Schönau

Ziehen doch Flüchtlinge in die frühere Schmerzklinik?

Der Eigentümer führte trotz des Rechtsstreits wieder Gespräche mit dem Landkreis.

16.02.2023 UPDATE: 16.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden
Die frühere Schmerzklinik steht inzwischen seit 20 Jahren leer. Foto: Alex

Schönau. (cm) Seit nunmehr 20 Jahren steht die ehemalige Schmerzklinik am Stadteingang von Neckarsteinach kommend leer. Und zuletzt sah es nicht so aus, als ob sich dies bald ändern könnte. Doch am Donnerstag befasst sich ab 18 Uhr der Ausschuss für Technik und Umwelt im Schönauer Rathaus mit einem Bauantrag für das Areal. Erneut geht es um die Unterbringung von Flüchtlingen.

Rückblick: Bereits im Jahr 2016 hatte der Rhein-Neckar-Kreis Interesse an der Anmietung des leerstehenden Gebäudekomplexes für bis zu 270 Flüchtlinge. Der Landkreis hatte die Unterkunft zwar angemietet, doch wegen offener Brandschutzfragen kam es nie zur Nutzung. Der Eigentümer klagte vor dem Landgericht auf entgangene Mieteinnahmen von rund 500.000 Euro, scheiterte aber im Jahr 2020.

Als Schmerzklinik hatte das Areal nur vier Jahre gedient, von 1999 bis 2003. Es war in finanzielle Schieflage geraten. Bis 1974 hatte die Firma Freudenberg in dem dreigeschossigen Gebäude mit 3800 Quadratmetern Nutzfläche auf dem 150 Ar großen Grundstück ein Fabrikgebäude und Wohnungen unterhalten. 2014 erfolgte die Zwangsversteigerung.

Konkret geht es am Donnerstag erneut um einen Bauantrag des Eigentümers zur Umnutzung in ein Asylbewerberwohnheim. Bereits im Jahr 2016 hatte der Gemeinderat eine Nutzungsänderung beschlossen. Nun wurde laut Stadt eine "Umplanung mit unwesentlichen Änderungen" eingereicht.

Zum einen sollen zwei kleine bestehende Technikräume mit weniger als insgesamt zehn Quadratmetern Grundrissgröße genehmigt werden. Und zum anderen sei der Anbau eines Balkons beabsichtigt. Außerdem sollen im Gebäude kleinere Baumaßnahmen vorgenommen werden, die keiner Baugenehmigung bedürfen wie das Einziehen und Entfernen von Innenwänden.

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"Der Antrag ist genehmigungsfähig", betont Matthias Frick. Der Bürgermeister berichtet von erneuten Gesprächen zwischen Eigentümer und Landkreis, der Änderungen gewünscht habe.

Offenbar habe der Kreis aber nach dem Rückgang der Flüchtlingszahlen wieder das Interesse verloren. Auch der Eigentümer bestätigt auf RNZ-Anfrage Gespräche trotz des früheren Rechtsstreits: "Das Landratsamt kam wieder auf mich zu und war sich sicher, dass es diesmal zur Nutzung kommt."

Die Behörde habe unter anderem eine Umgestaltung von Duschen gewünscht. Es sollte ein Vertrag über drei Jahre geschlossen werden. Der Eigentümer sah aber eine "einseitige Risikoverteilung", weil er in Vorleistung gehen sollte. "Ich habe schon länger nichts mehr vom Landratsamt gehört", sagt der Mann.

Landkreis-Sprecher Ralph Adameit bestätigt auf RNZ-Anfrage Gespräche, erklärt aber: "Eine Nutzung der ehemaligen Schmerzklinik durch die Untere Aufnahmebehörde ist derzeit nicht geplant."

Derzeit, ja. Bürgermeister Frick sieht den Bauantrag auf die Zukunft gerichtet: "Die Flüchtlingszahlen können steigen und dann wird die Schmerzklinik wieder interessant." Er wünscht sich eine dauerhafte Nutzung und langfristige Lösung. Für ein Pflegeheim sei das Gebäude zu groß, denkbar sei aber eine Wohnbebauung. "Die Lage ist top und dafür mehr als prädestiniert", meint Frick.

Eine reine Nutzung als Flüchtlingsheim sei nicht wünschenswert und berge sozialen Sprengstoff, so Frick: "Eine Mischung wäre angemessen." Ein Flüchtlingsheim wäre nur eine "Zwischenlösung", betont der Eigentümer. "Ich will den Standort langfristig entwickeln." Eine finale Planung gebe es aber noch nicht.

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