Warum Samuel Koch gern in Schriesheim in die Kirche geht
Samuel Koch, der am Freitag im Zehntkeller liest, über seinen Glauben, seine Bücher und wie es ihm in der Kurpfalz so gefällt.



querschnittsgelähmter Schauspieler
Von Micha Hörnle
Schriesheim. Am Freitag, den 13. Oktober, kommt der Schauspieler Samuel Koch zu einer Lesung in den Zehntkeller (20 Uhr, Sektempfang ab 19 Uhr, Eintritt frei). Eingeladen hat ihn die Stiftung von Barbara Schenk-Zitsch.
Kurz vor seinem Auftritt plauderte Koch, der 2011 durch einen schweren Unfall bei "Wetten dass?" berühmt wurde – seitdem ist er querschnittgelähmt –, mit der RNZ über seinen Glauben, seine Bücher – und wie es ihm in der Kurpfalz (er wohnt in Mannheim) so gefällt.
Herr Koch, welchen Bezug haben Sie zu Schriesheim? Man sah Sie zum Beispiel bei der Verabschiedung der evangelischen Pfarrerin Suse Best Ende Januar…
Das begann, als ich nach Mannheim gezogen bin. Damals schleppte mich Michael Herberger, der heutige Leiter der Pop-Akademie, mal nach Schriesheim mit. Ich habe mich dort mit dem Pastoren-Duo Suse Best und Kieren Jäschke auf Anhieb gut verstanden. Und ich gehe immer noch gern in den Gottesdienst, wenn ich im Lande bin.
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Auch nach dem Weggang von Suse Best?
Ja.
Waren Sie denn von jeher ein religiöser oder kirchlicher Mensch?
Ja, das würde ich so sagen. Meine Eltern haben den Kindergottesdienst geleitet, den ich erst besucht und dann selbst gestaltet habe. Meinen Eltern war es wichtig, dass ich mich selbst für oder gegen etwas entscheide. Ich finde schon, dass Werte und Glaube als solche entgegen allen Trends anschlussfähig sind.
Hat Sie Ihr schwerer Unfall 2011 in Ihrem Glauben bestärkt?
Der Glaube war für mich schon immer etwas Zentrales. Der Unfall war eher ein Prüfstein für mich, wie fest der Glaube ist – und für mich ist er etwas Lebensnotwendiges. Auch ohne den Unfall würde ich wissen wollen, welchen Sinn es hat, auf der Welt zu sein.
In Schriesheim werden Sie aus Ihren Büchern, vor allem dem zweiten, lesen. Wie kamen Sie zum Schreiben – und welche Rolle spielt das in Ihrem Leben?
Autor ist man ja schnell, das ist kein geschützter Begriff. Schreiben ist eine Ausdrucksweise, die ich gern nutze. In meiner Schulzeit wollte ich auch mal Schriftsteller werden – nur, um diesen Traum beim nächsten Deutschlehrer wieder zu begraben. Doch in der Zeit nach dem Unfall kam das Schreiben wieder zu mir, ich habe mich auch lange dagegen gewehrt. Es war sicher auch eine Art Selbsttherapie und half mir, meine Sprachfähigkeit zu erlangen – auch für andere. Denn in Tausenden von Zuschriften wurde ich ständig gefragt, wie es mir geht.
Ihre letzten Bücher, "Steh auf Mensch! Was macht uns stark? (K)ein Resilienz-Ratgeber", "Das Kuscheltier-Kommando. Eine Geschichte über wahre Stärke" und "Schwerelos – wie das Leben leichter wird", haben etwas von Ratgebern. Sehen Sie sich als ein solcher Autor?
Ich tue mich selbst schwer mit Ratgeberliteratur, und darauf nimmt auch der Titel "(K)ein Ratgeber" Bezug. Es ist auch eher eine Reaktion auf eine schwere Zeit – und wie man damit umgehen kann. Ich sehe das als eine von vielen Möglichkeiten einer Inspirationsfläche.
Sie sind aber vor allem Schauspieler, haben das auch studiert. Was war Ihre letzte Rolle am Mannheimer Nationaltheater, dem Sie seit der Spielzeit 2018/19 als festes Ensemblemitglied angehören?
Meine letzte große Rolle war auch die forderndste: Ich spielte die weibliche Hauptrolle in "Wounds Are Forever" von Sivan Ben Yishai, einem Selbstporträt.
Diejenige, die Sie nach Schriesheim eingeladen hat, ist die Bürgerbeauftragte Barbara Schenk-Zitsch. Deren ganz großes Thema, selbst als sie noch aktiv in der Kommunalpolitik war, ist die Barrierefreiheit. Wie sieht es da am Nationaltheater aus? Und können Sie sich da, gerade während der Sanierungszeit, einbringen?
Wenn dies das Lebensmotto von Frau Schenk-Zitsch ist, ist das schon sehr ehrenwert. Zum Nationaltheater: Es hilft schon, wenn dort ein Rollstuhlfahrer beschäftigt ist. Eigentlich ist das im Moment an der Interimsspielstätte super gemacht: Dort haben die Rollstühle die besten Plätze; vorher, im alten Haus, waren es die schlechtesten: meistens am Rand oder ganz vorn, jetzt gibt es welche genau in der Mitte. Im alten Haus soll die Platzierung der Rollstuhlfahrer während der Sanierung überprüft werden, aber hier spielt auch der Denkmalschutz rein. Oft geht Denkmalwürdigkeit vor Menschenschutz…
Wie lebt es sich in der Kurpfalz? Sie sind offenbar ganz woanders aufgewachsen ...
Ich wohne in Mannheim, in den Turley Barracks, also in der Neckarstadt-Ost. Meine Oma hat schon mal in der Stadt gewohnt, und mein Vater ist in Frankenthal aufgewachsen. In meiner Kindheit und Jugend sind wir kreuz und quer umgezogen – und als Schauspieler lebt man ja gefühlt in Berlin.
Mit meiner Frau fühle ich mich in Mannheim extrem wohl, das ist eine Stadt voller Musik und Kunst. Am Theater gefallen mir die unkomplizierten Dienstwege – gerade wenn ich meine eigenen Projekte mache. Am 19. und 20. Oktober gastiere ich dort mit einer eigenen Show "Schwerelos – ein Abend über die Kraft des Umdenkens". Im Ensemble pausiere ich allerdings in dieser Spielzeit – und studiere an der Universität Heidelberg Philosophie und Systematische Theologie. Eine meiner Kommilitoninnen war übrigens Suse Best.