Kinderschutzbund will gemeinnützige Gesellschaft werden
Die "Werkzeuge eines Vereins" reichen nicht mehr. Man hat Vertrauen ins Vorstandsteam.

Von Maria Stumpf
Wiesloch. Der Kinderschutzbund Wiesloch geht neue Wege: Im kommenden Jahr will man sich eine andere Organisationsstruktur geben. Teilbereiche des Vereins sollen in eine in Gründung befindliche gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) übergeführt werden. Welche das sein werden, stehe noch nicht fest, erklärte Michael Jung, erster Vorsitzender, im Gespräch mit der RNZ. "Es geht darum, die ehrenamtliche und hauptamtliche Arbeit in den Einrichtungen zu erhalten und weiter flexibel reagieren zu können."
Rund 180 Mitglieder hat der Kinderschutzbund, 30 stimmberechtigte Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur Jahreshauptversammlung gekommen. Mit nur drei Gegenstimmen nahmen sie laut Jung den Vorschlag des Vorstandes an, dass dieser die Umstrukturierung bis zur nächsten Versammlung im Juni 2023 weiter vorbereitet. Wird dann mehrheitlich zugestimmt, solle sie rückwirkend zum 1. Januar gelten.
Der ehrenamtliche Bereich verbleibe im Verein, Zweck-Betriebe sollten hauptberuflich geführt werden. "Es ist eine Vorsichtsmaßnahme", versicherte Jung. Der Verein stehe finanziell gut da, stellte er fest: In den letzten Jahren habe sich allerdings abgezeichnet, dass die organisatorischen Strukturen nicht mehr der Größe und Ausrichtung des Vereins genügten.
"Mehr Professionalität und ein wachsender Anspruch an das Qualitätsmanagement lassen sich nicht mehr mit den Werkzeugen eines Vereins allein stemmen." Man wolle – auch im Interesse des bislang ehrenamtlich agierenden Vorstandes – keine betriebswirtschaftlichen Risiken eingehen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass solche eintreffen, ist in der letzten Zeit gewachsen."
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Folgen der Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Inflation führte er als Gründe an. "Unser Betrieb wird aber weiterlaufen wie bisher", betonte er. Das gelte auch für die Arbeitsverträge der Mitarbeitenden. Befürchtungen aus den Reihen des pädagogischen Personals, dass der Kinderschutzbund "sich mehr in Richtung einer betriebswirtschaftlichen Ausrichtung" bewege, trat Jung entschieden entgegen: "Das ist eine ehrenwerte Unruhe, aber unbegründet." Man sei nicht an Gewinnen interessiert. "Unser Geld wird ausgegeben oder dient als Rücklage für Investitionen."
Er räumte auf Nachfrage der RNZ ein, dass nur wenige Kinderschutz-Verbände bislang diesen Weg gingen. "Aber es bietet sich für uns als umsatzstärksten Kinderschutzbund Baden-Württembergs einfach an." Er persönlich sehe diese Entwicklung sehr positiv. "Wir haben leider eine Zeitenwende, aber wir schaffen das."
Die Mitglieder beschlossen außerdem in einer Satzungsänderung, dass künftig auch Kinder und Jugendliche Mitglied im Kinderschutzbund werden können. Bei den Vorstandswahlen ergab sich wenig Neues: Michael Jung bleibt Vorsitzender (seit 1989), Michaela Riegler übernimmt wieder das Amt der zweiten Vorsitzenden (seit 2020). Bernd Wiedemann hat als Schatzmeister weiter die Kasse im Blick, neu dabei als Schriftführer ist Robert Wittkowski. Im Team der Beisitzer sind Diana Abernetty, Claudia Bös, André Lacroix und Bürgermeister Ludwig Sauer.
Private Gründe machten es notwendig, seinen Einsatz für den Kinderschutzbund zu reduzieren, erklärte Michael Jung noch. Mit Manuela Riegler und Bernd Wiedemann an seiner Seite übernehme daher inzwischen ein gut eingespieltes Vorstandsteam viele Aufgaben gemeinsam.