Fußgänger brauchen Platz und Sicherheit
Bürger machten Expertinnen und Verwaltung beim Auftakt des Projekts "Fußverkehrscheck" erste Vorschläge. Zwei Begehungen sind geplant.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Klare Ansage vom Bürgermeister: Stefan Schmutz hat im Verlauf der Auftaktveranstaltung für den Fußverkehrscheck am Donnerstag im Domhof dafür geworben, "die Autobrille abzusetzen" und die Sicherheit für Fußgänger zu erhöhen. Der Abend war das Ergebnis einer Idee der für das Verkehrswesen zuständigen städtischen Mitarbeiterin, Anna Struve. Sie hatte im April einen Förderantrag beim Verkehrsministerium Baden-Württemberg eingereicht. Über 50 Kommunen im Land bewarben sich damals um Fördermittel und den Erhalt eines Fußverkehrschecks. Die Stadt Ladenburg bekam als eine von 15 Bewerberinnen den Zuschlag. Als Bürgermeister Schmutz Ende Juni in Stuttgart die Urkunde und den Gutschein für den Check entgegennahm, hatte er bereits konkrete Vorstellungen.
Schon damals stellte er sich die Frage, wie die öffentlichen Räume gerecht verteilt werden könnten. Die Stadt hat bereits ein Radwegekonzept auf den Weg gebracht, das Schritt für Schritt umgesetzt wird. Für Schmutz dürfen aber auch die Fußgänger nicht zu kurz kommen. Außerdem werde angestrebt, die Aufenthaltsqualität für sie zu erhöhen. Es gibt zwar den Marktplatz oder die Erholungsfläche mit Sitzmöglichkeiten am Bury-Objekt am Neckar sowie den Bereich an der Deichwiese – aber es bleibe Luft nach oben.

Der Verkehrscheck beinhaltet drei konkrete Schritte. Jule Engelmann und Annika Jung vom Verkehrsbüro "Planersocietät" moderierten die Veranstaltung und fragten die Besucher nach Schwachstellen im Verkehrsraum. Die Resonanz auf den Auftakt war freilich steigerungsfähig. Die Verwaltung hofft, dass die beiden rund zweistündigen Rundgänge am 13. und 18. Oktober – Treffpunkt ist jeweils um 16 Uhr am Domhof-Platz – auf mehr Interesse stoßen. Dann können die Bürger vor Ort Vorschläge machen. Zum Abschluss des Checks werden die Expertinnen ihre Eindrücke und Erkenntnisse im Gemeinderat vorstellen, der Verbesserungsmaßnahmen pro Fußgängerverkehr mit den entsprechenden Investitionen beschließen kann.
Ein Ziel im Land ist es, den Fußverkehr von 22 auf 30 Prozent zu steigern. Strecken unter zwei Kilometern Länge werden häufig zu Fuß erledigt. Wenn die Bedingungen stimmen, sei das prozentuale Ziel daher erreichbar, sagte Engelmann. Sie zählte Schwachstellen auf, die auch in den anderen 14 Kommunen registriert werden: So sind auch in Ladenburg viele Gehwege zu schmal. Eine Breite von zweieinhalb Metern sei anzustreben. Ein Problem ist, dass Autos auf dem Gehweg parken, was unter anderem verhindert, dass Kinder hier radeln. Auch das Thema "Sicherer Schulweg" müsse aufgegriffen werden. Oftmals sind die Kreuzungsbereiche zugeparkt, sodass die Kinder keinen freien Blick auf das Geschehen haben. Aus einer Befragung geht hervor, dass ungünstige Ampelschaltungen ein weiterer Grund sein können, weshalb Fußgänger Strecken meiden. Und: Wer nutzt schon gern Wege, auf denen man ständig den Hinterlassenschaften von Hunden ausweichen muss. Die Expertinnen machten sich außerdem dafür stark, Angsträume zu beseitigen.
Beim ersten virtuellen Rundgang hörten Engelmann und Jung von den Teilnehmern bereits Vorschläge. Ein Thema ist das Kopfsteinpflaster in der Altstadt, das Menschen mit Gehbehinderungen Probleme bereitet. Bemängelt wurde von einer Mutter, dass Autofahrer die vorgeschriebene Schritt-Geschwindigkeit in der Altstadt nur selten beachten: "Wir brauchen mehr Hinweisschilder."

Ein Vater sprach die Konflikte mit dem Radverkehr an. Fußgänger und Radler stießen mancherorts fast zwangsläufig zusammen. Auch die Breite der Gehwege wurde angesprochen. Nur selten finde man Wege, die wirklich fußgängerfreundlich sind, war man sich einig. Die Anregungen hörten sich nicht nur die Vertreter der Stadtverwaltung, sondern auch einige Ratsmitglieder an, denen die Schwachstellen bereits bewusst sind. Ganz untätig war man ja auch nicht: Es sind bereits zahlreiche Bordsteine abgesenkt worden, in einigen Bereichen ließ man zudem das Straßenpflaster erneuern. "Es bleibt aber noch viel zu tun", sagte Schmutz am Schluss.
Er und der Chef des Ordnungsamts, Rüdiger Wolf, gehen davon aus, dass Ladenburg einen Beitrag leisten kann, damit das 30-Prozent-Ziel erreicht wird. "Die Auftaktveranstaltung war ein schöner Erfolg", meinte Anna Struve, die die ersten Anregungen nun zusammenfasst.