Region Heidelberg

Corona grassiert weiter in den Seniorenheimen

Aber es gibt mehr milde Verläufe. Sorge herrscht wegen Personalmangels.

28.12.2022 UPDATE: 28.12.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Symbolfoto: dpa

Region Heidelberg. (luw) Während die Rufe nach einer Abschaffung der – ohnehin nur noch wenigen – Corona-Auflagen lauter werden, ist die Pandemie im Pflege- und Gesundheitsbereich nach wie vor allgegenwärtig. Immer wieder gebe es auch in Seniorenheimen der Region Ausbrüche, wie Heidi Farrenkopf als Geschäftsführerin der "Altenhilfe der Evangelischen Stadtmission Heidelberg" gegenüber der RNZ sagt: "Aber es wird einfach nicht mehr darüber geredet." Sie kritisiert eine mangelnde Rücksichtnahme auf besonders gefährdete Gruppen und sorgt sich um eine weitere Verschärfung des Personalmangels in der Pflege.

Heidi Farrenkopf. Foto: privat

Farrenkopf ist für acht Senioreneinrichtungen verantwortlich, die von der "Altenhilfe" getragen werden. Auch in ihren Häusern komme es immer wieder einmal zu Infektionswellen, wobei es wesentlich weniger schwere Verläufe gebe. Dies bestätigte auf Anfrage auch ein anderer Träger von Seniorenheimen in der Region: Wiederholt komme es zu Corona-Ausbrüchen, jedoch mit "nicht mehr so dramatischen Folgen".

Im Zusammenhang mit einer der wenigen Krankenhauseinweisungen habe sie jüngst besorgniserregende Erfahrungen gemacht, so Farrenkopf: Als ein Corona-infizierter Senior mit schwerem Verlauf in eine Klinik gebracht werden sollte, habe man reihenweise Absagen kassiert. "Zehn Krankenhäuser aus der Region haben gesagt, dass sie die Person nicht aufnehmen können." Farrenkopf erinnert daran, dass dies auch auf infiziertes Personal zurückgehe: "Wenn jemand positiv ist, sind diese Personen nicht einsetzbar."

Und genau das wiederum erlebe sie aktuell ebenso in ihren Einrichtungen: "Einige Mitarbeiter, die sich eigentlich auf freie Tage gefreut hatten, mussten aus ihrem Weihnachtsurlaub geholt werden." Farrenkopf meint damit einen vor den Feiertagen registrierten Ausbruch in einem Seniorenheim der Region; da aber ansonsten kaum noch von Infektionen in der Pflege zu lesen sei, will sie die betroffene Einrichtung nicht namentlich nennen.

Farrenkopf befürchtet eine Stigmatisierung des dort zuständigen Personals, für das sie beteuert: "Es gibt bei uns eben keine Nachlässigkeit." So sei man etwa nicht mehr zum Testen verpflichtet, jedoch: Auch ins nun betroffene Seniorenheim gelange niemand ohne negativen Corona-Test. "Alle Bewohner und Mitarbeiter sind mindestens dreimal geimpft", sagt sie: "Manche Bewohner sogar schon fünfmal." Infizierte Bewohner würden "gebeten", in ihren Zimmern zu bleiben. "Wir können sie rechtlich nicht zwingen, aber die Menschen sind ja auch vernünftig", betont Farrenkopf.

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Doch besonders treibt sie die Beobachtung um, dass außerhalb der Pflegeheime ein weitgehend normales Leben geführt werde, das die immer noch existierende Pandemie nahezu ignoriere. "Die Menschen in den Einrichtungen sind genervt, weil sie sehen: Da draußen steppt der Bär", sagt sie auch mit Blick auf Personalengpässe. Dahinter befürchtet sie vor allem ein verheerendes Signal an junge Menschen, die eigentlich Interesse an einem Beruf in der Pflege hätten – dann aber sehen müssten, wie wenig man sich "draußen" um die Infektionsgefahr und die damit verbundenen Einschränkungen in den Einrichtungen schere.

Sie würde sich etwa wünschen, dass wieder mehr Menschen auch im Supermarkt eine Maske tragen würden – zumindest in den Wintermonaten. "Dieses Jahr über Weihnachten haben einige auch wieder ihre Angehörigen aus unseren Häusern mit nach Hause genommen", schildert Farrenkopf ein weiteres Beispiel: Natürlich würden solche Entscheidungen hinterher auch das Risiko eines Ausbruchs in der Einrichtung wieder erhöhen...

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