Spaßbad "Miramar" will nach Brand erst Mitte Juni öffnen
Bei dem Brand im Dezember in Weinheim wurde die Therme zerstört, Wände verrußt und das Dach des Spaßbades angegriffen. Der Schaden ist laut Betreiber größer als gedacht.

Von Philipp Weber
Weinheim. Statt der Schwimmmeister geben im Miramar weiter die Handwerker den Ton an: Die zuletzt für diesen Monat angekündigte Wiedereröffnung des seit 1987 in Privatbesitz befindlichen Freizeitzentrums verzögert sich erneut. Doch am Montag, 16. Juni, soll es so weit sein: Dann gehen die Tore von Freizeitbad und Saunalandschaft wieder auf. Die Kristall-Therme, die in der Nacht auf den 9. Dezember weitgehend abgebrannt war, soll bis kommenden Dezember wieder aufgebaut sein. Das teilte die Geschäftsführung bei einem Medientermin am Mittwoch mit. Der Gesamtschaden wird mittlerweile auf rund 20 Millionen Euro geschätzt.
Ein Grund für die erneute Verzögerung ist laut Co-Geschäftsführer Nicolas Steinhart der Stromausfall in Spanien. Der Mega-Blackout vom 28. April hatte einen Produzenten von Glaselementen lahmgelegt. Weil der Ofen buchstäblich aus war, geriet ein Lieferant für Umkleideelemente in Verzug. Das wirbelte den Zeitplan gehörig durcheinander. Außerdem mussten die Handwerker bei einer zunächst stabil erscheinenden Wand im Umkleidebereich noch mal ran. Gerade in dem vom Brand mitbetroffenen Eingangs- und Kabinenbereich wurde am Mittwoch noch hart gearbeitet. Baumaschinen lärmten, auf dem Bäderparkplatz standen die Lieferwagen der Fachfirmen.
Im Saunenbereich ist man schon weiter: Eine Miramar-Mitarbeiterin war mit schwarzem Lack und einem feinen Pinsel zugange. Gewissenhaft zog sie die ausgebleichte Nummerierung der Schließfächer für Wertsachen nach. Das Miramar zählt neun Saunen und zwei Dampfbadebereiche, vier der Saunen sind im Hauptgebäude, der Rest in einer Gartenlandschaft.
Während der Schließung fließen um die 1,8 Millionen Euro in Erneuerungen, für die man bei laufendem Betrieb wohl etliche Nachtschichten bräuchte. Die Wände des Saunentrakts haben nun ein modernes Design, und Aufgussexperte Ulli Wieland freute sich am Mittwoch schon auf die neue Attraktion: ein Schaumbad. Viele seiner Gäste vermissten das Saunieren, erzählte er: "Ich bin sogar auf dem Maimarkt angesprochen worden."
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So schwankte die Stimmung auch bei den Geschäftsführern Lara und Nicolas Steinhart zwischen Stress und Vorfreude: Bis zur Teileröffnung ihres Betriebs sind es noch ein paar intensive Wochen. Doch das Licht am Ende des Tunnels rückt näher. Nach der Brandkatastrophe habe man über 1600 Tonnen Abraum aus dem Bad schaffen müssen, so Nicolas Steinhart. Etwa dieselbe Menge an Material bauten die Handwerker wieder neu ein: Sie verlegten allein 40 Tonnen Fliesen und 26 Kilometer Kabel.
Wo von 2007 bis Dezember 2024 die Therme stand, warten Bodenplatte, Wände und Säulen weiter auf den Neubau. Es sei ein großes Glück, dass diese Elemente dem Feuer und allen nachfolgenden Beprobungen standgehalten haben und beim Wiederaufbau Verwendung finden, so der Mediensprecher des Bads: So sei eine Wiedereröffnung der Therme noch 2025 zu schaffen – auch wenn es sportlich werde.
Wenn Freizeitbad und Saunen wieder Besucher anziehen, bleibt der Thermalbereich also zunächst ebenso geschlossen wie ein Strömungsbecken auf dem Außengelände. Das Becken werde nach eingehender Überprüfung erneuert, so Betriebsleiterin Kathrin Wagner. Im Laufe des Sommers wird mit der Amethyst-Lounge und einem Salzbecken zumindest ein Teil des Thermalareals freigegeben.
Die Ermittlungen zu dem Großbrand wurden schon 2024 abgeschlossen. Es war ein technischer Defekt. Die Katastrophennacht und die darauf folgende Schließung haben enorme wirtschaftliche Schäden verursacht. Doch der mehrere Bäder zählende Gesamtbetrieb Miramar ist offenbar stark genug, um diese auszuhalten.
So kündigte Co-Geschäftsführerin Lara Steinhart an, die Eintrittspreise auf absehbare Zeit nicht zu erhöhen. Auf den Thermenzuschlag von fünf Euro pro Ticket wird verzichtet, bis die neue Therme steht. Bereits verkaufte Karten bleiben gültig. Auch in puncto Mitarbeiterführung will man sich nichts vorwerfen lassen: Keiner der 130 Festangestellten hat eine betriebsbedingte Kündigung erhalten, niemand musste in Kurzarbeit.
Etwa 80 Mitarbeitende sind unter Beibehaltung ihrer Bezüge freigestellt, halten sich aber in Schulungen auf dem Laufenden. Die im Miramar angebotene Physiotherapie sei zum Teil durch einen Raum für Trockenübungen an einem anderen Ort ersetzt worden, so der Sprecher. Behandlungen mit Wasser finden künftig vor den allgemeinen Öffnungszeiten statt.
Sowohl in der Therme als auch im Umkleidebereich gingen Wiederaufbau und Modernisierung Hand in Hand: Die Umkleide umfasst künftig einen barrierefreien Sozialbereich mit Familienumkleide und Wickelraum. In der Therme wird die Akustik verbessert.
Update: Mittwoch, 14. Mai 2025, 19.36 Uhr