Streit in Sandhausen

Schwimmtrainerinnen kritisieren kälteres Hallenbad-Wasser

Die Trainerinnen kritisieren die Energiekrisen-bedingte Absenkung der Wassertemperatur. Sie sorgen sich um ausgekühlte Kinder.

13.10.2022 UPDATE: 13.10.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Noch sind es etwas mehr als 26 Grad, doch das Wasser wird kälter. Foto: Alex.

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Die Herabsenkung der Wassertemperatur im kommunalen Hallenbad von 28 auf 26 Grad erhitzt weiter die Gemüter. Bekanntlich hatte sich Bürgermeister Hakan Günes gemeinsam mit seinem Nußlocher Amtskollegen Joachim Förster auf Grundlage der Energiesparverordnung der Bundesregierung zu diesem Schritt in ihren jeweiligen Bädern entschlossen: als eine von zahlreichen Maßnahmen zur Einsparung von Gas. Nachdem bereits eine Online-Petition gegen diesen Schritt für das Lehrschwimmbecken der Hopfengemeinde gestartet worden war, wandten sich nun Schwimmtrainerinnen an die RNZ: Wieder würden Kinder besonders unter der Krise leiden, kritisieren sie.

"Die Alternative wäre gewesen, das Hallenbad komplett zu schließen", hatte Günes in der Gemeinderatssitzung Ende September erklärt, in der er die Maßnahme bekannt gab. Doch dagegen argumentieren Nadine Roullet, Ellen Eisenhauer und Margarete Gieser, ehrenamtliche Schwimmtrainerinnen der Turngemeinde (TG): "Die Gemeinde fordert ja selbst, dass alle Sandhäuser Kinder bis zur zweiten Klasse schwimmen können – dann muss sie auch die Bedingungen dafür schaffen." Sie erinnern an die Pandemie, aufgrund derer allein in Sandhausen über 140 Kinder auf einer Warteliste für einen Schwimmkurs stehen würden. "Es gibt Kinder, die schon sieben oder acht Jahre alt sind und noch nicht schwimmen können", betont Roullet.

Die Schwimmtrainerinnen Nadine Roullet (v.l.), Margarete Gieser und Ellen Eisenhauer kritisieren die Wasser-Temperatur. Foto: Alex

Die alleinerziehende Mutter, die dieses Ehrenamt parallel zu ihrem Beruf im Marketing und Vertrieb ausübt, sagt: "Es ist mehr als schwierig, überhaupt noch jemanden zu finden, der sich hier engagiert." Doch Schwimmenlernen sei essenziell, was man gerade im Sommer auch wieder an der hohen Zahl ertrunkener Kinder im Land gesehen habe. Daher würden sie und ihre Mitstreiterinnen sich eigentlich gerne dafür engagieren – teilweise tun sie dies schon seit Jahrzehnten.

Rund 100 Kinder im Alter zwischen fünf und acht Jahren seien hier jede Woche im Wasser. "Wir bieten wöchentlich acht Nichtschwimmerkurse á jeweils 45 Minuten an, wobei wir uns freitags für vier Kurse am Stück im Wasser befinden", so die 45-Jährige – also drei Stunden ohne Unterbrechung. Jedoch: "Bereits nach 45 Minuten im Wasser kühlt der Körper bei 26 Grad Wassertemperatur aus." Und bei Kindern geschehe das noch schneller. Sie ergänzt: "Das ist eine physikalische und auch ärztlich bestätigte Tatsache und hat nichts mit Verweichlichung zu tun."

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Damit bezieht sie sich auf die Aussage von Lars Albrecht (CDU) in der betreffenden Gemeinderatssitzung, der zu dem Protest gegen diese Maßnahme meinte, dass man "in Sandhausen vielleicht etwas verweichlicht" sei. Roullet und die anderen Ehrenamtlichen der TG finden, dass ihr Engagement durch derartige Aussagen "mit Füßen getreten" werde. "Alle Gemeinderäte sind herzlich eingeladen, sich freitags mal drei Stunden am Stück im Wasser ihre eigene Meinung zu bilden bei 26 Grad Wassertemperatur." Schon jetzt gebe es Eltern, die besorgt seien. "Aber im Moment sind die Außentemperaturen ja noch erträglich", so Roullet. Ein weiteres Problem sieht sie darin, dass auch die Raumtemperatur im Bad abgesenkt werden soll. Die Trainerinnen erwarten einen erhöhten Krankenstand unter Kindern mit den bekannten Folgen: "Sie fehlen mehr in der Schule und die Eltern müssen zu Hause bleiben, statt arbeiten zu können ..."

Auf Nachfrage der RNZ erklärte Roullet, dass sie auch sehe, dass man sich in einer Energiekrise befinde. Aber ausgerechnet das Hallenbad? "Da wird an der falschen Stelle eingespart", findet sie. Dies habe sie Günes auch in einem längeren Telefonat gesagt. Im Rückblick auf die Corona-Maßnahmen der Jahre 2020 und 2021 meint sie: "Da muss eine ganze Generation von Kindern politische Fehlentscheidungen ausbaden."

Günes hatte in besagter Ratssitzung Verständnis für die Herausforderung gezeigt, welche die Temperaturabsenkung um zwei Grad insbesondere für schwimmenlernende Kinder und deren Trainer bedeute. Er berichtete, dass die Verwaltung alle von den Maßnahmen betroffenen Einrichtungs- und Organisationsleiter samt jeweiliger Elternvertretung zu Gesprächen ins Rathaus geladen habe. "Wir bleiben unbequem", sagt das Trainerinnen-Team derweil.

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