Liem soll jetzt noch möglichst viel Schönes erleben
Dem vierjährigen Jungen bleiben kaum Chancen gegen den Krebs. Es gibt eine große Hilfsbereitschaft.

Sandhausen. (luw) Beinahe die Hälfte seines bisherigen Lebens hat Liem entweder im Krankenhaus oder isoliert zu Hause verbracht: Der Vierjährige ist an Leukämie erkrankt. Trotz 17 Chemotherapien und einer Stammzellenspende seines Vaters geht seine Chance auf Heilung inzwischen "gegen null", wie Papa Chanyutt Bayerbach gegenüber der RNZ erklärt. Nun will sich die junge Familie darauf konzentrieren, Liem eine möglichst schöne Zeit zu bereiten – in dem Wissen, dass er schon bald sterben könnte.
Deswegen geht durch die Region gerade eine Welle der Hilfsbereitschaft. Freunde der Familie haben eine Spendenaktion gestartet, auch der Verein "Herzensmensch Rhein-Neckar" hat nun ein Konto eingerichtet. "Diese letzten kostbaren Wochen sollen nicht zusätzlich durch finanzielle Sorgen überschattet werden", schreibt der Verein.
"Momentan geht es ihm gut", sagt Liems Vater: "Sein Immunsystem ist gerade hochgefahren." Doch das könne sich jederzeit ändern. Diagnostiziert wurde die Krankheit bei Liem im Sommer 2023. Schon da berichtete die RNZ über eine Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) für den damals Zweijährigen. "Da gab es noch eine 20-prozentige Chance auf eine Heilung", erinnert sich Bayerbach.
In der Folge seien sogar einige mögliche Stammzellenspender für Liem gefunden worden; diese hätten sich allerdings nicht mehr zurückgemeldet. Daher sah sich der Vater zu einer eigenen Spende gezwungen. "Das war Plan C", sagt er angesichts der nur 50-prozentigen Chance darauf, dass Liems Körper die Zellen annehmen würde. "Das ist ein großes Risiko, wie eine Organspende", so Bayerbach: "Aber die Zeit drängte..."
Doch der Erfolg blieb aus: 116 Tage nach der Stammzellenspende kam die Leukämie zurück. Liems Heilungschancen sanken auf fünf Prozent. Auch die Chemotherapien hatten nicht den erhofften Effekt, zudem wurde eine "akute myeloische Leukämie" (AML) bei Liem festgestellt: laut Bayerbach eine Art "Unterkrankheit" von Leukämie, die vor allem für Kinder sehr gefährlich sei.
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Gerade habe man Liem testen lassen, ob es sich um eine neue Mutation der Krankheit handelt: Nur wenn dies der Fall ist, gibt es überhaupt noch eine minimale Überlebenschance.
"Dann könnte es noch eine Möglichkeit geben, dass man eine Schwachstelle dieser Mutation findet – aber dazu gibt es keine Erfahrungen, das wäre ein Experiment", erklärt der Vater. Das Ergebnis des Tests steht noch aus.
Doch andererseits hat die Familie kaum noch Kraft. Bayerbach ist seit vergangenem Dezember mit einer leichten Depression krankgeschrieben. Seither arbeitet er nicht mehr als Projektmitarbeiter einer Firma für Medizintechnik. "Liem kennt nichts anderes als Krankenhaus und Isolation zu Hause", sagt er.
Und draußen müsse man stets aufpassen, kein zu großes Risiko einzugehen, dass Liem in Kontakt mit Viren kommt: Jede noch so kleine Erkältung könnte lebensgefährlich für ihn sein. "Deswegen sind wir immer nur auf dem Spielplatz an der Autobahnraststätte Hardtwald, weil da sehr wenig los ist", berichtet Bayerbach.
Doch in den nächsten Tagen wolle man Liem noch einige besonders schöne Seiten des Lebens zeigen: Zuerst soll es in den Holiday-Park in Haßloch gehen – wenn die Ärzte zustimmen, danach auch noch in den Europa-Park Rust und ins Phantasialand.
Bayerbach betont, dass seine Freunde bereits kurz nach der Diagnose vor zwei Jahren eine Spendenaktion vorgeschlagen hätten. "Aber da hatten wir noch Ersparnisse, die jetzt aufgebraucht sind." Er bittet dennoch darum, "nur zu spenden, wenn es nicht wehtut".
Und eines ist Liems Eltern in diesem Zusammenhang noch wichtiger: "Wir wollen auf diese Krankheit aufmerksam machen und darauf, wie wichtig es ist, sich bei der DKMS zu registrieren – das wird Liem nicht mehr helfen, aber anderen mit seiner Krankheit..."
Info: Spendenaktionen gibt es unter den Adressen www.gofund me.com/f/liems-letzte-reise und unter www.herzensmensch-rn.de