Walldorf

Carmela de Feos scharfe Zunge beim Zeltspektakel

Carmela de Feo als "La Signora" lieferte Erstaunliches beim Zeltspektakel am Walldorfer Tierpark - Publikum machte eifrig mit

01.09.2019 UPDATE: 02.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Überzeugte beim Zeltspektakel mit scharfen Beobachtungen und hatte das Publikum schnell im "Mitmach-Sack": Kabarettistin Carmela de Feo. Foto: Lisa Wieser

Von Lisa Wieser

Walldorf. Eines muss man dem Walldorfer Zeltspektakel lassen: Es bietet Kabarett und Comedy auf erfreulich hohem Niveau. Mit einer Menge Gags, guten Songs, Musik, heißen Sprüche und feurigen Ansichten über das Leben kam die Künstlerin Carmela de Feo als "La Signora" in die auch ihrer Ansicht nach "kulturell hoch entwickelte Metropole Walldorf".

Sie lieferte Erstaunliches: Kaum in der 35 Quadratmeter großen Manege, fegte sie auch schon umher, trippelte mal hierhin, steppte mal dorthin, und legte los, bevor man überhaupt Zeit hatte, sie richtig anzuschauen. Mit schwarzem Haarnetz im straffen Haarknoten, dunklem Schlitzrock, Funkelbrosche am züchtig geschlossenen Kragen der Bluse, schwarzen Kniestrümpfen und Schnürschuhen war sie schon eine Erscheinung. Und das Akkordeon, das lässig an einem Stuhl hing, ließ einiges an musikalischen Überraschungen erahnen.

Sie ist eine wahnsinnig schnelle, genaue und schlagfertige Beobachterin des Lebens, widmete sich der leidgeprüften Frau im allgemeinen und der Frage, wie Männer ticken. Das brave Outfit täuscht, nichts lässt sie sich vormachen, auch wenn sie sich gleich zu Beginn als "hässliches Entlein" bezeichnete, was ihr ein bedauernswertes "Ooooohhh" vom bestens aufgelegten Publikum einbrachte. Ebenso, mit Verweis auf ihre italienischen Wurzeln, dass sie etwas kleiner geraten sei. Ihr seien dafür aber umso mehr Talente und vieles andere geschenkt worden.

"Wir Italiener sind nicht so groß, aber oho. Entweder lieben oder hassen wir. Entweder sind wir todtraurig oder zu Tode betrübt. Aber bekanntlich hat Gott auch Männer klein geschaffen. Man denke an Casanova - die älteren Damen hier erinnern sich bestimmt an ihn." Oder an Nero, Napoleon und andere mächtige "Größen" der Geschichte.

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La Signora entwickelte schnell ein Gespür dafür, wie das aufgeweckte Publikum tickt und sie tastete sich geschickt vor. Fand, dass heute bei Jugendlichen außer Handys und "Pokémon" nicht mehr viel geht. Wie schön war es doch im Vergleich dazu früher, als man noch auf der Straße war, sämtliche Abzählreime kannte und nicht alles erst bei Google nachlesen musste. Spätestens mit den Reimen hatte sie das muntere Publikum im "kabarettistischen Mitmach-Sack".

Unablässig wechselte sie von Thema zu Thema, hüpfte, sprang und gestikulierte, nahm das Akkordeon zur Hand, rannte von einer Seite zur anderen - man musste als Zuschauer schon sehr aufmerksam sein, um mitzukommen. So mancher Gedankenansatz und vermutlich gute Pointe gingen leider immer mal wieder verloren. Von sich selber sagte sie, den "Showgirl-Killer-Instinkt" zu haben, ein Medienstar zu sein und von männlichen Kollegen immer wieder um Rat gefragt zu werden, "wie sie es geschafft habe, sich karrieremäßig hochzuschlafen".

Die männlichen Kollegen - "also bitte, das bleibt unter uns mit heiligem Schwur" - "die müssen sich in ihren Shows inzwischen auch mehr ausziehen und stellen sich furchtbar an, wenn es ums Eingemachte geht". Immer wieder bezog sie das Publikum mit ein, fragte zwei Paare, wo und vor allem wie sie sich kennengelernt haben (das eine vor neun Monaten in einer Bäckerei, das andere vor 40 Jahren in einer Disco im "Liebesnest Östringen"), ließ sich berichten, wie es mit der täglichen Hausarbeit aussieht, wer einen Thermomix besitzt und wer von den Männern einen Grill hat.

Besorgniserregend sei es, dass "Haus-Frauen" immer mehr von den vielen Elektrogeräten "entmachtet" werden, meinte sie, während Männer übers Handy im Auto schon mal "Hunger" sagten und die heimische Kühlschranktür checkten. Zwei volle Stunden gipfelten in einem überzeugenden Finale. Vielleicht gibt Carmela de Feo irgendwann auch einmal ein Konzert, denn als Akkordeonistin und Sängerin ist sie richtig gut.

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