Rittenweierer Fleisch-Automat hat Zuwachs bekommen
Grillgut-Nachfrage war groß - Eier und Nudeln brauchten eigenes Gerät - Digitalisierung fördert Trend zu mehr "Lebensmittel-Automaten"

Der Fleischautomat vom "Worschte Miller" (linkes Gerät) hat seinen ersten Sommer überstanden und dank der offenbar hohen Nachfrage "Nachwuchs" bekommen. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim-Rittenweier. Fleisch, Wurst, Eier, Nudeln und Pesto: Seit April finden Hungrige am Lebensmittel-Automaten an der Odenwaldstraße Zutaten für ein ganzes Menü. Jetzt hat der Automat an der Straße hinauf in den Vorderen Odenwald Zuwachs bekommen. Neben dem vorwiegend für Fleischware genutzten Haupt-Automaten des gelernten Metzgers Jens Müller gibt es nun ein kleineres Gerät, das eine seiner Bekannten betreibt: Sie bietet Eierprodukte, Soßen und Süßes an. Es ist eine Geschichte über verändertes Verbraucher-Verhalten und Digitalisierung - und über die Überlebens-Strategien kleiner Produzenten und Selbstvermarkter.
Lebensmittel-Automaten liegen im Trend: "Bei Ausstattung und Angebot ist die Vielfalt mittlerweile gewaltig", so Automaten-Hersteller Stephan Gebhard. Der 53-jährige Bayer hat deutschlandweit rund 65 Geräte her- und aufgestellt, darunter den in Rittenweier. Der eloquente Bajuware übernimmt auch das Marketing für seine Kunden.
Grillgut aus dem Automaten werde stark nachgefragt, sagt er. Es gebe aber auch Automaten für frisch zubereitetes Sauerkraut, für Rohgemüse oder für Joghurtprodukte. Weinproduzenten bestellen bei den Automaten-Spezialisten automatisierte Vinotheken.
Das Motiv: "Bei Selbstvermarktern reicht der Umsatz oft nicht aus, um das Geschäft den ganzen Tag über öffnen zu können. Manche finden auch einfach kein geeignetes Personal mehr", sagt Gebhard: "Die Leute wollen sich aber nicht mehr nach Laden-Schlusszeiten richten, sondern zum Beispiel spontan grillen."
Der Automaten-Betrieb wird zur Überlebensstrategie für Kleinproduzenten. Sie müssen ihre Geräte allerdings befüllen - und die Ware entsprechend verpacken. Dennoch: Die Verbreitung des Automaten-Prinzips schreitet voran - und hat auch mit der viel diskutierten Digitalisierung zu tun. Zunächst die Zahlen: Deutschlandweit gibt es grob geschätzt 500 Geräte, in der Region wird Fleischware unter anderem bei Sinsheim und in Mannheim auf diese Weise verkauft. Laut Gebhard zieht so ein Grillgut-Automat Stammkundschaft aus einem Umkreis von rund 25 Kilometern an. "Gelegenheits-Griller" reisen sogar aus bis zu 40 Kilometern Entfernung an.
Mithilfe digitaler Ausrüstung können Betreiber überwachen, ob ihre Automaten einwandfrei funktionieren. Darüber hinaus bietet das Equipment ein gewisses Maß an Schutz vor Einbruch und Vandalismus. Apropos Einbruch: "Dank fortschreitender Digitalisierung können wir bargeldfreie Geräte anbieten. Manche Automaten akzeptieren zum Beispiel nur Kredit- oder Kundenkarten", so Gebhard.
In Weinheim war die Nachfrage nach den Produkten vom "Worschte Miller" so groß geworden, dass Eier, Nudeln, Soßen und nunmehr auch "Obstsalate" (Gummibärchen eines Odenwälder Produzenten) im Zweitautomaten verkauft werden. Hierbei handelt es sich um einen Drehautomaten, bei dem eines zumindest schon mal sicher ist: Die Eier gehen definitiv nicht mehr zu Bruch.