"Ein Neubau wäre einfacher gewesen"
SRH-Internatsgebäude wurde dreieinhalb Jahre lang saniert - Konzern will weitere 60 Millionen Euro in Standort investieren

Das neu sanierte Internatsgebäude der SRH in Neckargemünd: Besonders die roten vorgehängten Balkone sind ein Hingucker. Fotos: Haasemann-Dunka
Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. "Das Internat ist neu gebaut", stellte der Geschäftsführer der SRH-Schulen, Dr. Tobias Böcker, bei der Übergabefeier des sanierten Hauses 11 fest. Ihm wurde zugetragen, wie sich die Schüler nach ihrem Einzug fühlen: "Alle sind sehr zufrieden." Zu Ehren des sanierten Bauwerks sang der Chor "Voices ’n Scenes" unter der Leitung von Petra Schostak und Viola Bommer "Africa" und "Es ist Sommer". Den Schlusspunkt setzten die Internatsbewohner und das Internatsteam mit dem fröhlichen Baulied "Das Haus ist fertig, wir haben es geschafft".
Mehr als dreieinhalb Jahre hat die Sanierung des SRH-Internatsgebäudes am Standort Neckargemünd gedauert. "Ein Neubau wäre einfacher gewesen", räumte der stellvertretende SRH-Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Eucker in seiner Rede ein, aber dafür fehlte der Platz und deshalb musste der Bestand saniert werden. Für die Bewohner und für die Mitarbeiter bedeutete das über einen langen Zeitraum: umziehen, ausweichen, Lärm und Staub in Kauf nehmen.
Bislang hat die SRH-Holding 13,2 Millionen Euro in den Standort Neckargemünd im Rahmen der Sanierung investiert. Weitere 60 Millionen Euro sind eingeplant. "Der Standort hat einen festen Platz innerhalb der SRH-Familie", betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende. Er sah im sanierten Bauwerk ein gutes Beispiel, wie künftig weitere Gebäude im Umfeld aussehen könnten, auch wenn noch nicht abschließend feststeht, ob im Zuge des weiter fortlaufenden Sanierungsprozesses alles ersetzt wird.
31 Firmen und vier Ingenieurbüros waren an der Sanierung von insgesamt 425 Räumen in dem Gebäude beteiligt. "Jeder Raum hat seine eigene Nutzung und Ausstattung." Gerade das Thema Brandschutz stellte große Herausforderungen dar und manche Staubattacke löste die Brandmelder aus. Ein besonderer Dank galt dem Architektenteam "Donnig, Unterstab und Partner" aus Raststatt, das einen guten Job gemacht habe, ebenso Ulf Grünert, Leiter vom Bau und Immobilienmanagement in der SRH-Holding, und nicht zuletzt auch dem Mitarbeiterteam des Internats um Leiterin Heike Trabold.
In drei Bauabschnitten wurde die Sanierung im laufenden Betrieb durchgeführt. "Nach mehr als 40 Jahren war es die erste Erneuerung", berichtete Stefan Hunzinger, Architekt im Team von "Donnig, Unterstab und Partner". Das Dach war undicht und die alte Haustechnik musste komplett ersetzt werden. Als wichtige Stichpunkte, an denen sich die Planung orientierte, nannte er Funktionalität, Farb- und Materialwahl sowie die energetische Sanierung. Wärmedämmung und dreifach verglaste Alufenster erfüllen nun die heutigen Anforderungen. Die Wohngruppen wurden in Gänze neu gestaltet. Dabei sollte viel Tageslicht in die Räume gelangen und große vorgehängte Balkone in der Farbe Rot die Aufenthaltsmöglichkeiten in den Wohngruppen erweitern.
Das Sechseck, den Bienenwaben im Bienenstock abgeguckt, spielt mit seinem Symbol für ein harmonisches Zusammenleben bei der Wohngruppengestaltung eine Rolle. Bei der Übergabe des Hauses 11 spiegelte sich dies in der Überreichung von zwei sechseckig gestalteten Hinweistafeln wider.
Internatsleiterin Heike Trabold blickte auf die Umbauzeit mit einem Augenzwinkern zurück: "Ein Architekt, der sagte, alles im Plan; Gewusel im ganzen Haus; Unglaube und Verwunderung, dass am Ende ein Gesamtwerk entsteht." Doch schließlich wurde alles gut. Sie befragte die Internatsbewohner, was ihnen an dem neuen Gebäude gefällt. Genannt wurde beispielsweise, "dass wir Chips haben und keine Schlüssel mehr", dass es offen gestaltet sei, dass die Küche der Mittelpunkt der Gruppe geworden oder dass alles so modern sei.