Wieslocher Sporthalle wird Notunterkunft
Der Rhein-Neckar-Kreis bringt in Wiesloch ab dem heutigen Dienstag weitere 120 Flüchtlinge unter - Lediglich "eine vorübergehende Lösung", so Bürgermeister Sauer

Ein Blick in die Wieslocher Kreissporthalle, die zur Notunterkunft für Flüchtlinge wird: Mit verkleideten Bauzaun-Elementen wurden zimmerähnliche Parzellen geschaffen. Foto: Siegfried
Wiesloch. (rö) Die Notlösung kommt jetzt doch zum Einsatz: Ab dem heutigen Dienstag werden in der Wieslocher Kreissporthalle im Schulzentrum 120 Flüchtlinge untergebracht. Das hat der Rhein-Neckar-Kreis gestern mitgeteilt. Es handelt sich zunächst um alleinstehende Männer aus Eritrea, Afghanistan, dem Irak und dem Iran.
Wieslochs Bürgermeister Ludwig Sauer betonte gegenüber der RNZ, dass das lediglich "eine vorübergehende Lösung" sein soll. Man habe derzeit die "berechtigte Hoffnung", dass die Halle ab dem Ende der Sommerferien wieder für den Schul- und Vereinssport genutzt werden könne. Die Stadt Wiesloch hatte den Kreis bei der Suche nach Alternativen tatkräftig unterstützt, da man die Unterbringung in der Turnhalle als "nicht ideal" ansieht. "Die Menschen müssen auf engstem Raum leben, das ist keine optimale Lösung", sagte Ludwig Sauer. Gleichzeitig sei man aber bereit, sich gemeinsam mit den Verantwortlichen des Kreises und den ehrenamtlichen Helfern im Netzwerk Asyl der Herausforderung zu stellen. "Wir wollen das so sozial verträglich wie möglich gestalten", sagte der Bürgermeister. Deshalb befürchte er auch keine Konflikte, wenn Ende August fast in unmittelbarer Nachbarschaft das Winzerfest gefeiert wird. Sauer appelliert aber an alle anderen Gemeinden, "ihre Unterbringungsmöglichkeiten zu überprüfen". Hier sei Solidarität gefragt.
Das Netzwerk Asyl, das sich seit Januar auch um die 240 Flüchtlinge in der Sammelunterkunft in der Walldorfer Straße kümmert, hatte bereits im Vorfeld um Sachspenden zur Erstversorgung der Flüchtlinge mit Hand- und Badetüchern, Waschlappen und Bettwäsche gebeten. "Wir haben genügend bekommen, dass es reicht, um alle auszustatten", sagte Monika Gessat vom Netzwerk Asyl der RNZ. Gestern Nachmittag waren die ehrenamtlichen Helfer noch mit dem Sortieren der Sachen beschäftigt, die eventuell gleich heute an die Neuankömmlinge verteilt werden sollen.
Hintergrund der Unterbringung sind die stark angestiegenen Zugangszahlen und kurzfristigen weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen. Wie der Stellvertreter des Landrats, Erster Landesbeamter Joachim Bauer, mitteilte, ist der Kreis intensiv auf der Suche nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten, damit die Sporthalle möglichst bald wieder frei wird. "Derzeit haben wir aber keine Alternativen frei", sagte Silke Hartmann, Pressesprecherin des Kreises, der RNZ. Da in der Halle nicht gekocht werden kann, wurde ein Catering-Service organisiert, mit Bauzaun-Elementen wurden zimmerähnliche Parzellen eingerichtet, die mit Stockbetten bestückt wurden.
Sollte der vom Land für August angekündigte Gesamtzugang von 625 Asylbewerbern nicht ausgeschöpft werden, könnten die Flüchtlinge möglicherweise bereits in Kürze das Notquartier wieder verlassen und anderweitig untergebracht werden. Allerdings hängt das stark von den Zugangszahlen ab, die dem Landratsamt immer erst sehr kurzfristig mitgeteilt werden. "Das geht Knall auf Fall", so die Pressesprecherin. Theoretisch stehen in der Kreissporthalle 200 Plätze zur Verfügung; es ist also auch nicht ausgeschlossen, dass hier noch weitere Flüchtlinge Platz finden.
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Anfang August hatte das Landratsamt 100 Asylbewerber im ehemaligen Gebäude der Bodenseewasserversorgung in Sinsheim untergebracht. Weitere Zuweisungen sind noch für August angekündigt, wobei diese Asylbewerber in einer Gewerbehalle in Walldorf und in Edingen-Neckarhausen unterkommen sollen. Diese Unterkünfte sind aber erst Mitte bis Ende August bezugsfertig. "Walldorf ist noch mitten in den Umbauarbeiten", sagte Silke Hartmann, die "unter Vorbehalt" damit rechnet, dass die dortige Unterkunft etwa ab 20. August belegt werden kann.