Wenn der Hund aufs Laufband muss (plus Video)
Vivien Sättele hat vor Kurzem eine besondere Praxis eröffnet - Sie ist Tierphysiotherapeutin und -chiropraktikerin

Von Annette Steininger
Hirschberg-Großsachsen. Kelly läuft bereitwillig die Rampe hoch - um dann auf das Laufband zu steigen, das Vivien Sättele langsam im Wasser herunterlässt. Kein Wunder, dass die Hündin so entspannt reagiert, denn die Temperatur im Becken ist angenehm, und sie kennt das Prozedere schon: Schließlich ist ihr Frauchen Tierphysiotherapeutin und -chiropraktikerin Vivien Sättele, die vor Kurzem ihre eigene "Tierische Heilpraxis" samt Unterwasserlaufband in der Großsachsener Breitgasse eröffnet hat.
"Die Rampe haben mein Papa und mein Bruder gebaut", erzählt die 24-Jährige stolz. Überhaupt kann sich die Praxis sehen lassen: hell, freundlich und mit vielen liebevollen Details. Plastik-Hundeschwänzchen dienen als Kleiderhaken, Hundelampen geben heimeliges Licht. Bis Oktober sah es hier noch anders aus, befand sich doch eine Fahrschule in den Räumen.
Nach und nach entstand die "Tierische Heilpraxis". "Seit Ende Februar ist alles fertig", sagt Sättele. Nun hängen Bilder von Pferden, Katzen und Hunden an der Wand. Und genau diese Tierarten behandelt die Großsachsenerin auch. Sie selbst hat zwei Hunde, zwei Pferde, zwei Katzen und zwei Ziegen. "Tiere waren für mich schon immer etwas Tolles", erzählt sie begeistert. So verwundert es kaum, dass sie eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten machte. An drei Vormittagen in der Woche arbeitet sie auch noch in diesem Beruf in Weinheim.
"Aber ich wollte noch mehr", erklärt Sättele ihren Wunsch, sich weiterzubilden. Also absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin und dann zur Tierchiropraktikerin. Beide sind staatlich nicht anerkannt, gleichwohl fundiert.
2016 hat sich die Powerfrau selbstständig gemacht und mobil ihre Dienste angeboten. Zudem gibt sie an Wochenenden noch Kurse als Dozentin. Durch ihre vielen Tätigkeiten gelang es ihr auch, Geld zurückzulegen, das sie jetzt in die Praxis investiert hat. Die Geräte hat sie sich nach und nach angeschafft. Größter Posten dabei war das Unterwasserlaufband, das mit 25 bis 30 Grad warmem Wasser - je nach Jahreszeit - befüllt ist. Gelenkschonend werden hier die Muskeln wieder aufgebaut. Dabei ist das Laufband dann aber nur ein Teil eines Behandlungsprogramms, das Sättele individuell für jeden Patienten erarbeitet.
Mit fünf Minuten auf dem Band geht’s für den Hund zunächst los. Später wird auf 15 bis 30 Minuten gesteigert. "Diejenigen mit 30 Minuten sind dann die Sportler", erklärt die 24-Jährige. Tatsächlich gehören nicht nur frisch operierte Tiere zu ihren Patienten, sondern beispielsweise auch Agility-Hunde.
Auf dem Laufband geht es den Problemen rund um den Bewegungsapparat an den Kragen. Die einen haben eine Hüffehlstellung, die anderen einen Bandscheibenvorfall oder einfach Verschleißerscheinungen. Ziel von Sättele ist es bei allen Behandlungsmethoden, wieder eine Beweglichkeit zu erzielen und so das Allgemeinbefinden des Tieres zu verbessern. Dabei ist es ihr wichtig, eng mit Tierarztpraxen oder - kliniken zusammenzuarbeiten. Massagen gehören bei ihr ebenso zum Angebot wie Laserbehandlungen oder therapeutischer Ultraschall.
Auch Blutegel verwendet sie. Entzündungs- und schmerzhemmend sei die Therapie, erklärt die Tierphysiotherapeutin und zeigt auf ein Glas, in dem die Blutegel träge an der Wand hängen. Und dann arbeitet sie ja noch als Tierchiropraktikerin. "Das hat aber nichts mit dem aus dem Fernsehen bekannten Begriff des 'Knochenbrechers' zu tun", meint sie schmunzelnd. Schließlich seien es "minimale Bewegungen", mit denen sie Wirbel wieder einrenkt.
All das kostet natürlich; "aber Tiere haben heute auch einfach einen anderen Stellenwert als früher", meint Sättele. Ihr Angebot wird auch schon gut angenommen. Ihre Kunden kommen aus der Region, aber beispielsweise auch aus Biblis oder Bensheim. Die Großsachsenerin freut sich, wenn sie den Tieren helfen kann. Wie einer gelähmten Katze mit angewachsenen Wirbeln, die nach einer OP und anschließender Behandlung bei ihr wieder laufen konnte. Oder dem Hund, der nach einer Therapie gegen Rückenschmerzen zum ersten Mal richtig sitzen konnte. "Das sind schöne Erlebnisse", sagt Sättele.
Info: "Tierische Heilpraxis" in der Breitgasse 1, Hirschberg-Großsachsen. Internet: www.tierische-heilpraxis.de. Tag der offenen Tür am Samstag, 17. März, 12 bis 16 Uhr.