"Wir sind definitiv kein Wirtschaftsbetrieb"
Vertagung von Bezuschussung der "Gud Stubb": Der Bürgervereinsvorsitzende will Fragen klären. Es gab Enttäuschung über Art und Weise der Debatte.

Weinheim. (web) Es war der große Knall der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend: Weil ihnen Belege vom Bürgerverein Weinheim-West fehlten und ihnen die Beschlussvorlage der Verwaltung zu ungenau war, haben sich Freie Wähler, CDU und SPD gegen die Auszahlung eines einmaligen Zuschusses in Höhe von 4740 Euro für die Einrichtung der "Gud Stubb" gestellt. Es geht dabei um Räume in der Breslauer Straße, die der Verein angemietet hat. Hier sollen sich Gruppen oder Bastelkreise aus dem Stadtteil treffen – und zwar unabhängig von den Räumen des daneben liegenden Generationentreffpunkts und Cafés "Das Wohnzimmer". Abgelehnt worden ist der Antrag zwar nicht, aber vertagt: bis zur Sitzung im September.
Marion Hördt muss das erst einmal sacken lassen. "Ich kann nachvollziehen, dass es Fragen und Kritik zu unserem Antrag gegeben hat", so die Vorsitzende des Bürgervereins: "Ich hatte und habe aber kein Problem damit, diese Fragen zu beantworten." Das habe sie auch schon getan, als der Generationentreffpunkt vor Jahren geplant und schließlich eingerichtet wurde, betont sie. "Wir haben alle Daten schwarz auf weiß. Wir überlegen, ob wir demnächst einen Ordner mit allen Unterlagen auslegen sollen, den jeder durchlesen kann", sagt sie.
Einige Dinge will sie schon einmal klarstellen: "Das Wohnzimmer" sei definitiv nicht als Wirtschaftsunternehmen zu verstehen, auch wenn zurzeit Aushilfskräfte gesucht werden. Sie selbst arbeite "offiziell" 20 Stunden pro Woche in dem sechs Tage pro Woche geöffneten "Wohnzimmer" und bekomme Mindestlohn, so Hördt. Die Aushilfen sollen nun einige ehrenamtliche Helfer ersetzen, die aus privaten Gründen nicht mehr dabei sein können. Dabei habe man aber keine "klassischen" Arbeitsverhältnisse vor Augen, sonders suche Menschen, die stundenweise angemeldet werden und mitschaffen. Das könnten zum Beispiel Rentner oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen sein.
Schwarze Zahlen habe "Das Wohnzimmer" nie geschrieben. Und selbst wenn es so kommen sollte, behalte niemand die Gewinne für sich: Diese würden sofort in soziale Projekte fließen, etwa Ausflüge für Bedürftige. Es habe auch keine Geldgeschenke von Stiftungen oder Banken gegeben, und es stünden auch keine in Aussicht, so Hördt weiter. Dass diese Fragen aufkamen, erstaunt sie schon ein wenig: Denn der aktuell beantragte Zuschuss sollte ja nicht ins Café, sondern in die Herrichtung der "Gud Stubb" fließen. "Wir im Verein sind keine studierten Profis, die seitenlange Anträge formulieren", so Hördt. Die Verwaltung habe im Vorfeld der Sitzung durchaus nachgehakt, aber ebenfalls kein bilanzielles Kunstwerk verlangt, so die Vorsitzende sinngemäß. "Was hätten wir denn schreiben sollen? Worüber in den Selbsthilfegruppen geredet, was in den Arbeitsgruppen gebastelt wird?"
Hördt gibt sich große Mühe, kein "Öl ins Feuer zu gießen". Aber eines will sie doch loswerden, und zwar in genau dieser Drastik: "Die Art und Weise, wie über unseren Antrag debattiert wurde, haben wir als Schlag ins Gesicht empfunden." Übrigens: Dass andere Angebote, die ebenfalls in Vereinsform organisiert sind (oder waren), deutlich höhere Zuschüsse bekommen haben, ist auch Hördt nicht verborgen geblieben.