Ein Abi-Jahrgang voller Organisationstalente
Locker im Stil, doch mit nachdenklichen Worten: Am Samstag wurden die Abiturienten des Kurpfalz-Gymnasiums verabschiedet.

Von Nicoline Pilz
Schriesheim. Was Planung, Organisation, Fleiß und Engagement auch für die Schulgemeinschaft angeht, so muss dieser Abitur-Jahrgang am Kurpfalz-Gymnasium offenbar etwas ganz Besonderes sein. Das stellte Schulleiter Hans-Peter Kohl in der Mehrzweckhalle am Ende der zweistündigen Feier zur Verabschiedung von insgesamt 92 Abiturienten noch einmal fest.
Noch nie zuvor sei die Kasse für die Abi-Feier so früh so gut gefüllt gewesen und vermutlich noch nie sei die Abi-Zeitung so überpünktlich erschienen, das hatte zuvor auch der ehemalige Elternbeiratsvorsitzender Patrick Schmidt-Kühnle in seiner Rede gewürdigt.

"Ihr habt das als Team gemacht und damit gezeigt, worin die wahre Stärke des Menschen liegt: nicht im Gegeneinander, sondern im Miteinander." Das sollten sich die Schüler beibehalten, denn "unsere Welt braucht mehr davon". Gerade in einer Zeit, in der "Hass und üble Nachrede salonfähig werden".
Schmidt-Kühnle machte an jenem Samstagmittag aus den eigenen Emotionen keinen Hehl: Als scheidender Elternbeiratsvorsitzender – er war 14 Jahre lang Vertreter der Elternschaft – und Vater eines Abiturienten, der selbst ja "mitgefiebert und mitgelitten" hatte, wie auch Andrea Diehl in einer Doppelrolle als Mutter und Bürgermeister-Stellvertreterin anmerkte, mischten sich naturgemäß Freude, Stolz und Erleichterung mit Wehmut.
Schmidt-Kühnles Rede war witzig und klug, gespickt mit wissentlich falschen Zitaten, die einzelnen Lehrkräften fachspezifisch zugeordnet wurden. Das sorgte immer wieder für Heiterkeit in der ohnehin angenehm lockeren Veranstaltung.
Gewiss, die Schüler waren alle todschick, es gab Musik und Ansprachen. Doch sorgte auch die trocken-humorvolle Art und Weise, wie die stellvertretende Schulleiterin Christin Seilheimer die Abiturienten zur Zeugnisausgabe nach vorne rief und sie mit persönlichen Worten bedachte, für gute Stimmung.
Unter der Leitung von Franziska Nelkenstock spielte das Schulorchester Titel wie die kraftvoll-lebhafte "Monmouth Overture" mit dem historisch inspirierten Thema der Schlacht um Agincourt im Jahr 1415 oder – ganz passend – "Final Countdown".
Nicht zuletzt liefen die allermeisten Schüler – bei zweien streikte leider die Technik – mit kleinen, selbst ausgewählten Musikschnipseln zur Zeugnisübergabe auf die Bühne, auch das war abwechslungsreich und manches Mal durchaus überraschend. Oder schlicht ein Hammer, wie die Eigenkomposition "Rhapsodie Op. 1" von Levin Starick, der dem etwas überforderten Keyboard dennoch Töne entlockte, die einen schier von den Stühlen lupften.
Fraglos war die Rede von Scheffel-Preisträgerin Eva Zizlsperger die zentrale Ansprache dieses Vormittags. Georg Büchners Drama "Woyzeck" und Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" über eine Gesundheitsdiktatur, beides lange behandelter Unterrichtsstoff, nahm Zizlsperger als Beispiele für Fremdsteuerung und "wie leicht es ist, seine Stimme zu verlieren".
Sie sagte: "Unsere Zukunft ist kein Erwartungshorizont, sondern ein unbeschriebenes Blatt. Wir brauchen keinen perfekten Plan, aber den Mut loszugehen – lasst uns nicht perfekt sein, sondern ehrlich." Sie schloss mit einem Dank ans Lehrerkollegium, an die Eltern und ihre Mitschüler.
Der Saal erhob sich und applaudierte im Stehen. Kohl sprach später vom Scheffel-Preis als wichtigstem überregionalen Schulförderpreis im Fach Deutsch. Er selbst nahm sich ebenfalls kritisch den Begriff "Informiertheit" vor.
Seine Feinde seien Zeitmangel und die Ökonomisierung von Informationen, worunter die Verlässlichkeit leide. Mittlerweile sei das Internet als Informationsquelle wichtiger als das Fernsehen, der Zuwachs bei Online-Videos gerade bei den Jungen stark. News-Vermeidung nehme zu wegen Überflutung an Nachrichten. "Daher ist Eure Medienkompetenz so wichtig." Darauf habe die Schule die Abiturienten vorbereitet. Sein Appell: "Bewahrt Euch Euren Wissensdurst!"
> Am Kurpfalz-Gymnasium haben 92 Abiturienten die Reifeprüfung bestanden. 36 Schüler haben eine Eins vor dem Komma stehen.
Vier haben hervorragende Leistungen mit einem Traumschnitt von 1,0 erreicht:
- Mohamad Besmar
- Sophia Däublin
- Levin Starick
- Eva Zizlsperger.
Vier weitere würdigte Schulleiter Hans-Peter Kohl für ihr schulisches und soziales Engagement als "Team und eingeschworene Gemeinschaft", die Schülersprecher:
- Mara Bernhart
- Sophia Däublin
- Mika Kühnle
- Lea Weißmann
Preise für ausgezeichnete Leistungen in verschiedenen Fächern gingen an:
- Vincent Abeln: Chemie, Mathematik, Physik
- Lucienne Behnke: Sport
- Nastja Bender: Latein
- Mara Bernhart: Deutsch
- Mohamad Besmar: Chemie, Physik
- Isabel Bonekamp: Englisch
- Sophia Däublin: Gemeinschaftskunde, Latein
- Rahel Dyckhoff: Deutsch
- Emma Fell: Sport
- Emma Gandner: katholische Religion, Biologie, Deutsch
- Neele Gille: Französisch, Mathematik
- Henriette Jäckle: Biologie
- Johansson Finn: Sport
- Jannis Mangang: Physik
- Kieran Melter: Physik, Englisch
- Ann-Kathrin Merkel: Bildende Kunst, Englisch
- Henry Paul: Biologie, Preis des Kollegiums für den größten Leistungszuwachs
- Larissa Röger: Latein
- Justus Rommel: Physik
- Pia Soldan: Bildende Kunst
- Levin Starick: Latein, Physik, Mathematik
- Jakob Strohbach: Geschichte
- Michel Thiemann: Geschichte
- Robert Tzaschel: Sport
- Lea Weißmann: evangelische Religion
- Eva Zizlsperger: Latein, Gemeinschaftskunde, evangelische Religion, Scheffel-Preisträgerin.