Reichartshausen

Gemeinderat beschloss Kriterienkatalog für "Bettelmannsklinge"

Wer die meisten Punkte hat, darf bauen - Quadratmeter kostet 210 Euro

26.10.2020 UPDATE: 27.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Während der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung die Vergaberichtlinien für die Grundstücke beschlossen hat, wird vor Ort schnell gearbeitet. Die Erschließung des Neubaugebietes ist ihrem Zeitplan vier Wochen voraus. Foto: Christiane Barth

Von Christiane Barth

Reichartshausen. Während in der "Bettelmannsklinge" die Bagger auf Hochtouren laufen, um das Neubaugebiet baureif zu machen, goss der Gemeinderat seine Leitlinien für die Grundstücksvergabe und die Bauplatzpreise in eine rechtskräftige Form: 210 Euro soll der Quadratmeter fertig erschlossenes Bauland kosten. Für das im Jahr 2007 erschlossene Vorgänger-Baugebiet "Im Trieb Krummenacker" lag der Quadratmeterpreis noch bei 130 Euro.

Die Arbeiten auf dem künftigen Wohngebiet sind dem Bauzeitplan vier Wochen voraus. 50 Grundstücksinteressenten hat die Gemeinde gelistet. Doch wer einen Bauplatz kaufen möchte, muss sich darum bewerben und einige Voraussetzungen erfüllen.

"Wir haben das Rad nicht neu erfunden", erklärte Bürgermeister Gunter Jungmann zum Kriterienkatalog, "wir haben uns an den Leitlinien unserer Nachbargemeinden orientiert." Daher kommt ein Punktesystem zum Zuge. Wer Bürger von Reichartshausen ist, bekommt Pluspunkte, und auch, wer früher in der Gemeinde wohnte, wird mit den begehrten Punkten vergütet. Die Käufer müssen sich zudem verpflichten, innerhalb von drei Jahren nach dem Kauf (oder der Fertigstellung) ihres Grundstücks dieses mit einem bezugsfertigen Haus zu bebauen. "Es ist wichtig, dass das Baugebiet mit Leben gefüllt wird", unterstrich Jungmann. Falls die Käufer dieser Auflage nicht nachkommen, behält sich die Gemeinde das Rückkaufsrecht zum ursprünglichen Kaufpreis vor. Umgekehrt kann sie –"in begründeten Fällen" – auch eine Fristverlängerung gewähren. Für die privaten Grundstücke gilt diese Baupflicht nicht.

"Wir freuen uns, dass wir eine so hohe Anzahl an Interessenten haben", meinte Jungmann und sagte: "Es ist ein Baugebiet in attraktiver Lage. Wir haben einiges zu bieten." Die Gemeinde werde nun bereichert durch neue Familien. Von den 57 Grundstücken in der "Bettelmannsklinge" sind 34 im Besitz der Gemeinde, 23 in privater Hand. Die Punkte werden anhand eines Kriterienkataloges vergeben, der sich in zwei Kategorien einteilen lässt: orts- und sozialbezogen. Maximal 100 Punkte können insgesamt erreicht werden, 25 sind das Minimum. Wer darunter liegt, wird beim Vergabeverfahren nicht berücksichtigt. Wer bereits eine Immobilie oder ein Grundstück besitzt, muss Punkteabzug einkalkulieren. "Wir wollen, dass diejenigen zum Zuge kommen, die noch kein Haus haben", erklärte der Bürgermeister.

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Die Bewerber können ihr Wunschgrundstück sowie vier Alternativbauplätze angeben. Wer die meisten Punkte hat, "gewinnt". Haben mehrere Bewerber eines Grundstücks die gleiche Punktzahl erreicht, entscheidet das Los. Und noch eine Auflage müssen die Häuslebauer berücksichtigen: Sie müssen ihr Haus mindestens fünf Jahre lang selbst bewohnen, sonst behält sich die Gemeinde ein Aufgeld von 50 Euro pro Quadratmeter vor.

Wer in der Gemeinde arbeitet, kann damit ebenfalls sein Punktekonto aufbessern, auch für das Engagement in den Vereinen des Ortes gibt es Pluspunkte, ebenso für Kinder. "Die Gemeinde möchte bei der Vergabe der Bauplätze Familien unterstützen", hieß es in der Sitzung. Bei Vorliegen einer Behinderung oder bei Pflegebedürftigkeit erhöht sich das Punktekonto ebenso. Es dürfen außerdem nur "natürliche Personen" ihre Bewerbung einreichen.

Die Leitlinien sowie der Lageplan des Baugebiets mit den Flurstücksnummern werden nun öffentlich gemacht, mit der Aufforderung an die Interessenten, ihre Bewerbungen bis 30. November einzureichen. Der Gemeinderat wird dann in öffentlicher Sitzung über die Vergabe entscheiden – unter Berücksichtigung des Datenschutzes.

Mit der Fertigstellung der Erschließungsmaßnahme rechnet der Verwaltungschef im Oktober 2021. Danach könne mit dem Bau der Wohnhäuser begonnen werden.

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