OB-Wahl: In vier Wochen hat Reinwald Leimen erobert
Der Leimener Wahlsonntag stürzte die Grünen in ein Wechselbad der Gefühle

Von Thomas Frenzel und Alexander Werschak
Leimen. Die Schlacht ist geschlagen, die Entscheidung gefallen und auf die zunehmende Nervosität der Wochen folgte am Tag nach der OB-Wahl so etwas wie gelassene Entspanntheit. Hans Reinwald, der Sieger des Wahlsonntags, hatte ja mit beinahe Zwei-Drittel-Mehrheit das Ringen um das höchste Amt in der Großen Kreisstadt gewonnen. Und schon am Montagabend hatte ihn der bürgermeisterliche Alltag wieder: Hans Reinwald leitete zuhause in Graben-Neudorf eine öffentliche Gemeinderatssitzung. Worum es ging? Um völlig Kommunales, um die Einstellung eines Schulsozialarbeiters und um die anstehende Sanierung einer Halle.
Gut vier Wochen lang hatte sich der 47-Jährige eine Auszeit von seinem Rathausjob im Landkreis Karlsruhe genommen, um Leimen zu erobern. Dass ihm dies schon im ersten Wahlgang mit derartiger Deutlichkeit gelingen würde, daran hatte er selbst nicht zu glauben gewagt. Das räumte er gegenüber der RNZ freimütig ein. Doch das Votum der Leimener war einhellig: In keinem der 18 Stimmbezirke fiel er unter die 60-Prozent-Marke, in einem Bezirk - im kleinen Ortsteil Ochsenbach - übersprang er sogar die 70-Prozent-Hürde.
Sein Dankeschön ist genauso eindeutig. "Der Wahlkampf hat Spaß gemacht", sagte Reinwald mit Blick auf die mannigfache Begegnung mit den Leimenern und ergänzt: "Die Stadt hat Potenzial und tolle Menschen!" Einen 100-Tage-Plan für seine im Juni beginnende Amtszeit hat er sich zwar noch nicht zusammengestellt, aber die Marschrichtung ist festgelegt: In acht Jahren, zum Ende seiner ersten Amtszeit, würden die Leimener wieder stolz auf ihre Stadt sein. Dann stehe Leimen vom Erscheinungsbild wieder attraktiver da, sagte der CDU-Mann, und von den Finanzen her "hoffentlich besser". Dieses Ziel verstehe er als Lebensaufgabe, sagte Reinwald.
Den Blick nach vorne richtete auch der unterlegene OB-Kandidat und Grünen-Chef Sahin Karaaslan: Der sehr faire Wahlkampf, sagte er, "ist ein gutes Vorzeichen für die künftige Zusammenarbeit". Dessen ungeachtet hatte der Wahlsonntag die Leimener Grünen in ein Wechselbad der Gefühle gestürzt: Die Landtagswahl machte sie mit 26,3 Prozent zwar zur stärksten politischen Kraft in der Stadt, die sich übrigens auch als AfD-Hochburg erwies. Von dem grünen Aufwind konnte der 37-jährige Kandidat mit den kurdischen Wurzeln aber dennoch nicht profitieren. Nur in zwei OB-Stimmbezirken - einmal im Leimener Nordosten, einmal in seinem direkten Wohnumfeld in der St. Ilgener Straße - konnte er die 20-Prozent-Marke ansatzweise überschreiten. Andernorts wiederum, in zwei Bezirken in St. Ilgen, wurde dieses Ergebnis halbiert. Am Ende waren es 14,8 Prozent, die Karaaslan wählten.
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Wie er hatte auch Christa Foß als dritte Kandidatin auf einen zweiten Wahlgang spekuliert, wie sie sagte. Dafür hatte die 57-jährige Diplom-Übersetzerin bis zur letzten Minute gekämpft. Auch wenn sie sich schlussendlich mit 13,9 Prozent begnügen musste - sie zeigte sich durchaus stolz darauf, wie viele Menschen sie als Parteilose in der kurzen Zeit ihrer Kandidatur erreichen konnte. Dies gelang ihr nicht zuletzt in der Fasanerie, wo sie in zwei Stimmbezirken die 20-Prozent-Marke knacken konnte.
Die meisten Stimmen für die Sonstigen, die bei 6,1 Prozent landeten, gab es übrigens im südlichen St. Ilgen. Hier kamen sie auf 9,9 Prozent.