Vorsorge-Maßnahmen vor Gewittern zeigen in Hoffenheim Wirkung
Im Hinblick auf den Schutz vor Starkregenereignissen spielen Geld, Personal, Vorschriften, Naturschutz und Eigenvorsorge eine Rolle.

Sinsheim-Hoffenheim. (hh) Im Gegensatz zu den Dührenern zeigten die Hoffenheimer geringes Interesse an den Starkregenereigniskarten, die von Bernd Kippenhan und Thomas Knödl vom Amt für Infrastruktur in der jüngsten Ortschaftsratssitzung in der Mehrzweckhalle vorgestellt wurden. Nur fünf Zuhörer verfolgten die Beratungen.
Offensichtlich zeigten die Vorsorgemaßnahmen der vergangenen Jahre bei den Gewittern der zurückliegenden Tage Wirkung. So wurden im Osten des Orts im Bereich des Ursenbaches Stichwege erhöht und so Mulden und Rückhaltebecken geschaffen, in denen sich Oberflächenwasser sammeln kann, das dann verzögert über den Ursenbach in die Elsenz abfließt. Ebenso hat sich die Hochwasser-Rückhalteanlage "Unter dem Balzfelder Weg" bewährt; hier wurde die Sperrmauer an den Enden nachträglich für viel Geld verankert und mit seitlichen Betonmauern gestützt.
Wie Christoph Herzel, von der Stadt als Dammwärter bestellt, erläuterte, hat sich Oberflächenwasser beim zurückliegenden Gewitterregen im Rückstauraum bis zu 2,50 Meter aufgestaut; durch den unteren Durchlauf sei es dann verzögert über die Kanalisation zur Elsenz abgeleitet worden. Palisaden aus Metallröhren, die mit Beton gefüllt und senkrecht in das Bett des kleinen Baches eingesetzt wurden, dienen als Vorfilter. Sie sollen große Äste und eventuell angeschwemmte Stroh- oder Heuballen vor der Sperrmauer aufhalten. Starke Metallgitter direkt an der Sperrmauer sind so gestaltet, dass sie Treibgut an die Wasseroberfläche heben, sodass das Wasser darunter hindurch fließen kann. Außerdem kann sich angeschwemmter Ackerboden und Schlamm im Rückhaltebeckens absetzen und später auf Äcker zurückgebracht werden. Der Rückhaltebereich ist für rund 4200 Kubikmeter ausgelegt. Herzel kann im Ernstfall auch Einsatzkräfte wie die Feuerwehr alarmieren.
Die Ereignisse der vergangenen Wochen, bei denen auf begrenztem Raum sehr viel Regen fiel, haben erneut aufgezeigt, dass eine langfristige Planung notwendig ist. Bei umfassenden Erkundungen vor Ort, bei denen für die Starkregenrisikokarten die Neigung des Geländes ebenso erfasst wurde wie die Gestaltung von Entwässerungssystemen oder die vorhandene Nutzung oder Bebauung der Bereiche, wurden gefährdete Bereiche beschrieben. Die Vorgaben dienen als Grundlage für Vorsorgemaßnahmen zum Beispiel bei der Erschließung von Neubaugebieten. Kippenhan wies darauf hin, dass es in Absprache mit den Grundstückseigentümern im Neubaugebiet "Vorderes Tal" gelungen sei, durch meist kostengünstige Maßnahmen das Oberflächenwasser an den Grundstücken vorbeizuleiten.
Zu einem Hinweis von Ortschaftsräten zum Zustand der Einlaufrinne mit einem Eisengitter als Abdeckung am Eingang des Heiligwaldes erklärte Knödl, dass meist eine einfache Sanierung nicht ausreicht; der Einbau einer zeitgemäßen Einlaufrinne sei jedoch sehr teuer.
Auch interessant
Auch die unterschiedlichen Ansichten über die Reinigung der Entwässerungsgräben in der Gemarkung wurden vorgetragen. Kippenhan berichtete, dass Grundstückseigentümer häufig fordern, dass Gräben ausgebaggert und Randstreifen gemäht werden. Tierschützer forderten aber Rücksicht auf die Artenvielfalt. "In der Vergangenheit hat in Streitfällen nicht die Stadt oder das zuständige Verwaltungsamt, sondern der Sachbearbeiter den Kopf hinhalten müssen, der Maßnahmen angeordnet hatte, was sich dann in einer Geldstrafe auswirkte", betonte Kippenhan.
Beklagt wurde von Ortsvorsteher Karlheinz Hess, dass bei notwendigen Maßnahmen oft der Personal- oder Finanzmangel, aber auch eine Vielzahl von Verwaltungsvorschriften Hindernisse darstellten. Deutlich wurde auch die Eigenverantwortung der Grundstücks- oder Gebäudebesitzer angesprochen, die durch geeignete Maßnahmen ihr Eigentum vor Wasserschäden schützen können. Hilfen hierfür bietet die Hochwasserschutzfibel.