Eppelheim

Erst war es eine Schmuddelwand, jetzt ist es ein Blickfang

Askin Yilmaz und Michael Vogt verschönerten Hausfassade und Mauer an Endhaltestelle mit Graffitikunst.

17.06.2022 UPDATE: 18.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Schmetterlinge, Blumen und blauer Himmel statt hässlichem und abstoßendem Gekrakel: Die optische Aufwertung ist immens. Foto: sg

Von Sabine Geschwill

Eppelheim. An der Endhaltestelle "Kirchheimer Straße" ist ein Kunstwerk entstanden: Die beiden Künstler Askin Yilmaz aus Eppelheim und Michael Vogt aus Heidelberg-Kirchheim haben mit Graffitikunst die sechs Meter hohe Hauswand samt dazugehöriger Mauer und Stromkästen an der Endhaltestelle der Straßenbahn verschönert. Aus der einstigen Schmuddelwand, die über viele Jahre durch unschöne Farbschmierereien und Parolen kein sehenswerter Anblick war, wurde ein farbenfroher Blickfang. Blumenmotive, Schmetterlinge, Marienkäfer, Bienen, ein Halsbandsittich sowie ein Hase und der Schriftzug "Eppelheim" ziehen jetzt die Blicke der Fahrgäste von Bus und Bahn ebenso auf sich wie die der Autofahrer.

Schmetterlinge, Blumen und blauer Himmel statt hässlichem und abstoßendem Gekrakel: Die optische Aufwertung ist immens. Foto: sg

Nachdem diese Woche das Gerüst abgebaut worden war, wurde die kunstvoll gestaltete Wand gleich zu einem beliebten Fotomotiv. Etliche Passanten zücken seither ihr Smartphone und halten die farbenfrohe Neugestaltung fest. Die Verschönerung der Schmuddelwand war ursprünglich eine Idee des Jugendzentrums, das zusammen mit Jugendlichen die Wand gestalten wollte. Daraus wurde jedoch leider nichts, zumal auch die Corona-Pandemie lange Zeit einen Strich durch die Rechnung machte.

Askin Yilmaz wohnt nicht nur mit seiner Familie in Eppelheim, sondern hat schon bei verschiedenen Projekten in der Stadt – beispielsweise in der Tiefgarage der Rudolf-Wild-Halle, am Stromverteilerhäuschen am Kindergarten "Villa Kunterbunt" und am "Interkulturellen Gemeinschaftsgarten" – seine Graffitikunst unter Beweis gestellt. Daher kam die Verwaltung nach dem barrierefreien Um- und Ausbau der Straßenbahnendhaltestelle auf ihn zu. "Ich wurde gefragt, ob ich Interesse hätte und ich fand die Idee gleich klasse, weil das in Eppelheim eine ganz markante Stelle und ein prestigeträchtiges Projekt ist", erzählt er. Der Servicemitarbeiter des Nußlocher Unternehmens Leica Biosystems ist seit mehr als 30 Jahren hobbymäßig als Graffitikünstler aktiv und hat bisher rund 500 Kunstwerke geschaffen.

Der Verwaltung, die bereits das Einverständnis des Hauseigentümers eingeholt hatte, machte er zur Gestaltung der Hausfassade zwei Motivvorschläge. Welches Motiv die Wand letztendlich verschönern soll, konnten die Bürger mitentscheiden. Die Abstimmung war eindeutig. Von den knapp 100 Teilnehmenden haben sich 60 Bürger für die Motivvariante mit Tieren, Blumen und viel blauem Himmel entschieden.

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Für Yilmaz war klar, dass er dieses Großprojekt mit seinem langjährigen Künstlerkollegen Michael Vogt, der in Heidelberg-Kirchheim kreativ ist und ein Tattoo-Studio betreibt, zusammen angehen möchte. "Eine so große Fläche allein zu gestalten, ist doch langweilig", meinte Vogt. Zum ersten Mal als Team arbeiteten sie 1988 zusammen. Damals gestalteten sie ein Graffitikunstwerk für die Deutsche Bahn. Seither haben die beiden Talente, die ihre Kunstwerke ohne Vorlagen und nur frei Hand entstehen lassen, gemeinsam unzählige Flächen und Gebäude mit Graffitikunst nach den Vorgaben ihrer Auftraggeber aufgewertet und verschönt.

Schmetterlinge, Blumen und blauer Himmel statt hässlichem und abstoßendem Gekrakel: Die optische Aufwertung ist immens. Foto: sg

Bevor die Künstler an der Endhaltestelle loslegen konnten, mussten ein Gerüst gestellt und vom städtischen Bauhof verschiedene Vorarbeiten an der Wand durchgeführt werden. Yilmaz und Vogt grundierten anschließend die Fläche mit blauer Farbe. Darauf wurde in den vergangenen Tagen Stück für Stück und Motiv für Motiv das Wandbild angelegt, das nun etwas anders aussehen wird als ursprünglich angedacht. "Wir hätten gerne die Wand komplett farbig gestaltet und den großen Strommasten miteinbezogen, aber wir mussten drumherum einen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter einhalten", bedauerte Yilmaz. Etwa zehn Tage Bearbeitungszeit hatten die beiden Graffitikünstler zur Fertigstellung des Wandbildes und zur Verschönerung der Mauer, die sie nach ihren Vorstellungen mit Motiven verziert haben, einkalkuliert – zumal sie aufgrund der Sommerhitze meist nur abends arbeiten konnten.

Oft kamen sie mit Passanten oder Fahrgästen, die gerade von Bahn oder Bus ausstiegen, ins Gespräch. "Die Leute sind richtig dankbar und freuen sich alle über die Motive und finden sie wunderschön", berichtet Vogt. Die Finanzierung des Graffitiprojekts übernimmt die Stadt, die hierfür einen Sponsor gefunden hat, der aber nicht genannt werden möchte, so Yilmaz. Mit dem Geld kann sowohl das Honorar der beiden Künstler als auch die Materialkosten, die mit 1600 Euro für Wandfarbe und Spraydosen zu Buche schlugen, bezahlt werden.

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