Schnelltester rechnen mit weniger Kunden
Auch nach Corona-Lockerungen gibbt es Nachfrage an Stationen. Nach der Neuregelung müssen Kontrolle und Abrechnung organisiert werden.
Von Sabrina Lehr
Region Heidelberg. Lange wurde diskutiert, nun ist es offiziell: Die Corona-Bürgertests bleiben – aber nicht für alle kostenlos. Was die Schnelltester rund um Heidelberg davon halten und wie ihre Lage nach Auslaufen der Testpflicht in vielen Bereichen ist, hat die RNZ bei drei Schnelltestern nachgefragt.
> Die Resonanz auf die neuen Testregelungen fällt gemischt aus. "Ich denke, hier wurde ein annehmbarer Kompromiss gefunden", sagt Lovis Stricker, Geschäftsführer der Aspilos GmbH, die in und um Heidelberg 20 Testzentren betreibt. Drei davon befinden sich in Neckargemünd und Dossenheim. "Der Staat hat Milliarden investiert, die wieder reinmüssen", sagt Sali Alihajdaraj, der die Leimener SA Schnelltest UG führt. Und Jakob Ramirez Müllerschön, Chef des Meckesheimer Unternehmens Acovid, erachtet als positiv, dass vulnerable Gruppen sich weiter kostenlos testen lassen können. "Mir fehlt aber etwas Verständnis, weil Leute aus dem Umfeld sich testen lassen müssten, um vulnerable Gruppen zu schützen."
> Die Kosten für die Tests, die ab 1. Juli für Testwillige drei Euro betragen sollen, werden Alihajdaraj zufolge nicht alle vom Test abhalten: "Wenn es jemand wissen will, zahlt er auch." Müllerschön denkt dagegen an "alle, die nicht viel Geld verdienen oder Studenten sind": "Die bleiben auf der Strecke." Stricker fällt auf die Frage, ob Menschen bereit sind, für Tests zu zahlen, die Einschätzung schwer. "Ich denke die Testzahlen werden etwas zurückgehen, aber nicht komplett einbrechen."
> Die Nachfrage nach Schnelltests sei trotz weitgehender Aussetzung der Testpflicht nicht weggebrochen. "Man merkt, dass die Menschen immer noch ein Interesse haben, das Virus nicht zu verbreiten und zu wissen, ob es sich bei dem Halskratzen um Corona handelt", so Stricker. Die Drive-In-Teststation von Alihajdaraj verzeichnet seit Pfingsten rund 80 Schnelltests am Tag – zuvor seien es um die 50 gewesen. Bei Acovid besteht laut Müllerschön gegenüber der Pandemie-Hochphase zwar nur noch ein Testaufkommen von etwa 20 Prozent. Die Nachfrage sei aber immer noch gegeben. Ihre Kundschaft beschreiben indes alle Tester als gemischt: Neben Kontaktpersonen kämen Menschen zum Test, die Besuche in Krankenhäusern und Altenheimen machen wollten – oder eben auch jene, die befürchten, sich infiziert zu haben.
> Die Positiv-Quote beziffern alle Stationen im ein- beziehungsweise niedrigen zweistelligen Bereich. Während Aspilos von acht Prozent positiver Tests berichtet, nennt Alihajdaraj knapp fünf Prozent im Juni. Bei Acovid schätzt Müllerschön den Anteil positiver Testergebnisse auf rund zehn Prozent.
> Die Probleme der Neuregelung sieht Müllerschön in der Kontrolle der Nachweise für jene, die noch einen Anspruch auf kostenlose Tests haben. Auch bezüglich der Abrechnung sieht der Acovid-Chef noch Hindernisse. Bei der SA Schnelltest UG weiß man zwar auch noch nicht, wie die Neuerung "gehandelt werden soll". Alihajdaraj sieht aber eine Hilfe darin, dass bereits 2021 kurzfristig Tests kostenpflichtig waren und damalige Strukturen als Blaupausen dienen könnten. Eine generelle Herausforderung sehen aber beide: "Wegen der Politik kann man immer nur zwei Monate planen", so Müllerschön. Und spätestens im Herbst prognostizieren beide eine neue Corona-Welle – bei der die Schnelltester dann wieder dringend gebraucht würden.