Musik und Witz auf dem Letzenberg
Kultureller Brückenschlag zwischen Malsch und Mühlhausen ist geglückt: Letzenbergstare und Musikverein musizieren und Comedian Arnim Töpel wettert gegen die "Welt der Besserwisser"

Die atemberaubende Kulisse auf dem Letzenberg, ein anspruchsvolles Programm, viel Publikum und ein herrlicher Spätsommerabend: Bei der Auftaktveranstaltung des Kulturkreises Malsch-Mühlhausen stimmte einfach alles. Foto: Pfeifer
Malsch/Mühlhausen. (rka) Unter einem guten Stern stand die Auftaktveranstaltung des Kulturkreises Malsch-Mühlhausen auf dem Letzenberg. Da stimmte einfach alles: Die großartige Kulisse rund um die Letzenbergkapelle, der zauberhafte Herbstabend, der weite Rundblick ins Land, der hervorragende Besuch aller "Nationen" rund um den Letzenberg. Dazu kam ein anspruchsvolles und kurzweiliges Programm, hörenswert gestaltet von der Letzenbergstaren aus Malsch unter Gerold Emmerich, dem Orchester des Musikvereins Mühlhausen unter Dominik M. Koch und dem "Philosophen unter den Kabarettisten", Arnim Töpel.
Zum festlichen Auftakt mahnten das Blechbläserensemble des Musikvereins und die Letzenbergstare mit einem festlichen Choral aus der Barockzeit zum Gebet: "Lobt den Herrn der Welt!" Von hier aus spannte sich der Bogen bis zum gemeinsam gestalteten Abschluss "Abendfrieden", der gesanglich und instrumental dokumentierte, dass der kulturelle Brückenschlag zwischen Malsch und Mühlhausen geglückt war.
"Total glücklich über diese neue Gemeinsamkeit" fühlte sich Malschs Bürgermeisterin Sibylle Würfel in der Talkrunde mit Mühlhausens Bürgermeister Jens Spanberger und dem Kabarettisten Arnim Töpel. Und Jens Spanberger berichtete über bereits bestehende Verbindungen auf kommunaler Ebene ("Wir sehen uns fast jeden Tag"). Viel Lob gab es von allen drei Seiten für den neuen Kulturkreis: "Die haben alles richtig gemacht." Töpel wollte natürlich auch wissen, warum diese Zusammenarbeit gesucht wird. Die Gemeindeoberhäupter waren sich da einig. Das gemeinsame Ziel lautet: "Brücken schlagen, Begegnungen ermöglichen, Angebote erweitern, gemeinsam etwas erreichen mit den Bürgern für die Bürger."
Schwungvoll, mitreißend, fulminant, dann wieder meditativ, besinnlich, aber immer in höchster Konzentration und Leichtigkeit präsentierten sich die Letzenbergstare unter ihrem Dirigenten Gerold Emmerich, bei einigen Stücken dezent begleitet von Manfred Emmerich. Bei mehreren Gospels, beispielsweise "Heaven is a wunderful place", zeigten sich die Sänger als einfühlsame Interpreten mit viel Gespür für die innere Spannung eines Songs, aber auch großer Sensibilität für dessen lyrische Passagen. Nicht nur hier überzeugten die Stare durch lupenreinen, homogenen Klang, gefielen vor allem durch eine differenzierte Gestaltung und kraftvolles Auftreten. Der Song "Tears in Heaven" von Eric Clapton strahlte in seiner schlichten Schönheit Ruhe und Wärme aus, die den Zuhörer berührten.
Die Solisten überzeugten auch dank einer dezenten, zurückhaltenden Chorbegleitung. Dann hörte der Besucher erstaunt auf. Sind das nicht alpenländische Klänge? "Weit, weit weg" von Hubert von Goisern ist eine wunderbar ruhige, stimmungsvolle Nummer, weit entfernt von jeder billigen Rührseligkeit. Mit einem nachdenklich stimmenden, tiefsinnigen Lied von Udo Jürgens "Hymne an die Zukunft" verabschiedeten sich die Letzenbergstare von ihrem begeistert applaudierenden Publikum.
Der Kurpfälzer ist ein lebensfroher, offener, positiver Mensch. Seine Sprache ist wohlklingend und ausdrucksstark. Genau diesen Typ verkörperte der Kabarettist und Musiker Arnim Töpel bei seinem Auftritt auf dem Letzenberg. Sein Programm war eine Liebeserklärung an die Sprache, sprang atemberaubend zwischen Hochdeutsch und Dialekt hin und her, spielte mit der Musikalität, dem Rhythmus und dem emotionalen Gehalt einer Melodie. Denn zwei Seelen wohnten in Töpels Brust, die eine ist feinsinnig, gescheit, die andere ehrlich und direkt, eben "de Günda". Es gab herzerfrischende Kostproben im Dialekt, weitab von jeder dumpfen Blödelei. Bei Töpel kommt die wichtigste Bildung nie zu kurz, die Herzensbildung.Dagegen wettert er gegen die "Welt der Besserwisser", die bei Google "Ich" eingeben und als Egoisten auch so leben. Töpels Mundart schafft Nähe zwischen Künstler und Zuhörer. Er provoziert ganz bewusst kein schallendes Gelächter, aber er bezaubert einfach!
Sinfonische Blasmusik vom Feinsten bietet das Orchester des Musikvereins unter Dominik M. Koch. Als festliche Eröffnung erklingt das Werk "Vienna Festival Music". Von einem bewegenden Stück amerikanischer Geschichte erzählt das Werk "Virginia", das als Tongemälde die historische Entwicklung des gleichnamigen amerikanischen Bundesstaates nachzeichnet: Kolonisation, Sklaverei, Bürgerkrieg, Frieden. Dabei sind Orchester und Dirigent in ihrem sinfonischen Element. Gerade ohne optische Unterstützung erlebt der Zuhörer Spannung und Dramatik, dann wieder Ruhe und Beschaulichkeit des Geschehens. Klarer Rhythmus, einfühlsamer Ausdruck, Einfallsreichtum bei der Gestaltung der einzelnen Passagen sind nur einige Prädikate, die Zeugnis von der hervorragenden Ensemblearbeit geben.
Eine Achterbahn der Gefühle, ausgedrückt in Tönen, bietet ein Medley aus dem Broadway-Musical "Grease". Es war eine Freude zu hören, wie sich die einzelnen Register der Blechbläser im Frage- und Antwortspiel duellierten. "Two Worlds" von Phil Collins entführt das Publikum in die Fantasiewelt von "Tarzan". Das ist die Stunde der Klangmaler, die eine Atmosphäre wie mitten im Urwald nachahmen. Gefragt ist hier vor allem das Schlagwerk, das exakt und bestens bedient wird.
Beide Ensembles verabschiedeten sich, nachdem die Nacht schon längst hereingebrochen war, und die Letzenbergkapelle in einem warmen Licht erstrahlte, mit je einer Zugabe. Armin Töpel fasste seine Eindrücke kurz zusammen: "Es war ein wunderbarer Abend."