Kämmerer Timo Wangler will Bürgermeister in Ketsch werden
Der Ex-Skispringer redet über sein großes Ziel. Ist es ein Sprung an die Spitze im zweiten Versuch?

Sandhausen/Ketsch. (luw) Wenn es für ihn gut läuft, muss sich die Gemeinde Sandhausen im Sommer nach einem neuen Kämmerer umschauen: Timo Wangler kandidiert bei der Bürgermeisterwahl am 8. Mai in seinem Wohnort Ketsch. Der 48-Jährige leitet die Kämmerei der Hopfengemeinde seit 2011, im Rathaus arbeitet er bereits seit 2001. Nachdem er hier im vergangenen Jahr im Rennen um die Nachfolge des abgetretenen Bürgermeisters Georg Kletti das Nachsehen hatte, will er es nun in Ketsch versuchen.
Eines ist Wangler wichtig zu betonen: "Ich bin auch in Sandhausen super zufrieden, mein Verhältnis zu Bürgermeister Hakan Günes ist gut." Schließlich waren der heute 28-jährige Rathauschef und er vor knapp einem Jahr noch Konkurrenten um ebenjenen Spitzenposten in der Gemeindeverwaltung. Spätestens im zweiten Wahlgang wurde die Abstimmung zum Duell: Günes kam auf knapp 53, Wangler auf 44 Prozent. "Ich bin Sportler und kann gut mit Niederlagen umgehen", sagt der stets aufgeräumt wirkende Familienvater, der in Freiburg im Breisgau geboren und im Südschwarzwald aufgewachsen ist. Der frühere Nationalmannschafts-Skispringer, der die Deutschen Jugendmeisterschaften gewann und mit dem späteren Star Sven Hannawald ein Zimmer teilte, holte 1993 auch schon Weltcup-Punkte bei der Vierschanzen-Tournee. Groll nach der Wahl 2021 hegt er jedenfalls keinen: Im Falle einer Niederlage in Ketsch würde er auch unter Günes gerne weiterarbeiten, sagt er.
Doch jetzt sei für ihn genau die richtige Zeit, sich in seiner Wahlheimat um die Nachfolge des nach 16 Jahren scheidenden Amtsinhabers Jürgen Kappenstein (parteilos) zu bewerben: "Meine Kinder sind 13 und 16 Jahre alt – das passt jetzt, wo sie nicht mehr so klein sind." Der heute 48-Jährige kam gleich nach dem FH-Studium als Diplom-Verwaltungswirt im Jahr 2004 nach Ketsch, wo seine Ehefrau Katja aufgewachsen ist.
Dass er Bürgermeister werden will, sei für Wangler übrigens schon lange klar: "Mein erstes berufliches Ziel in der Lebensplanung war immer Kämmerer und mein zweites Bürgermeister." Und neben Sandhausen sei Ketsch eben die naheliegendste Möglichkeit. "Über all die Jahre saß ich in den Gemeinderatssitzungen und habe so viel kommunalpolitische Erfahrung gesammelt, dass ich diese jetzt auch anwenden möchte", sagt der parteilose Kandidat, der bereits die Unterstützung von Freien Wählern und SPD in Ketsch zugesichert bekam. Drei weitere Kandidaten sind Stand jetzt im Rennen: Zwei davon sind ebenfalls parteilos, der dritte gehört der CDU an. In Sandhausen hatte Wangler übrigens einen Überraschungserfolg gelandet, indem er die Unterstützung der SPD gewann – obwohl im Bewerberfeld gleich zwei Kandidaten mit rotem Parteibuch waren, einer davon der frühere Meckesheimer Rathauschef Hans-Jürgen Moos.
Reizvoll ist die Wahl in Ketsch für Wangler auch aus einem weiteren Grund: "Die Finanzen sind ein großes Thema, im Ergebnishaushalt dieses Jahr steht ein Defizit von 4,8 Millionen Euro." Hier sieht sich der Finanzexperte für das Bürgermeisteramt als "genau der Richtige", ohne dabei den dortigen Kämmerer Gerd Pfister geringzuschätzen: "Ich kenne ihn und er ist ein sehr guter Kämmerer, aber ein Bürgermeister kann Zeichen setzen."
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So hofft der 48-Jährige nun, sein großes Ziel beim zweiten Versuch zu erreichen. "Dann würde ich es wirklich vermissen, täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren", ergänzt er angesichts einer dann wesentlich kürzeren Pendelstrecke schmunzelnd: "Aber man muss ja nicht auf dem direkten Weg ins Rathaus fahren ..."