Helmstadt-Bargen

Bürgermeister Wolfgang Jürriens tritt nicht mehr an

Beim Neujahrsempfang macht der Bürgermeister seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur öffentlich.

27.01.2025 UPDATE: 27.01.2025 04:00 Uhr 3 Minuten, 29 Sekunden
Im Namen vieler Anwesender des Neujahrsempfangs in Helmstadt-Bargen dankte Bürgermeisterstellvertreter Johannes Roß (links) Bürgermeister Wolfgang Jürriens und dessen Frau Helga für deren Einsatz. Foto: Thomas Weber

Von Thomas Weber

Helmstadt-Bargen. Eine wichtige Nachricht kam zum Schluss: Wohlüberlegt habe er sich entschieden, bei der kommenden Bürgermeisterwahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen, schloss Bürgermeister Wolfgang Jürriens seine Rede beim Neujahrsempfang am Freitag.

Zuvor hatte er zahlreiche Themen angesprochen, die den Ort betreffen, darunter den Ausbau erneuerbarer Energien, die Infrastruktur, aber auch das gesellschaftliche Miteinander.

Zu Beginn seiner Rede hatte der Bürgermeister seinen Blick nach Aschaffenburg und Magdeburg gerichtet: Der "grauenvolle Anschlag" und die Messerattacke hätten die Menschen "zutiefst erschüttert".

Nach dem gemeinsamen Gedenken hob er den Zusammenhalt in der Gemeinde und das gegenseitige Unterstützen hervor, die die Basis für das Gemeindeleben bildeten, um Zukunft zu gestalten.

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Dem Dank an die Helferinnen und Helfer, die den Empfang unterstützt und ermöglicht haben, schloss das Gemeindeoberhaupt an, dass im Rückblick viel erreicht wurde, es aber auch eine Vielzahl an Herausforderungen gebe, die beunruhigend seien.

Er habe beobachtet, dass sich manche Menschen in vermeintlich sichere "Wagenburgen" zurückziehen und es Risse in der Gesellschaft gebe, die ihren Ursprung auch in der Klimakrise, der zurückliegenden Pandemie und dem Krieg gegen die Ukraine hätten. Die Welt werde dadurch rücksichtsloser.

All das führe zu gesellschaftlichen, technologischen und geopolitischen Veränderungen. "Die Welt zu verstehen, sich in ihr zurechtzufinden, wird schwieriger." Unter dem Motto "aufeinander zugehen" sieht er die Aufgabe in der Gemeinde, sich auf die Herausforderungen der Zeit vorzubereiten. "Wir wollen Ermöglicher sein, keine Verhinderer", fasste er das Wirken der Gemeinde zusammen.

Mit der Entscheidung, erneuerbare Energie auf der Gemarkung zu produzieren, damit die CO₂-Emissionen zu verringern, acht Hektar auf drei Standorten für Fotovoltaikanlagen auszuweisen, und mit dem Ergebnis des Bürgerentscheids, bei dem sich 63 Prozent der Bevölkerung für vier Windenergieanlagen ausgesprochen hatten, seien wichtige Beiträge und Zeichen zur Nachhaltigkeit in der Gemeinde und Region gesetzt worden.

Auch im sozialen Bereich sei viel erreicht worden, führte der Bürgermeister aus. Die Kapazitäten der Kindertageseinrichtungen wurden erweitert und ein Seniorenheim angesiedelt. Die Infrastruktur sei verbessert worden. Die Gemeinde wächst und zeige damit, dass sie ein Ort mit Lebensqualität und Perspektiven ist.

Mit den zurückliegenden Entscheidungen zur Erschließung von Bauland in allen drei Ortsteilen sei die Grundlage für mehr Wohnraum geschaffen worden. Dies sei alles mit Verantwortung und Bedacht für lebendige Strukturen und Quartiere geschehen. Mit der Innenentwicklung werde weniger freies Land bebaut.

Mit der Verbesserung der Infrastruktur der Gemeinde habe man wichtige Beiträge für deren Zukunftsfähigkeit geleistet. Darunter fielen die Sanierungen der Schulstraße und Teile der Panorama- und Friedhofstraße sowie von Kanälen.

Gebäude seien energetisch ertüchtigt worden, Bushaltestellen nun barrierefrei. Das Starkregenmanagement und die Fortschreibung des Katastrophenschutzplans sowie die Maßnahmen zum Hochwasserschutz und die gut aufgestellte Feuerwehr seien Beiträge für die Sicherheit der Menschen und deren Hab und Gut.

Man investiere, gehe aber verantwortungsvoll mit dem Geld um. Vor diesem Hintergrund sieht Jürriens die Kommune auf einem guten Weg. Er bedankte sich bei allen Entscheidungsträgern, aber auch bei der gesamten Bevölkerung dafür, dass die zukunftsweisenden Schritte mitgegangen würden.

Für die Zuschüsse für all die Maßnahmen von Bund und Land dankte Jürriens den anwesenden Bundes- und Landtagsabgeordneten für die "tolle Unterstützung".

Nach einer Schauübung der Helmstadter Selbstverteidigungsschule "Die Orcas" unter Leitung von Günter Engelhard, stellte Pfarrerin Sandra Stadler-Uibelhör vor dem Hintergrund der Entwicklung ihrer eigenen Kinder die Frage: "Wann wird’s denn besser?"

Zum "Superwahljahr" in Helmstadt-Bargen mit Bundestagswahl, Bürgermeisterwahl und der Wahl der Kirchengemeinderäte rief sie die Bedeutung der Losung "prüft alles und behaltet das Gute" in Erinnerung. Sie rief dazu auf, sich mutig mit den Themen auseinanderzusetzen und kritisch zu hinterfragen, was gut für die Familie, Gesellschaft, aber auch für die Kirche ist. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den Helmstadter Musikanten.


Bürgermeisterstellvertreter Johannes Roß dankte Jürriens für dessen Einsatz

Helmstadt-Bargen. (tw) Nach 16 Jahren als Bürgermeister blicke er mit Dankbarkeit zurück. "Es war mir eine große Ehre und zugleich eine ebenso große Verantwortung, unser schönes Helmstadt-Bargen in dieser Zeit zu führen und mit Ihnen weiterzuentwickeln", sagte er.

Herausforderungen und viele Erfolge haben diese Zeit geprägt, fuhr Jürriens fort, diese seien nur gemeinsam zu bewältigen gewesen. Er danke seinem "großartigen Team", dem Gemeinderat und der Bürgerschaft sowie allen, die sich Tag für Tag für die Gemeinde einsetzten. Ohne diese Unterstützung wäre vieles nicht möglich gewesen, ist er überzeugt.

Nach 16 Jahren sei es "Zeit, den Staffelstab weiterzugeben" und Platz für neue Ideen und Perspektiven zu machen. Sein Engagement gelte bis zum letzten Tag seiner Amtszeit der Gemeinde, und er werde alles daran setzen, die begonnenen Projekte erfolgreich abzuschließen.

Jürriens bedankte sich für das entgegengebrachte Vertrauen. Es sei ihm "Freude und Ehre, als Bürgermeister wirken zu dürfen". Langer Beifall der zahlreichen Besucherinnen und Besucher in der Helmstadter Schwarzbachhalle schlossen sich seinen Worten an.

Johannes Roß, 1. Bürgermeisterstellvertreter, danke Jürriens nach dessen Ankündigung spontan für seinen 16-jährigen Dienst zum Wohle der Gemeinde. Er hob dabei dessen Streben nach Fortschritt in der Gemeinde und sein "Brennen für Helmstadt-Bargen" hervor. Ein "riesengroßes Dankeschön" sagte er Helga Jürriens, die ihren Mann in all den Jahren dabei unterstützt hat.

Der Termin der Bürgermeisterwahl steht noch nicht fest. Laut Gemeindeordnung ist der Bürgermeister bei Ablauf der Amtszeit frühestens drei Monate und spätestens einen Monat, bevor die Stelle frei wird, zu wählen. Der neue Bürgermeister wird also voraussichtlich im Mai oder Juni gewählt.

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