Rauenberg

Evangelische Paulusgemeinde lädt zum ersten digitalen Abendmahl

"Das Abendmahl ist etwas, was die Menschen stark vermissen" - Etwas Nähe beim gemeinsamen Gottesdienst verspüren

21.04.2021 UPDATE: 22.04.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden
Pfarrerin Sandra Alisch. Foto: Pfeifer

Rauenberg. (tt) Gottesdienste, die ins Internet übertragen werden, sind heute nichts Besonderes mehr. Ein digitales Abendmahl, wie es die evangelische Paulusgemeinde Wiesloch am Freitag, 30. April, um 19 Uhr veranstalten will, ist aber immer noch eine Besonderheit. Im Interview berichtet Pfarrerin Sandra Alisch, wie es zu der ungewöhnlichen Idee kam.

Frau Alisch, Sie planen ein digitales Abendmahl. Wie muss man sich das vorstellen?

Für diesen kleinen Gottesdienst werden wir das Online-Besprechungs-Programm Zoom nutzen, damit sich an den Geräten tatsächlich auch alle sehen können. Wir feiern mit gemeinsamen Ankommen und Beten und bitten jeden Teilnehmer, eine Kerze anzuzünden und etwas zum Essen und Trinken bereitzulegen. Idealerweise hat man ein bisschen Wein oder Traubensaft und Brot zu Hause. Dann leite ich das mit unserer Ältesten Kirsten Turba an, wir sprechen die Einsetzungsworte zum Abendmahl und essen dann alle zeitgleich und können uns dabei auch alle sehen. Das ist ein deutlicher Mehrwert zu den bisherigen Youtube-Gottesdiensten, wo jeder für sich allein ohne jede Interaktion sitzt.

Wie kam es zu der Idee?

Das digitale Abendmahl gibt es schon relativ lange – sogar unabhängig von Corona – von Theresa Brückner, einer Pfarrerin aus Berlin, die den Auftrag hat, Kirche digitaler zu gestalten. Das habe ich immer mal wieder verfolgt in den Sozialen Medien und dann auch an einer Online-Fortbildung vom Michaeliskloster Hildesheim und dem Team von Brot und Liebe zu dem Thema teilgenommen. Die haben uns verschiedene Elemente gezeigt, zum Beispiel ein Chatgebet oder ein Tastaturgebet. Das digitale Abendmahl habe ich zum ersten Mal letztes Jahr für die Konfirmanden angeboten.

Warum?

Unsere Konfirmanden haben in normalen Jahren ihr Abendmahlsgeschirr selbst getöpfert und dann Gründonnerstagabend einen Gottesdienst gefeiert, den ich anleite. Aber die "Konfis" dürfen selbst mit ihrem eigenen Geschirr das Abendmahl ihren Familien reichen. Coronabedingt konnte das in diesem und im letzten Jahr in unseren Gemeindehäusern nicht stattfinden, deshalb haben wir es online gemacht und an Gründonnerstag 2021 die Variante über Zoom getestet. Da hatten wir tolle Rückmeldungen, denn ich glaube, das Abendmahl ist etwas, was die Menschen stark vermissen.

Mit der gesamten Gemeinde ist das jetzt also eine Premiere. Sind Sie aufgeregt?

Ja, klar. Ich habe natürlich den Wunsch, dass es möglichst viele Menschen für sich nutzen und eine Stärkung daraus ziehen können. Die Technik hat aber natürlich immer ihre Tücken und deshalb bin ich schon etwas nervös. Sehr dankbar bin ich deshalb auch Christian Eckert, dass er im Hintergrund die ganze Technik für uns übernimmt. Er lässt die Teilnehmer aus dem Warteraum in den eigentlichen Zoom-Raum und er sorgt auch dafür, dass alle Mikrofone ausbleiben. Denn wir wissen, das kleinste Rascheln an so einem hochsensiblen Mikrofon stört die ganze Andacht. Er schaltet auch im richtigen Moment unsere Musikerin Ute Roth frei und spielt die Lieder ein.

Wen sprechen Sie denn mit dem digitalen Abendmahl an?

Alle, die Interesse haben. Mir ist wichtig, dass das kein bitterer Ersatz für das ist, was wir sonst machen. Natürlich ist es aus der Not heraus geboren, aber wir machen da schon eine Tugend draus. Denn es ist auch ein Format, dass Menschen erreicht, die sonst nicht zu einem Abendmahl oder einem Gottesdienst gekommen wären. Wir haben auch bewusst eine andere Zeit gewählt – es ist kein Sonntagmorgen –, sodass auch Menschen teilnehmen können, die sonst keine Zeit haben. Wir freuen uns auch auf Teilnehmer, die früher mal zu unserer Gemeinde gehörten oder jemanden aus unserer Gemeinde kennen. Die können dann zumindest virtuell etwas Nähe spüren, denn über den Chat kann jeder auch Fürbitten einbringen.

Wie transportiert man denn diese Nähe über den Bildschirm?

Normalerweise fassen wir uns ja nach dem Abendmahl an den Händen. Das geht online natürlich nicht. Aber wir haben das beim letzten Mal so gemacht, dass jeder seine Hände an die Seiten des eigenen Kamerasichtfeldes gehalten hat. Und wenn das mehrere nebeneinander tun, bekommt man das Gefühl, dass man sich anfasst. Das ist viel mehr, als ein Youtube-Gottesdienst, den man nur konsumieren kann.

Wenn es gut angenommen wird, planen Sie dann weitere interaktive Gottesdienstformen?

Wir haben schon Ende der Pfingstferien, am 6. Juni, ein weiteres digitales Abendmahl geplant. Wir haben aber tatsächlich nur noch ganz wenige Youtube-Gottesdienste, stattdessen sind wir zwei Mal in der katholischen Kirche zu Gast, um einen Präsenzgottesdienst machen zu können. Am 30. Mai und 18. Juli werden wir noch einmal die offene Kirche anbieten. Dabei sollen die Menschen an einem anderen Ort zur Ruhe kommen – mal etwas anderes sehen, als nur die eigenen vier Wände.

Info: Anmeldungen zum Abendmahl an: sandra.alisch@kbz.ekiba.de

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.