Dorfpride Ladenburg

Wenn der Wasserturm regenbogenfarben strahlt

Bürgermeister Schmutz wirbt für die "Dorfpride" am 9. Juli und hisste die Regenbogenfahne am Benzplatz. Die Demo soll Diskussionen anregen.

27.06.2022 UPDATE: 28.06.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 43 Sekunden
Die Regenbogenfahne steht für Respekt und Toleranz. Bürgermeister Stefan Schmutz (r.) ist stolz darauf, dass die Flagge nun in Ladenburg weht. Die Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny (2.v.r.) und Fadime Tuncer (4.v.r.) gratulierten der Stadt zu der Dorfpride. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Der Zeitpunkt war perfekt gewählt: Seit Montagvormittag, 11 Uhr, weht die Regenbogenfahne am Benzplatz. Sie soll auf die Ladenburger Dorfpride am Samstag, 9. Juli, aufmerksam machen. Für den perfekten Moment hatte das Wetter gesorgt: Im Hintergrund zeigte sich nach einem morgendlichen Gewitterschauer über dem Odenwald ein "echter" Regenbogen.

Nach ihrem erfolgreichen Debüt in Mühlhausen im Jahr 2020 und der zweiten Auflage im letzten Jahr in Oftersheim steigt die Dorfpride nun in der Römerstadt. Es ist eine Demonstration für die Sichtbarkeit und Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, transsexuellen, intersexuellen oder "queerer" Menschen.

Über 1000 Teilnehmer erwartet

"Wir sind längst noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen", erklärte Susanne Hun vom Organisationsteam der Dorfpride. Die Demonstration, zu der über 1000 Teilnehmende erwartet werden, sei keine Spaßveranstaltung. "Wir werben für Liebe, Akzeptanz und Wertschätzung", sagte Hun. Sie würde sich sehr freuen, wenn viele Ladenburger Vereine und Institutionen an der Parade teilnehmen. Die Startkundgebung wird um 15 Uhr auf der Festwiese stattfinden, von 15.30 Uhr an geht es "loud and proud" (lautstark und selbstbewusst) durch die Stadt.

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Bürgermeister Stefan Schmutz sagte in seinem Willkommensgruß, dass die Welt noch immer weit entfernt davon sei, "queeres" Leben als Teil der Normalität zu akzeptieren. Dies habe der Anschlag auf einen Nachtklub für Schwule in Oslo mit zwei Toten gezeigt. Für eine weltoffene und tolerante Stadt wie Ladenburg sei es jedoch eine Ehre, Gastgeber der Dorfpride sein zu dürfen.

"Ich habe Lust auf die Veranstaltung", sagte Bürgermeister Schmutz. Er sei stolz darauf, dass Ladenburg unter mehreren Bewerbern ausgewählt wurde. Von der Dorfpride solle eine gesamtgesellschaftliche Wirkung ausgehen, die Veranstaltung könne Diskussionen anregen. Ladenburg werde dabei ein sichtbares Zeichen setzen, das in die Region ausstrahlt: Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Wasserturm in den Regenbogenfarben angestrahlt, kündigte der Bürgermeister an.

Bevor die Regenbogen-Fahne am Benzplatz – weitere Fahnen werden an den Stadteingängen und am Rathaus hochgezogen – im Wind flattern konnte, gab es noch viel Lob von den Landtagsabgeordneten des Wahlkreises. Fadime Tuncer (Grüne) betonte, dass die Tat in Norwegen gezeigt hat, wie intolerant Menschen sein können. Sie warb für Vielfalt und Toleranz. "Es darf nicht sein, dass sich Menschen wegen ihrer sexuellen Vielfalt verstecken müssen", so die Grünen-Politikerin.

Sebastian Cuny (SPD) beschrieb eindrucksvoll, was er an Reaktionen erfährt, wenn zum Beispiel auf dem Spielplatz registriert wird, dass sein Sohn einen weiteren Papa hat. Für viele Menschen seien Regenbogen-Familien eben alles andere als normal, meinte der Politiker.

Daher findet er es wichtig, dass nicht nur in Großstädten wie Berlin für die Anliegen von Regenbogenfamilien demonstriert wird. Auch in kleinen Städten und Gemeinden müssten Diskussionen angeregt werden, um Normalität zu schaffen, sagte der Sozialdemokrat, der Ladenburg "herzlich gratulierte", Gastgeber der Dorfpride zu sein.

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