Warum die Tairnbacher als Freibier bekannt sind
Was verhalf ihnen zu ihrem Spitznamen? Nicht nur für ihren Durst waren die sie bekannt.

Tairnbach. (aham) Passend zum Welttag des Bieres geht es um den Uznamen von Tairnbach. Die Bewohner des Mühlhausener Ortsteils sind nämlich auch als "Freibier" bekannt. Warum? Das erklärt David Depenau in seinem Buch "Die Ortsnecknamen in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis – von Bloomäuler, Lellebollem und Neckarschleimer" folgendermaßen: "Gab es einstmals irgendwo Freibier, so konnte man sicher sein, dass auch Tairnbacher Bürger nicht weit sein konnten."
Doch nicht nur für ihren Durst auf kostenloses Bier waren die Tairnbacher bekannt. Den Dorfbewohnern eilte zudem der Ruf voraus, äußerst fromm zu sein. Daraus entwickelte sich mit der Zeit folgender Tipp: Wer Angst hat, dass im Himmel kein Platz frei ist, sollte sich einfach nach seinem Ableben vor die Himmelstür stellen und laut "Freibier" rufen.
Daraufhin würden nämlich alle Tairnbacher herausgerannt kommen. Und Tairnbacher müssten ja zuhauf im Himmel sein, da sie schließlich so fromm sind. Die logische Folge: Mit allen Tairnbachern vor der Himmelstür auf der Suche nach Freibier ist im Himmel wieder ausreichend Platz.
Der Kult ums Freibier wird heute noch im 1250-Seelen-Dorf zelebriert. So wird jedes Jahr auf der Kerwe der "Freibier-Spaß" ausgetragen. Dabei entsenden die Vereine einen Vertreter, um sich in einem ungewöhnlichen Wettkampf zu messen. Auf dem Dorfplatz müssen jeweils zwei Teilnehmer im Duell ein Fass Bier über eine festgelegte Strecke rollen und dabei auch eine Wippe überwinden.
Die oder der schnellste der Runde gewinnt, im Finale wird schließlich der Sieger ermittelt. Als Preis gibt es – wie sollte es anders sein? – Bier zu gewinnen. Wenn der Sieger gekürt ist, fließt schließlich das Freibier für alle. Natürlich. Dass der Dorfplatz stets voll und die Schlange vor dem Freibier lang ist, ist ja klar.
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Die "Dambacher", so übrigens der Name der Tairnbacher im Dialekt, haben noch einen weiteren Uznamen, wie David Depenau bei den Recherchen für sein Buch herausgefunden hat: "Wegen ihrer angeblichen Starrsinnigkeit, vielleicht auch in konfessioneller Hinsicht, waren die Tairnbacher zu jener Zeit ebenfalls als ,Dickköpf’ bekannt und gefürchtet." Dieser Spitzname ist heute allerdings nicht mehr so geläufig.
Info: "Die Ortsnecknamen in Heidelberg, Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis – von Bloomäuler, Lellebollem und Neckarschleimer" von David Depenau, erschienen 2002 im Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, ISBN: 3-89735-205-2, 13,90 Euro.