Anschwimmen gegen Corona
Das Becken ist trocken, aber Geld fließt trotzdem in die Vereinskasse: Turnverein-Aktion im August-Schütz-Freibad

Von Christiane Barth
Neckarbischofsheim. Passionierte Schwimmer müssen sich wohl weiterhin in Geduld üben und noch warten, bis sie sich wieder kopfüber in den Badespaß stürzen können. Ein Datum für die Öffnung der Schwimmbäder nach der Corona-Zwangspause ist nicht in Sicht. Schwer zu ertragen für Wasserratten, vor allem, wenn die Sonne lacht und die Temperaturen unter normalen Umständen ungetrübten Badespaß garantieren würden. Unterdessen aber bleiben die Mitglieder des TV ihrem Bad treu, indem sie Enten sammeln. Denn Julia Wanke, die 22-jährige Tochter der Vereinsvorsitzenden, gleichsam Übungsleiterin im Turnverein, hat sich diese nette Aktion ausgedacht - und diese firmiert unter dem Namen: "Online-Freibad". Was das ist? Virtuelles Schwimmen etwa?
Geboten wird ein Samstagvormittag im August-Schütz-Freibad, eine Einrichtung, die dem Turnverein gehört, von diesem gehegt und gepflegt wird. Allerdings muss das Defizit, das auch dieses Freibad einfährt, jedes Jahr von der Stadt aufgefangen werden. Im vergangenen Jahr waren dies 17.000 Euro. Um die Belastungen für die Kommune im Corona-Jahr etwas abzudämpfen und gleichsam die Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Freibad aufzugreifen, schickt Julia Wanke die Teilnehmer der Online-Aktion per Live-Stream virtuell über das Gelände der Einrichtung: am Samstag, 30. Mai, von 10 bis 11.30 Uhr. Die Teilnahme ist nicht kostenlos: Mit fünf Euro sind die Mitglieder dabei (gleicher Betrag für die Kinder). Diese unterstützen mit dem Obolus die Kommune sowie das Freibad. Doch es wird auch etwas geboten: "Es gibt einen Gruß vom Kiosk", erklärt die Vorsitzende, Martina Wanke, die Aktion: Gummibärchen und zwei Quietsch-Enten zum Verschönern des Schwimmbads. Damit verbunden ist ein wichtiger Auftrag: Eine der Enten soll bis Ende Mai aufgehübscht und wieder abgegeben werden. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Schwesterente darf als Andenken an die Aktion im Privatbesitz ihr weiteres Leben fristen.

Bei der Online-Begehung am 30. Mai, bei der die Mitglieder mit Laptop, Smartphone oder Tablet dabei sein können, ist zwar immer noch kein Schwimmen möglich, aber wenigstens ein wenig Tuchfühlung mit der sonst so beliebten und geschätzten Einrichtung. "Bademeister, Wassermeister und Kioskbetreiber zeigen etwas vom Schwimmbad", sagt die Vorsitzende. Zu guter Letzt kommt es zu einem Aufmarsch der Enten. Die schönste ihrer Gattung und Art soll prämiert werden. Die Gewinner können sich über Gutscheine für den Kiosk, der übrigens schon geöffnet ist, freuen. "Diese behalten ihre Gültigkeit, auch bis nächstes Jahr", versichert Martina Wanke.
Die Aktion ist als kleines Trostpflaster gedacht, um mit dem Bad auch während der Zwangs-Schließung in Kontakt zu bleiben. "Wir wissen ja noch gar nicht, wie es weitergeht", unterstreicht Martina Wanke. Denn selbst wenn ein Öffnungstermin landesweit für Schwimmbäder feststeht, sei noch überhaupt nicht klar, ob die Auflagen dann im kleinen, vereinsbetriebenen August-Schütz-Freibad überhaupt umgesetzt werden können.
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Etwa zehn Tage Anlaufzeit benötigt die Anlage, um den Betrieb hochzufahren. Das Becken ist noch ohne Wasser. "Aus gutem Grund", erläutert Martina Wanke. Denn der Verein wolle somit verhindern, dass das Bad möglicherweise illegal genutzt werde. "Wir wissen ja selbst, wie wir als Jugendliche früher waren: Da sind wir auch nachts über den Zaun gestiegen", erinnert sich Martina Wanke, "aber wir wollen kein Umschlagplatz für das Corona-Virus sein." Zudem wolle man die nicht unerheblichen Kosten für die Chemikalien einsparen, die erforderlich wären, um das Wasser sauber zu halten. "Ich könnte es vor der Stadt nicht rechtfertigen, wenn ich sagen müsste: Wir haben schon Chemie ins Wasser getan, obwohl wir wussten, dass wir vielleicht erst in einigen Wochen aufmachen dürfen." Das Wasser ohne Chemikalien einzulassen sei zwar ebenfalls möglich. "Aber dann haben wir bald einen Froschtümpel", sagt Martina Wanke, die sich den Vorsitz mit Adrian Tietz teilt.
Um nicht ganz untätig zu sein und trotz trockenen Beckens Geld in die Vereinskasse zu spülen, welches wiederum dem Freibad zufließen soll, hat sich der Verein noch eine weitere Aktion ausgedacht: "Kuchenverkauf to go": Am Pfingstsonntag, 31. Mai, von 10.30 bis 14.30 Uhr im Freibad. Alles corona-konform natürlich. Und in echt: Übers Drehkreuz sollen die Besucher unter Einhaltung aller Abstands- und Hygieneregeln ins Freibad und wieder sicher hinaus geschleust werden.
Info: Anmeldungen fürs "Online-Freibad" sind über die E-Mail-Adresse julia.wanke@web.de, oder per Whatsapp unter 0170 / 9930353 möglich.