Mahnende Stimmen beim Weihnachtsmarkt
Bei der Eröffnung des Heilbronner Käthchen-Weihnachtsmarktes war diesmal viel Nachdenkliches zu hören.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Der diesjährige Käthchen-Weihnachtsmarkt in Heilbronn ist ein anderer als bisher: Die Zufahrtssperren sind unübersehbar und machen bewusst, dass die Zeiten unsicherer geworden sind – aber dahinter ist es dann doch fast wie immer: Zwei wunderschön geschmückte Christbäume stehen am Marktplatz und am Kiliansplatz, insgesamt 68 Buden und Stände bieten alles, was kulinarisch zu Weihnachten gehört, was die Stimmung hebt und sich Verschenken lässt.
Das Nostalgie-Karussell dreht sich zur Freude der Kinder vor dem Rathaus, im Innenhof kann man sich wieder aufs Eis begeben und Schlittschuh laufen, und in der Almhütte lässt sich auch bei schlechtem Wetter dudeln.
Wie die Stimmung und der Zuspruch werden, ließ sich am Eröffnungsabend noch nicht feststellen. Steffen Schoch, Geschäftsführer der Heilbronn Marketing GmbH (HMG), Ausrichter des Käthchen-Weihnachtsmarktes, sprach am Dienstag in seiner Begrüßungsrede deutlich an, wie viel Aufwand und mehr in diesem Jahr erforderlich waren. Nur eines habe nicht geklappt: "Die Schneeflocken kommen als Regentropfen."
Mehr Weihnachtsmarkt oder mehr Rummel? Die Frage stellte sich anders, gäbe es noch, so wie früher, auch eine Krippe. Unumgänglich ist auch die Feststellung, dass sich immer weniger Besucher für die Eröffnungszeremonie interessieren – unabhängig vom Wetter. Unverzichtbar sollte sie dennoch bleiben, damit Sinn und Anlass nicht im Glühwein ertrinken.
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Die Bläser-Band aus Offenau spielte zum Auftakt "Tochter Zion". Das war auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass vor 2000 Jahre ein kleiner jüdischer Junge namens Jesus in der Krippe lag, heute aber wieder gegen den sichtbaren und unsichtbaren Antisemitismus gekämpft werden muss.
Wie wenig friedlich die Zeiten gerade sind, das nahm Oberbürgermeister Harry Mergel ebenso nachdrücklich in seine Rede auf wie das Verbindende. Er appellierte an die Zuhörenden, Fremdenfeindlichkeit zu überwinden, Rücksichtnahme zu üben und den Willen zum Miteinander zu pflegen.
Auch der evangelische Dekan Christoph Baisch ging auf die gegenwärtige Situation ein, geprägt von den mächtigen Absperrungen, die so ganz im Gegensatz dazu stünden, wie es von Luther in "dem" Adventslied überhaupt formuliert wurde: "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit". Baischs Schlussfolgerung daraus: Das Sicherheitsbedürfnis ernst nehmen und die Herzen weit aufmachen.



