zu harten Mörtel ersetzte". Dieser hielt den Temperaturschwankungen nicht Stand, platze aus, Regenwasser konnte eindringen - "und schleichenden Schaden anrichten." Auch beim Rundgang der RNZ an der Burg während deren Reinigung hatten die anwesenden Fachleute die Fehler im Mörtel moniert, die Abele anspricht.

"Noch ist nichts falsch gemacht worden", weiß auch Abele. Dass es passieren könnte, macht ihm Sorgen, es wäre "eine mittlere Katastrophe für Sinsheim." Seine Ausführung will er als "mahnenden Fingerzeig" verstanden wissen.

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