Gülle sorgt für "extremen Gestank" und verärgerte Anwohner
Eine Frau vermutet, dass chemische Düngestoffe im Spiel sind. Das Amt erklärt die Düngung der Felder.
Bammental. (fhs) Der Geruch dürfte inzwischen nachgelassen haben, aber die Empörung ist von anhaltender Dauer: Über mehrere Tage beklagte eine Anwohnerin der Schumannstraße einen "dieses Jahr besonders extremen Gestank", der wohl nicht von Gülle, sondern von chemischen Düngestoffen auf den angrenzenden Feldern komme.
Die Frau griff zum Telefonhörer, um ihr Leid der RNZ-Redaktion zu klagen: Wie könne man nur so rücksichtslos sein, gerade an den letzten warmen Tagen, an denen man sich noch im Freien im Garten aufhalte und die Fenster zum Lüften öffne, bei Ostwind die Felder zu düngen? "Und niemanden kümmert das!"
Auf Nachfrage teilt Bammentals Bürgermeister Holger Karl mit, dass er von keiner ungewöhnlichen Geruchsbelästigung wisse. Er selbst habe nichts gerochen. Im Rathaus seien auch keinerlei Hinweise oder gar Klagen eingegangen.
Es sei Erntezeit und darauf folge das Vorbereiten der Felder für die nächste Einsaat. Bürgermeister Karl weiß aber auch, dass Landwirte das Gülleausbringen dokumentieren müssen.
"Das ist aber ein Gestank, der ist ganz anders als die Gülle, die sonst verwendet wird", klagt die Frau, deren Name der RNZ bekannt ist. "Die ganze Wohnung riecht danach. Man kann kein einziges Fenster aufmachen." Sie lebe schon länger in Bammental und wisse um die Abläufe und Erfordernisse im landwirtschaftlichen Jahresablauf.
Dazu gehöre nun mal das Düngen der Felder. "Aber das ist nichts Natürliches. Da ist Glyphosat dabei, der Boden ist ganz gelb", ist sich die verärgerte Frau sicher.
Im Amt für Landwirtschaft und Naturschutz des Rhein-Neckar-Kreises ist Jana Traub Referatsleiterin für Pflanzenanbau und Kontrolle. "Es ist zwar eine Zumutung für ein paar Tage, aber an sich ist das ja gut", erklärt Traub das Ausbringen von Mist und Gülle auf den jetzt abgeernteten Feldern. Sie lässt Verständnis anklingen für Anwohner, die nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben, aber sich durch "Landluft" beeinträchtigt fühlen.
"Gesetzlich ist gefordert, dies möglichst emissionsarm zu machen", sagt Traub. Nach der Düngemittelverordnung müsse ausgebrachter Mist oder anderer Dünger innerhalb von vier Stunden in den Boden eingearbeitet werden.
In der jetzt novellierten Fassung der Verordnung kam zudem die Vorschrift hinzu, dass die Düngung "bodennah" auszubringen sei, also nicht vom Güllefass in hohem Bogen versprüht werden darf. Traub verweist wie schon Bürgermeister Karl auf die entsprechenden Dokumentationspflichten der Landwirte.
Es ergebe zudem Sinn, die Felder mit dem schweren Schlepper samt Anhänger in eher trockenem Zustand zu befahren. "Am besten fürs Düngen ist ein bedeckter Tag bei leichtem Nieselregen. Aber der Bauer bekommt den optimalen Zeitpunkt manchmal halt auch nicht hin", erläutert Traub.
Wenn Landwirte ein paar Hektar Fläche abzuernten und anschließend mit Nährstoff zu versorgen haben, hänge dies von Einsatzerfordernis sowie Verfügbarkeit der Geräte und der Fahrer ab, sodass das Ausbringen der Nährstoffe auf die Felder mitunter auch bis in die Nachtstunden dauern könne.